Schlagwortarchiv für: 40 Jahre Triathlon

Seit über zehn Jahren spricht Marco Sommer mit Menschen über Triathlon. „Triathlon Podcast“ heißt das Format treffenderweise. 2013 begann der Münchener bereits Interviews zu führen und zu veröffentlichen. Vor dem Mikro hatte er schon Stars wie Sebastian Kienle oder Timo Bracht, aber auch Einsteiger oder Engagierte. Das erste Interview führte er übrigens mit Sailfish-Macher Jan Sibbersen im Vorfeld der Sailfish Night of the Year 2012. Die Persönlichkeit des Interviewpartners herauszuarbeiten, ist seit jeher eines der Ziele von Marco Sommer. Natürlich ist er selbst Triathlon-begeistert. Seit 2007 betreibt er den Sport. Wie viele Athleten beschäftigte er sich mit Training, den Stars der Szene, versuchte Informationen, Details und Internas zu bekommen. Mit dem Format war Marco Sommer einer der Ersten in Deutschland. Auch über die Jahre hinweg entwickelte er nicht nur das Podcast Format, sondern präsentierte Triathlon und seine vielfältigen Akteure immer in einem besonderen, detailreichen, persönlichen Licht.

Portrait

Marco Sommer

Hallo Marco, wann und wie entstand die Idee einen Podcast zu machen?

Die Idee zum Podcast entstand 2012, als ich mich auf einer längeren Autofahrt fragte, wie man den Triathlonsport und seine Menschen authentisch und nahbar präsentieren könnte. Podcasts waren damals in Deutschland noch ein ziemlich neues Medium, aber ich sah auf Anhieb das Potenzial, spannende Geschichten direkt und ungefiltert an die HörerInnen zu bringen. Gesagt getan, also habe ich mich in die technischen Themen des Podcastings reingearbeitet, teilweise mit Hilfe von Podcaster Kollegen in den USA, weil es in Deutschland zu der Zeit noch nicht so viele Ressourcen gab, die sich damit auskannten. Das erste Interview mit Jan Sibbersen von Sailfish im November 2012 war dann der Startschuss meiner Podcast Reise. 

Warum ausgerechnet zum Thema Triathlon?

Schon als Kind war ich sehr sportbegeistert und wenn ich morgens vor der Schule die Zeitung gelesen habe, war der Sportteil meine erste Anlaufstelle. Seit 2007 betreibe ich den Triathlonsport selbst und war immer fasziniert von den Persönlichkeiten, den Geschichten und den Herausforderungen, die mit Triathlon verbunden sind. Ich finde das Triathlon eine unglaublich vielfältige Sportart ist, nicht nur körperlich, sondern insbesondere auch was mental zwischen den Ohren passiert. Man kann dabei sehr viel über sich selbst lernen. Triathlon hat auch das Potenzial Menschen zu inspirieren und das wollte und will ich mit meinem Podcast transportieren. Kurz gesagt ist Triathlon zu einer Leidenschaft von mir geworden.

Gerade gibt es auf der Website triathlonbayern.de eine Reihe an Portraits und Interviews. Die Erstellung ist ganz schön aufwändig. Es fließt viel Zeit in die Vorbereitung, braucht viel Abstimmung und Musße, bis schlussendlich ein Interview veröffentlicht werden kann. Wie viel Zeit hast du bisher in dein Projekt investiert und wie schaffst du dir die nötigen Ressourcen?

Gute Frage, ich denke da sind wirklich viele, unzählige Stunden reingeflossen – von der Recherche über die Vorbereitung bis hin zur Nachbearbeitung und dem Marketing der jeweiligen Podcastfolge. Da kommen sehr viele Stunden, bzw. Tage zusammen, da die Playtime aller bislang veröffentlichten Folgen mehr als zwei Wochen non-stop abspielen umfasst.

Gerade am Anfang war es sehr zeitintensiv, da ich mir ja alles selbst beigebracht habe. Heute hilft mir eine gut strukturierte Planung und die Erfahrung aus den vielen Folgen. Natürlich gibt es im Zuge der Zeit hier und da auch mal Hängerchen im Leben eines Podcasters, aber die Leidenschaft für das Triathlon Thema ist meine größte Ressource – sie treibt mich immer wieder an und lässt mich auch mal durch solche Phasen gehen.

Über 570 Folgen findet man in der triathlon Podcast Mediathek. Hast du persönlich Lieblings-Folgen? Welche Begegnungen waren besonders?

Mir sind „alle“ Interview Folgen besonders in Erinnerung geblieben und es fällt mir ehrlich gesagt schwer die eine Lieblingsfolge zu benennen. Alle Gespräche, sei es mit bekannten Profis, als auch mit interessanten Hobbysportlern und Neulingen im Sport haben mich berührt, weil sie oft unerwartet emotionale und inspirierende Geschichten erzählen. Kurz gesagt – jede Folge hat etwas Einzigartiges (diplomatische Antwort, gell 😉).

Im Vergleich zu schriftlichen Interviews braucht es für ein gutes Podcast-Gespräch Vertrauen zwischen den Gesprächspartnern und Einfühlungsvermögen. Hattest du die Fähigkeiten, eine gute Atmosphäre zu schaffen, schon immer, oder hast du sie in deiner Arbeit erst entwickelt?

Ich denke, gut Zuhören konnte ich schon immer und aufrichtiges Interesse an Menschen war ebenfalls schon immer bei mir vorhanden. Und was das Thema Interviewführung angeht, ich habe es mir einfach zugetraut und gemacht (auch ohne eine journalistische Ausbildung).

Einen klassischen Fehler habe ich gleich am Anfang gemacht, denn in mein erstes Interview bin ich mit einem detaillierten 3-seitigen Fragenskript aufgetaucht, um bestens vorbereitet zu sein. Im Nachhinein betrachtet absoluter Nonsens und Jan Sibbersen hat mir schnell den Ratschlag gegeben, das Gespräch einfach mal laufen zu lassen und nicht mich an vorgefertigten Fragen entlangzuhangeln. Den Ratschlag von Jan habe ich danach weiter beherzigt.

Ich denke, die Basis war sicherlich immer mein echtes Interesse an den Menschen und ihren Geschichten.  

Wie findest du heute, nach so vielen Folgen, noch neue Themen? Haben sich deine Ziele mit der Zeit verändert?

Der Triathlonsport entwickelt sich ständig weiter, sei es durch neue Technologien, neue Akteure im Sport, neue Entwicklungen und Trends im Sport. Das bietet immer wieder neue Ansätze für interessante Gespräche. Der Kern bleibt aber: Menschen und ihre Begeisterung für den Sport in den Mittelpunkt zu stellen.

Vielen Dank, Marco, für dein Engagement!

Vielen Dank für die interessanten Fragen und die Möglichkeit, über meine Arbeit und Leidenschaft zu sprechen!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

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Fotos: private Aufnahmen

Die Kleinstadt Roth ist weltbekannt. So kann es einem passieren, dass man irgendwo auf der Welt gefragt wird, woher man käme und die Person gegenüber bekommt mit der Antwort „Roth“ glänzende Augen. Grund dafür ist der Challenge Roth, der das sonst eher unbekannte Städtchen im malerischen Mittelfranken zum Triathlon-Epizentrum machte und jedes Jahr auf neue macht.

Alles begann Anfang der 1980er-Jahre, als Detlef Kühnel (sein Porträt lesen Sie hier) durch seinen Sportkameraden Manuel Debus von einer neuen Sportart hörte, die in den USA an Popularität gewann: Triathlon. Die Idee, Schwimmen, Radfahren und Laufen in einem Wettkampf zu vereinen, faszinierte ihn. Seine erste Erfahrung damit – ein Erlebnis. Er setzte alles daran, das neue Format auch in Deutschland bekannt zu machen.
Von Beginn an dabei war Herbert Walchshöfer. Er war damals noch stellvertretender Geschäftsführer der Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg und war bei dem neuen Event für Presse, Marketing sowie Moderation im Zielbereich verantwortlich. Diese Voraussetzungen sollten sich als perfekt erweisen, denn schnell wurde das Rennen bekannt und beliebt – weit über Roth und sogar Deutschland hinaus.

Eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte entwickelte sich, die 2002 ein neues Kapitel aufschlug. Statt Teil der internationalen Rennserie Ironman zu sein, wurde das Rennen nun eigenständig. 2001 war nämlich der Vertrag mit den IRONMAN Lizenzgebern nicht mehr verlängert worden, nachdem diese für die Veranstalter unannehmbare finanzielle und organisatorische Forderungen gestellt hatten. Detlef Kühnel verpachtete die vollständig und umfassend aufgebaute Triathlon-Veranstaltung mit allen Resourcen.

Mann am Computer

Herbert Walchshöfer im „Home Office“

„Challenge“ sollte das Rennen von nun an heißen und erstmalig federführend durch Herbert Walchshöfer geleitet werden. Das Konzept der Triathlon Staffeln, bei dem ein Team aus drei Teilnehmenden je eine Disziplin absolviert und dann gemeinsam ins Ziel läuft, wurde als Innovation eingeführt. Schnell war klar: auch die Marke „Challenge“ kann sich erfolgreich etablieren.

Familienunternehmen mit außergewöhnlicher Ausrichtung

Die Walchshöfers hatten erkannt, dass Triathlon mehr als ein Wettkampf ist; es ist eine Lebenseinstellung. Mit Liebe zum Detail, unermüdlichen Einsatz und Gespür für die Bedürfnisse aller Beteiligten schufen sie eine Veranstaltung, die Sportler, Helfer und Zuschauer gleichermaßen begeistert. Alice Walchshöfer, die unverzichtbare Kraft hinter den Kulissen, kümmert sich um die organisatorischen Feinheiten. Sie ist es, die die familiäre Atmosphäre und Herzlichkeit prägt, die bis heute eines der Markenzeichen des Rennens in Roth ist. Gemeinsam mit ihrem Mann führte sie die Veranstaltung durch Höhen und Tiefen – von der ersten Begeisterung bis zu den Herausforderungen der Professionalisierung. Nach dem plötzlichen Tod von Herbert Walchshöfer 2002 übernahmen die Kinder Felix und Kathrin mit das Ruder. Sie entwickeln seither die Veranstaltung weiter, sorgen für Innovationen und dafür, dass der Triathlon in Roth seinen Platz als einer der besten Wettkämpfe weltweit behauptet.

Gruppe arbeitet

Das TeamChallenge bei der Arbeit

Hallo Alice,
Triathlon-Rennen sind oft Familienunternehmen. Da stehen im Hausgang Kartons, das kleine Büro quillt über mit Dokumenten und das private Telefon wird zur Renn-Hotline. Wie war es in den Anfängen, als dein Mann Triathlon ‚mit nach Hause brachte‘, und wie erlebtest du die ersten Jahre eures Rennens?

Wenn man hin und wieder die Bilder ansieht, ist es im Nachhinein schon verrückt, wie wir damals das Rennen vorbereitet haben. Aber anders ging es letztendlich nicht. Wir hatten keine Mittel, um uns ein eigenes Büro zu leisten. Für uns war das quasi Home-Office der anderen Art. Die Anmeldung selbst war noch nicht innerhalb von Sekunden ausgebucht. Die rund 2.000 Athletinnen und Athleten des ersten Challenge werden sich sicherlich erinnern: Über das ganze Jahr hinweg konnten sich Sportlerinnen und Sportler per Brief, Telefonanruf oder sogar über das klassische Fax für den Start im Juli anmelden. Nach diesem ersten Kontakt versendeten wir einen Anmeldebogen per Post. Dieser musste vollständig ausgefüllt, mit einem Portraitfoto versehen und zusammen mit der Überweisungsbestätigung an uns zurückgeschickt werden.

Gerade das erste Jahr unter dem Challenge-Label 2002 war natürlich von großer Unsicherheit geprägt, da wir nicht wussten, wie das Rennen unter neuem Namen angenommen wird. Nachdem das Rennen mit dem Herzschlagfinale von Lothar Leder und Chris McCormack weltweit in den Schlagzeilen war und sich die Anmeldezahlen steigerten, war uns bewusst: Ja, wir sind auf einem sehr guten Weg!

Welche Rolle spielt heute noch die Familie in so einem umfassenden Projekt, das längst auch Unternehmen ist?

Familienbild mit Hund

Familie Walchshöfer 2024; Foto: Franziska Krois

Privates und Geschäftliches zu trennen, mussten wir über die Zeit erst lernen. Gerade nach dem Tod von Herbert mussten wir uns alle etwas umgewöhnen. Formal ist es so, dass Kathrin, Felix und ich gleichberechtigte Geschäftsführer von TeamChallenge sind. Wir vertrauen uns gegenseitig blind und pflegen einen sehr offenen Umgang. Jeder hat eigene Arbeitsbereiche, die er bzw. sie federführend übernimmt. Bei allen wichtigen Entscheidungen stimmen wir uns aber sehr eng innerhalb ab. Bei der Entscheidungsfindung binden wir auch das ganze Team ein, um alle Argumente aus verschiedenen Blickwinkeln zu hören. Mittlerweile umfasst unser Team 13 Personen, die sich ein Jahr lang darum kümmern, den DATEV Challenge Roth jedes Jahr zu einem vollen Erfolg zu machen.

Welcher Moment ist eure persönliche Lieblings-Erinnerung?

Alice: Wenn alle Athletinnen und Athleten im Wasser sind und der Startschuss fällt, dann weiß ich: Ok, jetzt sind alle Vorbereitungen erledigt, der Tag wird für unzählige Menschen einer der schönsten Tage des Jahres. Emotional war das Rennen besonders im Jahr 2006. Herbert hat hier sein Versprechen eingelöst und ist trotz seiner schweren Krankheit nochmal an die Finishline gekommen. Alle Zuschauer und Athleten haben ihn applaudiert. Da bekomme ich heute noch Gänsehaut.

Felix: Ganz besonders sind die Momente, in denen meine Schwester und ich auf der Strecke unterwegs sind und uns persönlich bei den Volunteers bedanken. Was sie alles leisten, um für den Triathlontag des Jahres zu sorgen, kann man mit Worten gar nicht ausdrücken; es sind einfach die besten Helferinnen und Helfer der Welt. Meine Lieblings-Erinnerung ist Fireman Rob, der mit seinem kompletten Feuerwehrequipment das Rennen absolvierte um Spenden für die Hinterbliebenen von 9/11 zu sammeln; absolut beeindruckend.

Kathrin: Mein Highlight ist immer die Finishline-Party. Wenn die letzten Finisher ins Stadion einlaufen, bekomme ich automatisch Gänsehaut. Wenn man direkt vor Augen sieht, was unsere Arbeit für die Menschen bedeutet, erfüllt einen das mit großem Stolz und Freude. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir Sister Madonna Buder, die als Nonne mit 83 Jahren das Abenteuer Langdistanz angegangen ist.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft des Triathlons?

Alice: 40 Jahre Triathlon ist eine beeindruckende Zahl. Ich wünsche mir natürlich, dass diese Historie auch angemessen sichtbar und für jedermann erlebbar ist, nicht nur während der Rennwoche, sondern auch an allen anderen Tagen im Jahr. Ein Triathlonmuseum in Roth, das würde doch Sinn machen, oder?

Kathrin: Ich möchte künftig noch mehr Menschen zusammenbringen, egal ob Sportler oder Menschen, die mit Ausdauersport nicht so viel anfangen können. Mit dem Festival Market haben wir in diesem Jahr einen großen Schritt in eine solche Richtung gemacht. Wir laden jedes Jahr alle Menschen ein, sich hier in Roth umzusehen und die positive Atmosphäre einfach aufzusaugen.

Felix: Die gesellschaftliche Entwicklung geht eher in die Richtung „ich, ich, ich“. Deshalb wünsche ich mir, dass Roth hier gegen den Trend agiert und alle gemeinsam, Partner, Gemeinden, Volunteers, Ehrenamt, Sportlerinnen und Sportler, der Verband und alle Unterstützer weiterhin an einem Strang ziehen. Nur gemeinsam kann man Großes schaffen.

Vielen Dank für euren unermüdlichen Einsatz!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: Franziska Krois, TeamChallenge, Christoph Raithel

Trainingstagebücher sind heute ein essenzieller Bestandteil für viele Ausdauersportler. Einen Überblick behalten, den Fortschritt verfolgen – das motiviert. Wer hätte gedacht, dass es Trainingstagebücher schon 1984 gab?
Manuel Debus schrieb Triathlon. Mehr als eine Herausforderung“, ein Leitfaden auf über 200 Seiten über „Ernährung – Training – Wettkampf für Anfänger und Spitzentriathleten“. Fast gleichzeitig  erschien „das „Triathlon-Logbuch“. Der Untertitel lautete „Zur schnellen Erfassung, Kontrolle und Auswertung der Trainings- und Ernährungsdaten, des Pulsschlages und des Gewichtes. 53-Wochen-Übersicht für alle Ausdauersportler.“ Rund 40.000 Mal verkaufte sich das Logbuch. Nicht nur an Triathleten, auch an zahlreiche andere Ausdauersportler, die begeistert Rückmeldung gaben.
Der Autor, Manuel Debus, ist der deutsche Triathlon-Pionier. Er und Detlef Kühnel waren die ersten Deutschen, die 1982 beim Ironman Hawaii starteten und damit das Triathlon-Fieber mitbrachten.

Hawaii Start mit Hindernissen

Beide, Manuel Debus und Detlef Kühnel, waren zunächst eigentlich im Reitsport aktiv. Manuel Debus‘ Bruder lebte in Amerika. Er war es, der ihn auf ein besonderes Rennen aufmerksam machte. Interessiert verfolgte Debus daraufhin einen deutschen Fernsehbeitrag und beschloss: „Da möchte ich dabei sein!“. Zunächst überzeugte er seinen Sportkameraden Detlef Kühnel mitzukommen. Dann klemmte sich der Nürnberger hinter die Organisation des Starts und stellte fest, dass es gar nicht so einfach war. „Die Amis waren nicht an ausländischen Startern interessiert, die wollten uns keine Startplätze geben!“, berichtet er. Doch er blieb hartnäckig und rief mehrmals bei Organisatorin Valery Silk an. Erst nach einigem Drängen erhielt er zwei Anmeldeformulare.
Es sollte nicht sein letztes Rennen gewesen sein. Insgesamt fünfmal war er auf der Pazifikinsel am Start.

Debus gehörte auch zu den Visionären, die den Triathlonsport in Deutschland in organisierte Strukturen brachten. „Damals kannte Triathlon niemand“, berichtet er. Während der Organisation seiner ersten Hawaii-Reise wollte ihm Manfred Steffnym Chefredakteur des SpiridonLaufmagazins gar einen Startplatz zum Honolulu-Marathon verkaufen, da es in dessen Augen auf Hawaii kein anderes großes Sportevent gab. Egal, wo Manuel Debus vorstellig wurde, er wurde schräg angeschaut. „Niemand kann solche Distanzen in drei Disziplinen am Stück leisten“, war die gängige Meinung, nicht nur in der breiten Bevölkerung, sondern auch in der Sportwelt.

Herantasten an das Unbekannte

Läufer

Die Autogrammkarte von Manuel Debus

Was tun, wenn noch keine Blaupause vorhanden ist? – „Die Informations-Löcher musste ich dann selbst füllen“, erzählt Debus. „Ich wusste nicht, wie ich an die Sache herangehen sollte. Ich habe mich also herangetastet. Zum Beispiel haben Detlef und ich in der Sauna trainiert, um die klimatischen Bedingungen zu simulieren. Das Schwimmen – übrigens im Brust-Stil – haben wir versucht im Kanal zu simulieren. Als wir auf Hawaii ankamen, stellte sich heraus, dass die klimatischen Bedingungen ganz anders waren, als wir es uns vorgestellt hatten. Nach meiner ersten Radausfahrt habe ich ersteinmal einen zweiten Flaschenhalter gekauft. Wir waren nie vorher mit zwei Flaschenhaltern unterwegs!“, schüttelt der Pionier noch heute den Kopf.
„Glücklicherweise hat uns unser Nachbar in Kona, Herb Heinz, ein deutschstämmiger Triathlon-Routinier, an die Hand genommen und uns die wichtigsten Tipps mit in Training und Wettkampf gegeben. Wir sind dann damals auch gemeinsam über die Ziellinie gelaufen – das sind schon Momente, die man nie vergisst.“

Triathlon von der Pike auf lernen

Während heute das Rennen mit tausenden von Startenden eine gewissen Anonymität hat, war das in den Anfängen anders, berichtet Manuel Debus: „Die Kameradschaft war noch sehr viel enger. Nach einem Rennen kannte schließlich jeder jeden. Ob das Dave Scott war oder auch Dean Harper. 1983 habe ich fast alle Rennen in Amerika gemacht, ich suchte vor allem Dave Scotts Freundschaft und Gesellschaft, weil ich von den Besten lernen wollte. Ich wollte von der Pike auf wissen, wie der Sport funktioniert. Die Basis vieler heutiger Trainingspläne entstand damals. Ich habe all das ausprobiert und zusammengetragen.“

Nicht nur als aktiver Sportler, auch als Trainer brachte Manuel Debus später Menschen zum Triathlon. Heute führt er eine ganzheitliche Praxis für Physiotherapie und weitere Therapie-Konzepte in Nürnberg. Ein Unfall hatte den gelernten Betriebswirt zu einem Berufswechsel gebracht.

Hallo Herr Debus,
als Sportler nimmt man regelmäßig Physiotherapie oder weitere Therapie-Konzepte in Anspruch. Im Idealfall vorbeugend, häufiger aber, weil es Probleme zu beheben gilt. Sind Sie in ihrem Arbeitsalltag heute mit vielen Sportlern in Kontakt? Wie viel profitieren Sie von ihren langjährigen Erfahrungen?

Natürlich! Ich arbeite heute mit Sportlern aller Couleur. In unserer Praxis helfen wir vor allem Menschen, die sonst als austherapiert gelten. Mir kommt dabei meine langjährige Erfahrung als Athlet sehr zugute. Auch unter der Hinsicht, dass ich sage: „Aufgeben gibt’s nicht!“ und „Ein bisschen etwas geht immer!“

Schon in den 80er Jahren beschäftigten Sie sich mit Trainingslehre und der Physiologie von Sportlern. Wie blicken Sie mit ihrem Wissen heute auf diese Zeit zurück?

Natürlich hat sich das Thema enorm gewandelt. Ich kann mich noch daran erinnern, als die ersten Pulsmesser aufkamen. Das war schon revolutionär.
Trotzdem ist mein Ansinnen heute noch: Jeder Athlet muss lernen auf seinen Körper zu hören. Jedes technische Instrument ist nur ein Hilfsmittel. Ohne Körpergefühl geht nichts. Das kennenzulernen, schafft man nur, wenn man in Training auch einmal an Grenzen geht.

Vor 40 Jahren waren Sie an der ersten Triathlon-Verbandsgründung beteiligt.  Wie kam die Idee zustande?

Ich habe damals den Deutschen Triathlon Verband gegründet. Zustande kam die Idee nach meiner Hawaii Teilnahme. Der Hintergrund war folgender: Wenn ich irgendwo trainieren wollte, wurde ich immer gefragt, ob ich in einem Verein sei. In Schwimmbädern oder auf Aschebahnen wurde ich aufgrund des fehlenden Vereins- oder Verbandshintergrundes dann jedoch immer abgewiesen. Ich kam einfach nicht in Trainingsstätten! Dabei trainierte ich doch für eine Weltmeisterschaft und wollte Nürnberg dort vertreten! Ich beschloss also einen Verband zu gründen, um auch anderen Triathleten in Deutschland den Zugang zu Trainingsstätten zu ermöglichen. Ich dachte mir, ich bin ja schließlich nicht der Einzige mit dieser Schwierigkeit.

Sportler, die heute nach Hawaii reisen, sind akribisch vorbereitet, haben bestes Material im Gepäck und wissen genauestens, worauf sie sich einlassen. Wie war das 1982?

Ich hoffe, jeder weiß, worauf er sich einlässt (lacht). Zumindest kommt man heute viel besser an die Informationen als damals. Mein Material war ein ganz normales Rennrad. Ich war dann vor Ort allerdings schockiert, mit welchen Rädern die Amerikaner unterwegs waren. Sie fuhren mit riesen „Panzern“ durch die Gegend.
Ich kann mich auch erinnern, dass ich vor meiner Abreise einen mehrfachen Weltmeister im Radsport gefragt habe, was ich im Rennen anziehen solle. Er legte mir ein Wolltrikot nahe und ich fuhr tatsächlich im ersten Jahr mit einem wollenen Trikot!

Eine weitere Erinnerung: 1985 kam dann der Scott Aero-Lenker auf, was die Aerodynamik vollkommen revolutionierte. Plötzlich nahmen mir Sportler, die sonst hinter mir waren, 20 Minuten ab. Leider kam man an diese Lenker in Europa nicht heran. Ich habe dann German Altenried ein paar der Teile mitgebracht. Dadurch, dass er ein Sportgeschäft mit Scott Ski-Material hatte, konnte der Lenker dann dort erstmalig verkauft werden.

Vielen Dank!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Foto: Manuel Debus 

Wenn man über die Geschichte des Triathlons in Bayern spricht, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Detlef Kühnel. Der gebürtige Mittelfranke ist untrennbar mit der Entstehung und dem Erfolg des Triathlons in Bayern und insbesondere in Roth verbunden – jenem kleinen Ort, der heute als Mekka des Langdistanz-Triathlons gilt. Mit seiner Leidenschaft, Vision und Beharrlichkeit legte Kühnel vor 40 Jahren die Grundlagen für das, was heute eine der größten Sportveranstaltungen der Welt ist.

Ein Pionier mit unermüdlicher Vision

Sportlich und engagiert war Detlef Kühnel seit jeher: Aufgrund einer Schulterverletzung hatte er 1974 zwar das Tennisspielen aufgegeben, widmete sich dann jedoch umso mehr dem Reitsport. 1975 war er Mitgründer des Vereins „Reiterhof Roth Kiliansdorf“ und nahm ab 1976 an Reitturnieren teil. Auch die Veranstaltungsorganisation hatte es ihm bereits angetan: von 1977 bis 1979 verantwortete er als Vorstandsmitglied des Reitvereins Reitturniere auf dem Festplatz in Roth, der später zum Triathlon-Epizentrum werden sollte. Neben dem Reitsport betrieb er immer auch Ausdauersport, lief Marathon, 100 km-Läufe und Skilanglauf.

Detlef Kühnel beim Zieleinlauf des IRONMAN Hawaii 1982

Die Triathlon-Geschichte begann dann in den frühen 80er Jahren. Gemeinsam mit Sportkamerad Manuel Debus ließ er sich von den ersten Berichten über den Ironman auf Hawaii faszinieren. 1982 waren beide dann die ersten Deutschen, die an dem Rennen auf der Pazifikinsel teilnahmen – zu der Zeit hatte Kühnel übrigens bereits eine Marathon-Bestzeit von 2:53:21 stehen, die er 1983 beim 3. Hoechst-Marathon in Frankfurt auf 2:45:39 h verbesserte. Seine Hoffnung darauf, beim Triathlon abschließenden Marathon damit punkten zu können, sollte sich jedoch nicht erfüllen. Doch dazu später mehr.

1983 folgte das zweite Finish auf Hawaii und damit reifte der Plan, dieses außergewöhnliche Konzept nach Deutschland zu holen. Was in den USA ein waghalsiges Abenteuer war, konnte doch auch in Franken funktionieren – zumindest war Kühnel davon überzeugt. Mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter gründete er als langjähriges Mitglied des Vereins „TSV 1859 Roth“ zunächst die erste Triathlonabteilung.

Das Team, das für den TSV Roth 1988 den Deutschen Mannschaftsmeistertitel holte: Michael Heiligenthaler, Rainer Müller, Björn Gustaffson und Roland Knoll. Als Betreuer fungierten Bernd Kienlein, Detlef Kühnel und Hubert Schwarz. (alle v.l.n.r.) 



Als 1984 der BTV gegründet wurde, übernahm Kühnel das Amt des Sportwarts. Klar, dass sein Verein bereits Mitglied in dem neuen Verband war. Und so, sagt er heute, „war es selbstverständlich, in Einvernehmen mit dem Verein, ein Rennen zu veranstalten“. So fand 1984 der erste „Franken Triathlon“ über die Kurzdistanz mit 700m Schwimmen, 40km Radfahren und 10km Laufen statt.
Damals ahnte niemand, welche Dimensionen das Event einmal annehmen würde. Doch die Begeisterung war sofort da: 83 Athleten gingen an den Start, und Zuschauer ließen sich von der Faszination dieses neuen Sports mitreißen.

Roth wird zur Weltbühne

In den folgenden Jahren wuchs der Wettkampf stetig. Kühnel und sein Team investierten unermüdlich Zeit und Energie, um den Triathlon professioneller und attraktiver zu gestalten. 1985 wurde in der fränkischen Kleinstadt bereits die erste Bayerische Meisterschaft ausgetragen, 1986 die Deutsche Meisterschaft und 1987 die Europameisterschaft. Ein steiler Aufstieg, der sich in den folgenden Jahren fortsetzen sollte.

Mann mit Motorrad

Detlef Kühnel als Wettkampfleiter mit dem Motorrad auf der Radstrecke des Quelle IRONMAN Europe

1988 wurde der Wettkampf als weltweit vierte Qualifikationsveranstaltung für Hawaii Teil der Ironman-Serie, was Roth auf die internationale Triathlon-Landkarte brachte. Kühnel hatte damit einen weiteren Meilenstein erreicht: 1990 übertrug das ZDF erstmals den IRONMAN neun Stunden live. Eine Sensation. In der Folge kamen zu den deutschen Spitzenathleten auch Weltklasse-Athleten wie Mark Allen und Paula Newby-Fraser nach Roth und lockten weit über 100.000 Fans an die Strecke. Bis 2001 verantwortete Detlef Kühnel den bis dahin unter „Ironman Europe“ bekannten Wettkampf, bevor er die Organisation an Herbert Walchshöfer abgab. Auch lange Jahre danach war er in Triathlon-Bayern mit Meinung, Ideen und Impulsen aktiv.

Sein über Jahre hinweg beständiges Engagement für den Triathlon-Sport wurde 2014 von der Zeitschrift triathlon durch den „Lifetime- Award“ honoriert, bei dem DTU-Präsident Prof. Dr. Martin Engelhardt die Laudatio hielt. In der Einladung zu dieser Ehrung stand: 

Wir möchten uns für Ihre Pionierleistung im deutschen Triathlon-Sport gebührend bedanken, denn Sie haben mit Ihren beiden Starts 1982/83 beim IRONMAN in Hawaii die Sportart Triathlon in Deutschland erst richtig in den medialen Fokus gerückt und mit der Etablierung und Professionalisierung der Veranstaltung IRONMAN-Europe in Roth den Weg für den deutschen Triathlon-Sport geebnet. Ohne Sie gäbe es vermutlich keine 75.000 Triathlon-Sportler im Lande und ohne Sie gäbe es keine Großveranstaltungen wie Roth, Frankfurt und Hamburg. Darüber hinaus brachten Sie sich als Vizepräsident der Deutsche Triathlon-Union in den entscheidenden Aufbaujahren des Verbandes verantwortlich ein. Für Ihre beharrliche Pionierleistung und für Ihren Mut, wie Sie Ihre Visionen von 1984 bis 2001 umsetzten und für die Sache Triathlon kämpften, zeichnen wir Sie aus.“

Wegbereiter für den organisierten Sport

Doch Detlef Kühnel war mehr als Organisator. Er war ein Visionär, der immer nach vorne dachte. Seine Ideen und Vorstellungen brachte er auch in den strukturellen Anfängen der Triathlon-Verbände ein, begleitete die Entstehungen des Bayerischen Triathlon-Verbandes, der Deutschen Triathlon Union und selbst der International Triathlon Union. Mit seiner Pionierarbeit hat Detlef Kühnel nicht nur Roth, sondern auch den Triathlonsport in Bayern und Deutschland geprägt.

Herr Kühnel, wie kamen sie Anfang der 80er Jahre zum Triathlon und wie hatten sie von dem noch jungen Rennen auf Hawaii erfahren?

Manuel Debus und ich erhielten erst Anfang April 1982 die Ausschreibung für den Ironman Hawaii. Nach sofortiger Anmeldung dauerte es aber noch ca. sechs Wochen, bis wir die Anmeldung bestätigt bekamen. Erst Ende Mai kauften wir uns Rennräder und begannen dann mit dem Schwimm- und Radtraining. Das Laufen war nicht unser Problem. Wir hatten aber überhaupt keine Ahnung, wie man sich auf so ein Abenteuer trainingsmäßig vorzubereiten hat. Es gab niemanden, der uns spezielle Trainingstipps hätte geben können. Man hat uns eher für bekloppt gehalten.
Und so waren dann, aufgrund der kurzen und dilettantischen Vorbereitung, verständlicherweise auch unsere Leistungen, insbesondere meine auf der Laufstrecke, grottenschlecht. Im Vorfeld hatte ich gedacht, der Lauf wäre meine Stärke.

Mann klatscht vor Zielbogen

Detlef Kühnel applaudiert vor dem Zielturm auf dem Festplatz Roth

Wie erinnern Sie sich an die Anfänge des Triathlons in Roth?

Nach der Gründung der Triathlon-Abteilung im TSV Roth, waren wir anfänglich etwa sieben Kumpels aus unterschiedlichen Sparten, die sich anschickten, ein Triathlon-Training zu entwickeln. Mit den Expertisen, die wir von Trainern (auch außerhalb des TSV Roth) erhalten konnten, bauten wir nach und nach unser Training auf. Gespräche mit anderen Triathleten bei Wettkämpfen über Trainingsmaßnahmen waren willkommen, manchmal auch hilfreich. Wir waren allesamt irgendwie Pioniere. Aber auch irrlichternde Abenteurer, weil richtig Trainingsmethoden einfach unbekannt waren. Das war damals eine spannende Zeit des sportlichen Suchens und sich darin Findens. Was wir ganz schnell gefunden hatten, war der Zusammenhalt. Neben dem sportlichen Ehrgeiz wurde das Bewusstsein beflügelt, dass wir über so viel Wagnis- und Organisationskapital verfügen, um weitere Triathlon-Veranstaltungen erfolgreich und mit Freude anzubieten, was ja dann auch geschah.

Was war für Sie der entscheidende Moment in den ersten Jahren?

In den ersten Jahren gab es gleich mehrere entscheidende Momente, nämlich:

  • Das O.K. vom damaligen 1. Vorsitzenden des TSV Roth, Manfred Jakob, zur Gründung der Triathlon-Abteilung.
  • Das Gelingen des ersten Franken Triathlons.
  • Die Abfolge der „Meisterschaftsjahre“ von 1985 bis 1987, die aufgrund einer mittlerweile erlangten Professionalität in Sachen Organisation uns ungeahnte Höhen erreichen ließ, was ja bekanntlich 1988 im Ironman Europe aufging.

1984 hatte ich natürlich noch nicht die Erwartung, einmal internationale Triathlon Geschichte zu schreiben. Diese Ambition begann allerdings mit der Triathlon Europameisterschat 1987 in Roth. Da hatten wir, das Team, Blut geleckt. Die Folge war dann ja auch bekannterweise der IRONMAN und in der Abfolge auf dessen Fundament schließlich der Challenge Triathlon, den ich im Organisations-Stab von 2002 bis 2006, also noch fünf Jahre, in verantwortlicher Position nach Kräften unterstützte.

Wenn Sie heute auf den Triathlonsport blicken, was würden sie sich für die Zukunft wünschen?

Bei all der Begeisterung über die immer wieder in beeindruckender Weise aufgestellten Weltbestleistungen von Athletinnen und Athleten, speziell auf der Ultra-Distanz, wünsche ich mir, dass wir niemals unlautere Situationen erleben werden, wie sie der Radsport, vor allem im Zusammenhang mit der Tour de France, vor vielen Jahren hatte der Sportwelt eingestehen müssen.

Vielen Dank für das unermüdliche und herausragende Engagement!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: private Aufnahmen

Martin Schönfelder ist seit über 25 Jahren unermüdlich und mit außergewöhnlichem Engagement im Ehrenamt tätig. Sein Herzblut gilt dabei insbesondere dem Kinder- und Jugendbereich sowie der Förderung des Triathlonsports, nicht nur in ihrer Heimatstadt Erding, sondern auch weit darüber hinaus.

Im Verein, in der Orga, im Verband…

Im Trisport Erding ist Martin als sportlicher Leiter eine tragende Säule. Mit seiner Arbeit hat er zusammen mit den anderen Jugendtrainern bis heute unzählige Kinder und Jugendliche an den Sport herangeführt, sie motiviert und gefördert. Er ist Mentor und Vorbild, der den Spaß an der Bewegung und die Bedeutung von Teamgeist und Fairness vermittelt. Heute sind die Kinder, die einst 2006 noch beim Kinderturnen begonnen haben, erwachsen und einige von ihnen sind mittlerweile schon selbst beim Trisport Erding als Trainer tätig.

Ein weiterer Schwerpunkt seines Engagements ist die Organisation des Stadttriathlon Erding. Jahr für Jahr stellt Martin sicher, dass dieses Event reibungslos abläuft – mit viel Herzblut und einem großen Einsatz hinter den Kulissen. Sein Organisationstalent, Liebe zum Detail und die Fähigkeit, Menschen zu begeistern, machen den Stadttriathlon zu einem besonderen Erlebnis für Teilnehmer und Zuschauer gleichermaßen.

Auch über die Stadtgrenzen Erdings hinaus unterstützt Martin den Triathlonsport: Im Bayerischen Triathlonverband engagiert er sich für die Weiterentwicklung des Sports auf Verbandsebene, sowohl als Vorsitzender der Disziplinarkommission als auch Mitglied im Lehrteam, bringt er sich an zahlreichen Stellen ein.

Hallo Martin, wie kamst du zum Triathlon und was hält dich nach so langer Zeit in den zahlreichen Engagements?

Eigentlich habe ich den Grundstein in meinem Sportstudium gelegt, da ich hier im Rahmen einer Prüfung 1997 einen Triathlon absolvieren musste. Das hat mich derart inspiriert, dass ich direkt beim legendären Heidelberg-Man meinen ersten richtigen Triathlon finishte und schon 1999 meine erste Trainerausbildung in der Sportschule Steinbach absolviert habe. Beruflich habe ich dann im Jahr 2000 den Weg nach Bayern gefunden, wo ich dann schon recht bald beim Trisport Erding sowohl als Trainer, Mitorganisator des Stadttriathlons als auch als Athlet aktiv geworden bin.

Für mich ist Stillstand Rückschritt, und deshalb versuche ich auch immer etwas zu Entwickeln, damit der Sport interessant bleibt und die Menschen begeistert, auch über die Landesgrenzen hinaus. Aus diesem Grund haben wir auch seit 2018 eine internationale Kooperation mit den ebenso ehrenamtlichen Organisatoren des Inferno Triathlons, bei dem ich selbst schon achtmal am Start gestanden bin.

Zu Gast bei Freunden in der Schweiz. Im Ziel des Inferno-Triathlons (August 2023) auf dem Schildhorn in 2970 Metern.

Du bist an vielen verschiedenen Stellen in Erding, aber auch im Landesverband aktiv. Was ist dir besonders wichtig?

Zeiten ändern sich und deshalb muss sich auch eine Sportart entwickeln. Aber ohne Regeln und deren Einhaltung ist ein fairer Sport nicht machbar. Aus diesem Grund habe ich 2014 den Vorsitz der Disziplinarkommission übernommen. Die Arbeit in der Kommission war und ist bestimmt nicht immer leicht, da genau an diesen Stellen viele kritische Punkte zusammentreffen. Aber genau dieser Umstand regt jedes Mal an, das Reglement neu zu diskutieren und zu überdenken. Und das ist unter anderem ein wichtiger Punkt eine Sportart weiterzuentwickeln.

Ein weiterer besonderer Punkt meiner Arbeit ist, dass ich mich sehr darüber freue, jedes Jahr zusammen mit dem Lehrteam um Philipp Peter viele neue Trainer für den Triathlonsport ausbilden zu dürfen. Nur durch deren ehrenamtliches Engagement bleibt die Sportart in den Vereinen am Leben und begeistert Jahr für Jahr neue Mitglieder.

Welche Erlebnisse aus den vergangenen Jahrzehnten waren für dich besonders?

Ich denke, der wichtigste Punkt in unserer langjährigen Vereinsarbeit ist der Aufbau und Entwicklung der Kinderabteilung, denn der Nachwuchs ist wichtig für den Fortbestand eines Vereins. Deshalb haben wir im Verein in den Jahren 2006/2007 mit Kinderturnen begonnen, das maßgeblich durch meine Frau organisiert wurde. Für uns ist nicht nur die sportliche Leistung wichtig, sondern auch in der Gemeinschaft Sport zu treiben. Aus diesem Grund organisieren wir regelmäßig Trainingslager für unsere Kinder und Jugendlichen, weil gerade solche Aktionen wichtig für den Gruppenzusammenhalt sind.

Was mich ferner sehr beeindruckt hat, war unsere erste Triathlon-Veranstaltung nach den Corona-Jahren als wir mit strengen Auflagen als eine der ersten Veranstaltungen in Bayern gestartet sind. Hier muss ich auch den Athletinnen und Athleten danken, die dem Stadttriathlon Erding in den vergangenen 30 Jahren immer treu geblieben sind, insbesondere in den nicht ganz leichten Jahren nach Corona.

Vielen Dank für euer Engagement!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: private Aufnahme & XTERRA/ dastax.cz

Am 7. Juli 2024 hat sich Anne Haug erneut – ganz ohne großem Aufhebens vorweg – in die Triathlon-Geschichtsbücher eingetragen. Mit einer Zeit von 8:02:38 Stunden unterbot sie die bestehende Weltbestzeit der Schweizerin Daniela Ryf um fast sechs Minuten. Die geborene Bayreutherin ist nicht erst damit eine der erfolgreichsten Triathletinnen und eine herausragende Persönlichkeit im internationalen Ausdauersport.

Aus einer sportlichen Familie kommend, kam Anne Haug mit vielen verschiedenen Sportarten in Kontakt. Zum Triathlon fand sie allerdings erst spät: Erst im Studium lernte sie das Kraulschwimmen. Durch einen Freund, der Triathlon machte, ließ sie sich zum Triathlon motivieren.
Ganz leicht war das allerdings nicht. „Das Schwimmen war gar nicht meins“, gab sie einmal in einem Interview zu. Doch schon da zeigte sich: Anne Haug kämpft sich mit Hartnäckigkeit, Fokus und viel Willenskraft durch. Zunächst war es ihr Ziel, in der Deutschen Triathlon Bundesliga zu starten. Bald schon war diese erste Wegmarke erreicht. Schritt für Schritt kämpfte sie sich in die Elite, hatte als Späteinsteigerin, die nicht aus einem Nachwuchs-Fördersystem entwuchs, zahlreiche Hürden zu überwinden.

Frau in Sport-Top mit Cap

Anne Haug

Ihr Ziel, Olympia, verfolgte sie dennoch mit größtem Fokus. 2012 qualifizierte sie sich dann für die Olympischen Spiele in London, wo sie als beste Deutsche den elften Platz belegte. Darüber hinaus konnte sie einen Vize-Weltmeister-Titel auf der Kurzdistanz feiern. Vier weitere Jahre feierte sie Erfolge, hatte aber auch Durststrecken zu überwinden, bevor sie 2016 erneut bei Olympia starten konnte.

Nach Jahren auf der Kurzdistanz wagte Anne Haug danach den Wechsel zur Langdistanz – ein Schritt, der sich als überaus erfolgreich herausstellte. Ihr bis dahin größter Erfolg war der Sieg bei der Ironman-Weltmeisterschaft 2019 in Kailua-Kona, Hawaii. Mit ihrer starken Laufleistung setzte sie sich gegen die Weltklasse-Konkurrenz durch und schrieb als erste deutsche Weltmeisterin auf Hawaii Triathlon-Geschichte. 2023 erreichte sie einen Vize-Weltmeister-Titel und legte eine neue Rekordzeit für die anspruchsvolle Marathondistanz entlang des Highways fest. 2024 setzte sie mit der Verbesserung der Weltbestzeit einen weiteren Karriere-Meilenstein.

Hallo Anne,

du bist bekannt für deine akribische Vorbereitung und dein unermüdliches Streben nach Perfektion. Du arbeitest eng mit Experten in den Bereichen Ernährung, Physiotherapie und Trainingswissenschaft zusammen. Was sind rückblickend  Schlüssel-Erkenntnisse, die für deine Entwicklung wichtig waren?

Ich denke, dass ich großes Glück hatte, immer zum richtigen Moment, die richtigen Menschen kennengelernt zu haben. Triathlon ist zwar eine Einzelsportart, aber ohne ein professionelles Team um dich herum, wird es nicht funktionieren. Ein Team, dass in guten, wie in schlechten Zeiten zusammenhält, gemeinsam nach Perfektion strebt und jeder sich in seiner Rolle gewertschätzt fühlt. Solche Menschen zu finden, ist ein Privileg und hat mich zu der Athletin gemacht, die ich heute bin. 

Neben deiner sportlichen Karriere engagierst du dich auch als „Bayerische Botschafterin des Sports“. Was ist dir wichtig, in der Vermittlung an Sportler und Nicht-Sportler?

Ich denke, dass Sport die Fähigkeit besitzt, Menschen zusammenzubringen, Grenzen zu überwinden, positive Werte zu vermitteln und sich einfach gut in seiner Haut zu fühlen. Der Sport hat mir in meinem Leben so viel gegeben und ich freue mich darauf, das mit anderen zu teilen.

Im Sport macht man zahlreiche Erinnerungen. Glorreiche Tage, manchmal aber auch ganz kleine und vermeintlich unscheinbare Momente. Was ist deine liebste Erinnerung?

In 20 Jahren Leistungssport schafft man sehr viele unvergessliche Momente und Erinnerungen. Sicherlich waren die zwei Teilnahmen an den Olympischen Spielen, der Sieg in Hawaii und die Weltbestzeit in Roth Meilensteine in meiner Karriere.
Aber auch die kleinen Siege, wie der Moment als ich das erste Mal die 10 km unter 40 Minuten gelaufen bin, werde ich nie vergessen. Das hat mir die Kraft und den Glauben gegeben, dass Grenzen nur im Kopf existieren.

Vielen Dank!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: Frank Übelhack – Management Anne Haug 

„Unser Erfahrenster“ steht unter dem Namen von Dr. Kurt Vogel auf der Seite des Triathlonbezirks Unterfranken. Kurt Vogel ist im Bezirk als Stellvertretender Bezirksvorsitzender und Schatzmeister aktiv. Der Titel, der den 84-Jährigen auszeichnet, ist wahrlich verdient. Schaut man nämlich in die Vita des Schweinfurters, kommt man ins Staunen, was er alles geleistet hat.

Triathlon ist immer noch männlich. Immerhin stiegen zuletzt die DTU-Mitgliedszahlen von Triathletinnen um fast drei Prozent. Der Frauen-Anteil im deutschen Triathlon beträgt damit derzeit 32 Prozent. Schaut man in die Spalte der Ansprechpartner auf der langen Liste der bayerischen Triathlon-Veranstaltungen, finden sich dort überwiegend Männer. Anders ist das beim Triathlon des TV 48 Erlangen. Seit Jahren sind dort Organisatorinnen tätig. Die erste – und damit eine von wenigen in Bayern – war Ulrike Rabenstein.

Mit ihrer Leidenschaft für den Sport und ihrem unermüdlichen Engagement hat sie den Erlanger Triathlon, aber auch die dahinterstehende Vereinsgemeinschaft, nachhaltig geprägt. 2004 hatte sie die Leitung des 20-köpfigen Organisationsteams von Heinz Rüger übernommen. Neben ihren Aufgaben in der Abteilungsleitung zwischen 2012 und 2016 sorgte sie bis 2015 federführend dafür, dass eine der beliebtesten und größten Veranstaltungen erfolgreich vonstatten ging.
Ab 2016 bis 2020 übernahm Jennifer Steib die Organisationsleitung, und doch war Ulrike immer da. Zum Beispiel als Vertretung für die Elternzeit und während Corona. So begleitete sie zwischen September 2019 bis 2021 den Posten erneut.

Ihre Fähigkeit, zu motivieren und ein großes Team zu führen, haben ihr den Ruf eingebracht, eine der zentralen Säulen des TV 1848 Erlangen zu sein. Sie brachte die richtigen Menschen zusammen, strukturierte und organisierte. Ihr Engagement wurde 2016 mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten belohnt. Auch heute noch gehört der Erlangener Triathlon – mittlerweile unter der Leitung von Stefanie Guillon – zu den größten und beliebtesten Veranstaltungen.

Wir haben uns mit Ulrike Rabenstein unterhalten.

 

Frau mit rotem T-Shirt

Ulrike Rabenstein beim Erlanger Triathlon 2009

Hallo Ulrike, wie und wann bist du zum TV 848 Erlangen gekommen?

Über Umwege kam ich zum TV 48 Erlangen. In meiner Jugend war ich viel auf dem Siemens-Sportplatz in Erlangen. Dort trainierte ich gerne mit den Leichtathleten. Mein erster Trainer war der Student Gerd Lohwasser. Er schickte mich gleich zu den Mitteldistanzlern. Die längste Laufstrecke für Frauen war damals im Wettkampf 1500m. Ende der 60er Jahre bildete sich dann die LA-Gemeinschaft Erlangen. Hier wurde ich zufällig dem TVE zugeordnet.

Welche Rolle spielt der Sport in deinem Leben?

Der Sport war schon immer sehr wichtig für mich, physisch und psychisch, besonders das Laufen. Sport half mir immer aus verzwickten Lebenslagen und hilft mir heute gesund zu bleiben, mit Skigymnastik, Qigong, Yoga, Kraftraum und 5 x/Woche beim Walken und Joggen im Wald und am Kanal.

Gab es einen Moment in deiner sportlichen Laufbahn, der dich besonders geprägt hat?

Mitte der 90er-Jahre war ich reif für neue Aufgaben. Erst in der Elternarbeit, dann Anfang 2000 im Sportbereich. 2001 war ich erstmals Helferin beim Erlanger Triathlon. Die folgenden Jahre unterstützte ich Heinz Rüger im Ziel. 2004 musste Heinz mit den Bundesliga-Frauen zu einem Wettkampf nach Jena. Freitag vor der Veranstaltung erklärte er der Presse geradeheraus, ohne Rücksprache, ich wäre die neue Chefin!

Was motivierte dich, dich so intensiv in der Veranstaltung und deren Vorbereitung zu engagieren?

Eigentlich träumte ich von einem Sportstudium, jedoch waren Ballspielen und Schule nicht mein Ziel. Studiengänge in Richtung Eventmanagement bzw. Sport-Organisation gab es damals noch nicht. Vermutlich führte mich mein organisatorisches Naturtalent auf den Weg Richtung Erlanger Triathlon – und Heinz‘ großer Wunsch auf Unterstützung. Dazu faszinierte mich deren Organisationsteam mit ihrer Kompetenz und Tatkraft.

Welche Herausforderungen begegnen dir bei deiner Arbeit?

Mit dem großartigen Team und einem „Lehrer“ Heinz Rüger eine solche Veranstaltung zu stemmen, war für mich realisierbar. Die Hindernisse kamen eher von außen, mit den Sportlern, Genehmigungen und Sponsoren. Spannend war immer die letzte Woche vor einer Veranstaltung, wenn noch irgendeine Sache oder Person ausfiel und sofort ein Ersatz bzw. eine neue Lösung für das Dilemma gefunden werden musste.

Gab es eine Situation, auf die Sie besonders stolz sind?

Der 25. Erlanger Triathlon 2014 war ein Highlight. Nach jeder gelungenen Veranstaltung war ich glücklich über den Tagesverlauf und riesig stolz auf die Zusammenarbeit mit diesem einzigartigem Organisationsteam. Damals erhielt ich eine E-Mail mit dem Angebot eines Stipendiums für ein Masterstudium in Eventmanagement/Sport. Ich reichte alle Angaben von meinen tollen Referenzen und großen Erfahrungen ein, mit der Schlussbemerkung, ich wäre schon bald 60 Jahre alt. Hier wurde mir klar, das ich meinen Traum, mit Sport zu arbeiten und zu leben, verwirklicht hatte.

Wie hat sich das Rennen über die Jahre verändert?

Veränderungen wurden dorch die großen Sport-Veranstaltungen in Bayern und Deutschland „vorgegeben“. Wir „kleinen“ Veranstalter standen immer unter dem Druck der Athleten, die Veränderungen dann auch in Erlangen zu realisieren. Das war nicht immer einfach, aber brachte uns jährlich einige Schritte voran.

Was wünscht du dir für die Zukunft des Rennens?

Dem Erlanger Triathlon wünsche ich weiterhin erfolgreiche Jahre unter Stefanie Guillons Leitung. Momentan bin ich im Vorfeld der Organisation noch etwas dabei und am Wettkampftag in der Wettkampfzentrale offen für Fragen.

Welchen Rat würdest du jungen Menschen geben, die sich engagieren möchten?

Junge Menschen sollten ihren Interessen folgen, sportlich, sozial, kulturell, politisch und so weiter. Wenn das soziale Umfeld stimmt, findet sich gerade auf ihrem Interessengebiet dann irgendein Platz zum Einbringen, Mitmachen und Engagieren.

Vielen Dank, Ulrike!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: Bernd Räbiger

„Der Herr der Triathleten“ titelte einmal eine Lokalzeitung ein Portrait von Heinz Rüger. Auf der einen Seite passend – Heinz Rüger hat den Sport über fast 40 Jahre hinweg begleitet, aufgebaut, entscheidend mitgestaltet. Auf der anderen Seite trifft der Titel die Persönlichkeit des Erlangeners so gar nicht. Heinz Rüger organisierte oder delegierte seine Vorhaben immer mit Ruhe und Entschlossenheit stand dabei aber nie gerne über anderen. Meist kümmerte er sich, während andere im Rampenlicht standen.

Bereits 1985 gab es in Erlangen einen Triathlon. Neun Sportler starteten im Röthelheimbad und finishten auf dem Vereinsgelände des TV 1884 Erlangen. Nur ein Jahr später war das Rennen schon größer und das Schwimmen fand erstmalig am Oberndorfer Weiher statt. Immer mit dabei, einen Fotoapparat im Gepäck: Heinz Rüger.

Rüger war selbst von Kindesbeinen an Sportler und schon als Jugendlicher auch Trainer. Aktiv war er im Ringen, im Laufen und später im Triathlon über Kurz- und Mitteldistanz. 1987 hob der heute 70-Jährige dann die Triathlon-Abteilung des TV 1884 Erlangen aus der Taufe. Der Start einer Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält.
1990 ein weiterer Meilenstein, den Heinz Rüger begleitete: Erstmalig wurde durch den Verein eine Mitteldistanz mit Start im Main-Donau-Kanal ausgerichtet.

Als Veranstalter wollte Heinz Rüger auch in der Weiterentwicklung von Triathlon mitwirken. So wurde er Ende 1991 Ausrichtervertreter im Bayerischen Triathlon-Verband und damit zum Sprachrohr der bayerischen Veranstalter im Präsidium des Verbands. Dieses Amt begleitete er bis 2012. Zwischen 1992 und 1994 war er zudem Vizepräsident. Auch in der DTU war er in verschiedensten Gremien aktiv. Er war lange Jahre Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission bei der DTU.

Mann in blauem shirt, Frau in rotem Shirt

Heinz Rüger und Ulrike Rabenstein beim Erlanger Triathlon 2013

Gestalten und das beste rausholen, war immer sein Anspruch und den verfolgte er, wie schon geschrieben, mit aller Ruhe, aber auch aller Durchsetzungskraft. In der Triathlon-Liga kamen diese Ansprüche ebenfalls zu Tage. Da wirkte er nicht nur an mehreren Stellen organisatorisch und konzeptionell mit, sondern betreute auch lange Jahre die Ligamannschaften des TV 1884. Er kümmerte sich um Sponsoren, organisierte Reisen, fuhr mit den Teams zu Rennen und wechselte auch noch wenige Minuten vor dem Rennen noch den Fahrradschlauch im Express-Tempo, wenn es die Umstände erforderten. Auf jeden Fall war er immer da, wenn es nötig war. 2012 gab er die Leitung der Triathlon-Abteilung in Erlangen ab, um sich ausschließlich dem Ligabtrieb im Verein zu widmen.

 

Hallo Heinz, an welche Momente aus über 40 Jahren Triathlon erinnerst du dich gerne zurück?

An den Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit den Ligafrauen 2011, sowie einige erfolgreiche Ligawettkämpfe mit ihnen. Überhaupt war die Arbeit mit den Liga-Mannschaften immer eine besondere: beim TV 48 Erlangen sind Anja Beranek, Anne Haug, Kristin Moeller im Triathlon groß geworden. Unter anderen haben Rebecca Robisch und auch Christine Waitz aus Roth die Bundesliga-Damen ergänzt. Die Mitglieder der Mannschaft haben sich immer zu Höchstleistungen gepusht und das war toll zu erleben. Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft gab es noch weitere beachtliche Ergebnisse mit starken Athletinnen wie Astrid Karnikowski, Ella Schmidt, Katharina Schörner, Sarah Neukam, Katharina Schmelz und später Sophia Warter und Theresa Neukam.

 

In all den Bereichen, in denen du dich engagiert hast. Gab es etwas, worauf du besonders stolz warst?

Besonders war für mich, als Anne Haug mit 23 Jahren als Nichttriathletiin zum TV Erlangen kam. Sie ist dann von dort aus durchgestartet in die Weltspitze. Zunächst über die erste Bundesliga in den Weltcup, zu Olympia bis hin zur WM auf Hawaii.

 

Du warst selbst Triathlet der ersten Stunde. Was hat dich an dem Sport fasziniert?

Vor 1978 wurden auf Hawaii in drei Einzelwettkämpfen – Schwimmen, Radfahren und Laufen – die besten Ausdauerathleten gekürt. Aus diesen drei Einzelwettkämpfen wurde dann 1978 der Triathlon geschaffen, mit einem „Ironman“ als Sieger. Der Beginn der Langdistanz im Triathlon, des Ironman – das fand ich äußerst spannend.

 

Mehr noch engagiertest du dich im Ehrenamt und investiertest unendlich viele Stunden und unendlich viel Herzblut in deine Arbeit. Was hat dir besonders viel Freude bereitet?

Der Erhalt des Jugendtriathlons in Erlangen: Heute nehmen 1200 Schülerinnen und Schüler beim Jahreswettkampf Ende Juli teil. Sie stärken die Jugendmannschaft im Verein. Mehrere Male hat die Triathlon-Jugend bei „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin gewonnen, 2015 sogar die Weltmeisterschaft in Versailles.

 

Vielen Dank, Heinz!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: Bernd Räbiger/ Frank Übelhack

„Das ist mein absoluter Traumjob“, titelte einmal die Regionalzeitung und zitierte Ralf Schmiedeke, der zu dieser Zeit gerade Bundestrainer für den Nachwuchs war. Der Wahl-Ingolstädter war bis dahin schon lange als Trainer tätig und ist es auch heute noch.

Seine eigene sportliche Karriere begann im Wasserball in Ingolstadt. Wasserball und Ingolstadt – von dieser Kombination hatte bereits Roland Knoll im Interview berichtet (Link zum Beitrag über Roland Knoll). Nicht allzu überraschend, führten die Bekanntschaft und die Konkurrenz im Team dazu, dass auch Ralf Schmideke sich am Triathlon probierte – und ebenso wie Roland Knoll, dem Sport treu blieb.

1989 stieg er mit 23 Jahren auf der Mitteldistanz ein, wurde 1993 siebter bei den Deutschen Meisterschaften und entwickelte sich hin Richtung Langdistanz. Lange Jahre war er Teil der Triathlonliga Bayern. Nicht nur am aktiven Sport beteiligte sich Ralf Schmiedeke mit Leidenschaft. Der Lehrer fand auch schnell seinen Weg in das Coaching.

1996 übernahm er gemeinsam mit Ramon Gomez-Islinger die Leitung des Triathlon-Kaders im BTV. Zwölf Jahre lang engagierte er sich dort als Landestrainer. Im Dezember 2008 wurde er zum Bundestrainer Nachwuchs bei der Deutschen Triathlon-Union berufen, im Januar 2013 wechselte er in die Position des Projekttrainers Elite und U23, bevor er im Januar 2014 als Projekttrainer Nachwuchs zum Österreichischen Triathlon-Verband wechselte. Dort arbeitete er bis Oktober 2017. Doch auch danach blieb er dem Trainerdasein treu und betreut seither Spitzensportler individuell.
Darüber hinaus organisiert er den Halbmarathon in Ingolstadt.

Mann auf Rennrad

Ralf Schmiedeke als Teilnehmer beim Schliersee Triathlon

Hallo Ralf, Lehrer, Coach und Wettkampforganisator – ein ganz schönes Programm. Machst du selbst noch Sport?

Ja, ich mache noch Sport und es macht mir auch Spaß, auch wenn mir im Alltag oft die Zeit fehlt, mich so auszutoben, wie ich es gerne würde.
Das Alter hinterlässt bei mir ebenfalls Spuren, und ich kann das, was ich jetzt leiste, nicht mehr mit früher vergleichen. Allerdings bringen die längeren Regenerationspausen, die man mit zunehmendem Alter braucht, auch Vorteile, wenn der Alltag gut gefüllt ist. Trotzdem bin ich manchmal fast neidisch auf alte Freunde, wenn ich sehe, welche Leistungen sie immer noch erbringen. Der größte Leistungsabfall ist beim Laufen spürbar. Im Training funktionieren Schwimmen und Laufen zwar noch ganz gut, aber auch hier nicht so, dass ich mich wettkampffit fühlen würde.
Für eine GA1-Radausfahrt im Flachen mit den Athleten reicht es jedoch immer noch. 

Im Nachwuchsbereich begleitest du seit fast 30 Jahren Talente. Was fasziniert dich an dieser Arbeit? Konntest du im Lauf der Zeit Veränderungen feststellen?

Zwei Personen vor Schloss

Ralf Schmiedeke und Lisa Perterer vor den Olympischen Spielen in Paris

Es macht mir großen Spaß, die Entwicklung von Athleten zu beobachten und zu versuchen, diese mit meiner Erfahrung sowie meinem Wissen positiv zu beeinflussen. Während ich früher physisch viel näher an den Athleten war und durch häufige Lehrgänge und Wettkampfbetreuungen direkt Einfluss nehmen konnte, beschränkt sich meine Arbeit heute oft auf Fernkontakte, gelegentliche Trainingstage und Wettkämpfe. Das liegt auch daran, dass ich mittlerweile vor allem erwachsene Athleten betreue, die viel Eigenverantwortung mitbringen.

Generell hat sich die Trainingslehre deutlich in Richtung Wissenschaft entwickelt. Trotzdem denke ich gelegentlich: „Wer viel misst, misst oft auch viel Mist.“ Es wäre manchmal besser, sich auf den gesunden Menschenverstand zu verlassen. Glücklicherweise handhaben das alle guten Trainer, die ich kenne, genauso.

Junge Sportlerinnen und Sportler zu begleiten erfordert mehr als nur Trainersein. Gerade auf Lehrgängen und Maßnahmen kann es schonmal hoch hergehen. An welche Situationen erinnerst du dich besonders?

Das stimmt! Ich war immer der Meinung, dass man nach hartem und oft entbehrungsreichem Training auch Momente braucht, in denen man loslassen kann. Zu lange Phasen der Askese sind kontraproduktiv, weil sie oft das Gefühl erzeugen, etwas nachholen zu müssen. Wichtig ist aber das richtige Timing und die Art und Weise, wie man solche Momente gestaltet – am Ende der Saison darf es schon mal etwas lockerer und lustiger zugehen.

Was konkrete Beispiele angeht, halte ich mich an die Devise: „Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas.“ Vegas steht in diesem Fall für das Ende eines Trainingslagers oder die Feier nach einem Wettkampf. Und wenn man als Trainer das Vertrauen der Athleten genießt, hat man manchmal sogar die Möglichkeit, bei einer Feier dezent regelnd einzugreifen – und dafür zu sorgen, dass am nächsten Tag niemand ein schlechtes Gewissen haben muss.

Vielen Dank, Ralf!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: private Aufnahmen