Mit dem Junior-TO Programm der DTU wird Jugendlichen ein früher Einstieg in das Kampfrichter-Amt ermöglicht. Schon ab 14 Jahren können sie Schritt für Schritt die Abläufe und Situationen der Arbeit kennenlernen, erste Erfahrungen machen, Sicherheit und Routine gewinnen. Das Besondere: Während des Programms werden Teilnehmer von einem Mentor begleitet. Auch im Bayerischen Triathlon-Verband gibt es Junior-TO-Tandems. Beispielsweise arbeiten Vince Varga-Bujak und Ulla Chwalisz zusammen. Der 17-jährige Vince Varga-Bujak hat das Interesse an dem Amt vielleicht auch von seinem Vater vererbt bekommen. Schließlich ist Bela Varga der ranghöchste bayerische Kampfrichter, ist in der Technischen Kommission der DTU und auch in Gremien der World Triathlon vertreten.

Wir haben mit Vince Varga-Bujak, Bela Varga und Ulla Chwalisz über den Kampfrichter-Job und das Programm gesprochen.

Hallo Vince,
das Junior-TO-Programm gibt es noch gar nicht so lange und du bist einer von nur wenigen Teilnehmern im Bayerischen Triathlon-Verband. Warum interessiert dich das Kampfrichter-Amt und wie kamst du zu dem Programm?

Ja, so ist es. Meine einfache Antwort darauf ist natürlich, dass mein Vater ebenfalls Kampfrichter ist. Ich selbst habe nicht viel mit Triathlon zu tun gehabt, aber im Allgemeinen bin ich durchaus ein sehr sportbegeisterter Mensch. Von klein auf war ich schon bei größeren Triathlon-Veranstaltungen dabei und fand die Arbeit meines Vaters faszinierend. Es kam auch öfter dazu, dass ich mithelfen konnte, mal bei der „Aid Station“, mal beim Athleten-Briefing. So kam es, dass die Einführung des Junior TO Programms mein Interesse geweckt hat und ich direkt im ersten Jahr dabei sein konnte.

zwei Menschen betrachten Fahrräder
Vince Varga als Junior TO beim Rothsee Triathlon

Hallo Ulla,
nun kann der Kampfrichter-Job auch so schon einigen Raum in der knappen Freizeit einnehmen. Warum hast du dich zudem entschlossen für das Programm als Mentorin zu arbeiten?

Für das Junior-TO Programm habe ich mich sofort begeistert, als ich zum ersten Mal erleben konnte, dass gerade junge Sportlerinnen und Sportler in Bewerben sehr aufmerksam auf Fairplay und Gleichbehandlung schauen. Dass das Programm bayern- und deutschlandweit Anklang findet, freut mich vor allem als Referentin für Sportentwicklung der DTU. Als Mentorin möchte ich die Begeisterung der Jugend für unseren Sport in allen Bereichen fördern. Das können wir Erfahrenen am besten durch die Vermittlung unserer Erfahrungen und Werte, in dem wir sie die Jugendlichen im Wettkampfgeschehen miterleben lassen und ihnen mit unserem Rat und unserem Wissen zur Seite stehen. Dieser Austausch gibt Erlebtes aus der Praxis an uns zurück, durch das sich alle Kampfrichterinnen und Kampfrichter weiterentwickeln können. 

Ich freue mich schon sehr auf meine Einsätze mit Vince!

Hallo Bela,
du bist einer der ranghöchsten Kampfrichter Deutschlands und warst schon bei den größten internationalen Rennen als Referee unterwegs. Wie kamst du ursprünglich zu dem Amt und was hat dich motiviert, dich dort immer weiterzuentwickeln?

Als ich 1988 als Sportler in Ungarn den Triathlon kennenlernte, steckte dieser Sport bei uns noch in den Kinderschuhen. Die Regeln verbreiteten sich fast mündlich sowohl unter den Athleten als auch unter den Organisatoren. In dieser Zeit nahm ich regelmäßig an verschiedenen Nachwuchswettbewerben teil, und als ich älter wurde, half ich immer öfter auch auf der Organisationsseite, denn es gab nie genug helfende Hände. Schon damals sah ich, dass für eine fachgerechte und faire Durchführung der Wettbewerbe auch die Kampfrichter unverzichtbar sind, aber es gab einen Mangel an ihnen, und auch ihr Fachwissen war lückenhaft. Als Athlet war ich mehrmals selbst Opfer dieser Mängel. Ich dachte, dass meine Mitstreiter und ich mehr und Besseres verdienen, und wenn ich selbst Kampfrichter wäre, könnte ich zeigen, wie man diese Aufgabe gut, oder mindestens besser, erfüllen kann. So legte ich, als ich volljährig wurde, bei der ersten Gelegenheit die Prüfung zum Kampfrichter ab.

Meinen Drang zur ständigen Weiterentwicklung und Selbstverbesserung habe ich aus meinem Elternhaus mitgebracht. Dies trieb mich dazu, mich auch als Triathlon-Kampfrichter weiterzuentwickeln und das derzeit erreichbare höchste Niveau (World Triathlon Level 3B) zu erreichen und so viel wie möglich und so fachgerecht wie möglich an diesen Sport zurückzugeben. Weitere Motivation zur Selbstverbesserung gab mir der Triathlon – wenn ich auf die letzten mehr als 35 Jahre zurückblicke, seit ich diesen Sport kennengelernt habe – hat er eine enorme Entwicklung durchgemacht, und diese Dynamik ist nach wie vor charakteristisch für den Sport. Daher war es selbstverständlich, dass ich Schritt halten muss mit den Neuerungen, um fachlich auf einem angemessenen Niveau bestehen zu können.

 

Bela Varga beim 35. Memmert Rothsee Triathlon; Foto: Sport-/Foto-Gold

Bela, du kannst auf jahrzehntelange Erfahrung im Triathlonsport zurückblicken. Was würdest du jungen Kampfrichtern unbedingt mitgeben wollen? Welche Geschichte eines Einsatzes oder Rennens würdest du in jeder Ausbildung einmal erzählen?

Wenn ein junger Kampfrichter mich um Rat bitten würde, würde ich ihm sagen, dass er an vielen Triathlon-Wettbewerben teilnehmen sollte, um die Situation der “Kunden” des Kampfrichter-“Dienstes” besser zu verstehen und nachzuvollziehen.

Ich habe viele interessante und lehrreiche Geschichten 😊, aber eine erzähle ich fast immer. Sie bezieht sich auf den Frauenwettbewerb bei den Olympischen Spielen 2012 in London, als ich als Head Referee (Einsatzleiter) aufgrund eines Zielfotos über die Goldmedaille entscheiden musste (Link: This Epic Olympic Photo Finish Happened Four Years Ago – Triathlete).

Vince, im letzten Jahr hast du in Hamburg deinen ersten Einsatz gemacht. Wie war das für dich?

Wie bereits erwähnt, habe ich bereits bei anderen Wettkämpfen ausgeholfen, daher war der Ablauf nicht unbekannt. Allerdings gab es Einblicke, die ich bis dahin nicht bekommen konnte. Hauptsächlich basierten diese auf der selbständigen Arbeit der Junior TOs, sodass man beispielsweise beim „Check In“ selbst die Fahrräder überprüfen und darüber urteilen konnte, ob diese die Vorschriften erfüllen. Im Allgemeinen war Hamburg eine gelungene Veranstaltung und hat auf jeden Fall Spaß gemacht.

Vince, würdest du anderen Jugendlichen ein Ehrenamt ans Herz legen?

Ich finde zwei Sachen sehr wichtig für den Sport. Erstens, dass man eine gute Atmosphäre schafft, und zweitens, dass man ein sportliches Verhalten an den Tag legt. Kampfrichter sind sehr bedeutsam für einen fairen Ablauf des Rennens und haben nicht nur im Triathlon, sondern auch in jeder Sportart mehr Respekt verdient. Wegen dieses fehlenden Ansehens ist das Kampfrichten nicht attraktiv. Deswegen sollte man durch ähnliche Programme die Wichtigkeit von Kampfrichtern betonen, und es ist schön zu sehen, wenn sich junge Leute engagieren. Es besteht generell ein Mangel an Kampfrichtern, und wenn man sich ein bisschen Zeit nimmt, um seine Sportart auch von der anderen Seite zu stärken, wird diese in Zukunft besser dastehen.

Vielen Dank für das Interview!

Mehr Informationen zum Junior-TO-Programm gibt es auf der Website der DTU (Link).

Fotos: Rothsee Triathlon/ Guntram Rudolph; Sport-/Foto-Gold

Forscht man nach Fred Over, findet man zahlreiche Hinweise auf einen engagierten Menschen, der sich mit Leidenschaft für die Gesellschaft engagiert. Der pensionierte Polizist aus Ingolstadt ist nicht nur aufgrund seiner beruflichen Vergangenheit bekannt und geschätzt. Er engagiert sich heute vor allem politisch in der Stadt, sitzt für die ÖDP im Stadtrat, setzt sich für Mensch und Natur ein.
„Ich bin schon umtriebig und sehr aktiv“, gibt er im Telefongespräch zu. Dass der 69-Jährige auch im Triathlon viel gewirkt und bewirkt hat, findet man in der Online-Recherche hingegen nicht. „Das war ja auch noch vor der Zeit, inder es Internet gab“, lacht er. Dass ihm das Engagement von damals immer noch mit Freude erfüllt, merkt man jedoch sofort.  „Da kommen sofort viele Geschichten und Erlebnisse hoch! Wenn dich der Sport Triathlon einmal gepackt hat, bist du mit Haut und Haaren verloren“, scherzt er und direkt sprudeln die ersten Erinnerungen hervor.

Hallo Herr Over,
wann und wie kamen Sie zum Triathlon?

Beim ersten Eichstätter Triathlon – veranstaltet vom SV Marienstein im Jahre 1984 – war ich noch Zuschauer. Ich fühlte sofort Bewunderung für die Sportlerinnen und Sportler. Besonders auffällig für mich, war das Motto „Finishen!“. Es ging in der Breite nicht darum, aufs Podium zu kommen, sondern den Wettkampf zu absolvieren, durchzustehen und eben nicht aufzugeben. Zudem kam ich damals aus dem Straßenlauf und bin Marathons gelaufen. Diese Belastung war mir dann doch auf die Dauer zu einseitig. Mit Triathlon war diese eher ganzheitlich.
Ein Jahr später nahm ich dann mit einem geliehenen Rennrad in Eichstätt teil und fasste den Entschluss, dabei zu bleiben. Es wurden bis zum Ende meiner aktiven Zeit etwa 60 Triathlons und Duathlons, gekrönt von der Teilnahme am IRONMAN im Jahr 1990 in Roth bei dem mein Freund und Mitstreiters Detlef Kühnel, Rennchef war. Davor und danach war ich dort Chefkampfrichter und habe die Dopingkontrollen organisiert. (Ein gewissser Joey Kelly hat mir damals mal mit seinem Fan-Auflauf ziemliche Probleme gemacht….).

Plakat 1. Triathlon Ingolstadt

Plakat 1. Triathlon Ingolstadt

Gemeinsam mit Walter Knoll haben sie im Juli 1986 einen Triathlon in Ingolstadt initiiert und durchgeführt. Wie kam es zu der Idee?

Einen Triathlon in Ingolstadt auszurichten war unumgänglich! Mit Walter Knoll – Roland Knolls Vater – und drei ortsansässigen Vereinen musste das berühmte Wohnzimmer als Orga-Zentrale herhalten.
Ich erinnere mich, dass wir bei einem Ortstermin am Irgertsheimer See den schlechten Zustand der geplanten Wechselzone 1 beklagten. Eine Woche später stellten wir fest, dass die Stadt Ingolstadt das Stück zwischen Schwimmaussteig und Straße einfach für uns geteert hatte!
Die Idee des 1. Ingolstädter Triathlon kam insgesamt recht gut an. Eine Veranstaltung mit drei Sportarten war bis dato eben nicht bekannt. Auch die Kollegen der Polizei haben sich rasch eingestellt und für die folgenden drei Wettkämpfe, darunter auch eine Bayerische Meisterschaft, bekamen wir ausreichende amtliche Hilfe.
Aus meiner Sicht halten sich die Zuschauerzahlen auch heute nach wie vor in Grenzen, wenn die Strecken nicht durch die Innenstädte geführt werden; wir werden wohl immer eine Schubladensportart bleiben.

Heute gehört der Triathlon Ingolstadt, der durch Gerhard Budy organisiert wird, zu einer der größten bayerischen Veranstaltungen. Fast wären Sie einmal in das Orga-Team gerutscht. Wie kam das und warum hat es am Ende nicht geklappt? 

Gerhard Budy sprach mich auf der Straße, während ich auf Streife war, an und bat mich, die Organisation der Radstrecke zur Neuauflage des Ingolstädter Triathlons zu übernehmen. Ich war einen Augenblick lang nicht abgeneigt. Aber dann wurde mir die zeitliche Belastung bewusst, ich sagte ab und bat ihn um Verständnis.

 

Mann mit Motorradhelm

Fred Over im Kampfrichtereinsatz

In den Anfängen des Triathlons waren Sie federführend für den Aufbau des Kampfrichterwesens zuständig. Vor welchen Herausforderungen standen Sie in der Sportart, in der ja noch kein festes Reglement vorhanden war?

Als Abteilungsleiter Triathlon im SC Delphin hat mich Walter Knoll nach Pfofeld/Mfr. zu einem der ersten Verbandstage des BTV mitgenommen. Der damalige Präsident, Walter Pöhlmann aus Cham, suchte einen Lehrwart für die Kampfrichter- und Übungsleiterausbildung. Ich weiß nicht, wer damals durchgestochen hat, dass ich Aktiver und Polizeibeamter war – auf alle Fälle hatte ich plötzlich den Job und stellte Kampfrichterlehrgänge und eine Trainerausbildung mit dem BLSV auf die Beine.

Da Bayern schon damals in Deutschland mit Triathlon die Nase vorne hatte, galt es, diesen Ruf nicht nur zu verteidigen, sondern auszubauen.

Später bildete ich Bundeskampfrichter für die DTU und internationale Kampfrichter für die ETU aus und stieß dabei oft an Grenzen. Deutsche Bürokraten haben eben manchmal besondere Ansichten.

Der Sprung zur Technischen Kommission (TK) der DTU war eine Folge der oben erwähnten Ausbildung von Bundeskampfrichtern. Dazu kamen unter anderem die Einführung der Übersetzungs-Ablauflängen für Jugendliche und die Angleichung der temperaturabhängigen Neo-Regeln für Senioren.
Uns in der TK hat immer gestört, dass der Verbandstag der DTU unsere Regeländerungen meist en bloc abgestimmt hat, weil die Diskussionen darüber zu zeitraubend schienen.

Sie waren in der Folge als Wettkampfrichter national und international unterwegs. Welche Erlebnisse sind ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

1994, bei der EM in Eichstätt, muss ich Verantwortlicher der ETU gewesen sein, weil ich einen ausländischen ETU-Kampfrichter nach meines Erachtens übermäßigem Alkoholgenuss von der Tätigkeit ausschloss. Ob das zu einem internationalen Zwischenfall geführt hat, weiß ich nicht mehr. – Das hat man davon, wenn man als ETU einen Polizeibeamten internationale Kampfrichter ausbilden und einsetzen lässt (lacht).

1995, in Stockholm, verunglückte ein Teilnehmer der Junioren tödlich. Das hat uns ETU-Kampfrichter schockiert und sprachlos gemacht. Die Stadt hat nicht nur 1.000 Brücken, sondern gefühlt auch Hunderte von Kreisverkehren. Das TC der ETU, dem ich damals angehörte, hatte alles getan, um für Absicherung zu sorgen. Aber eine Unachtsamkeit bei den Absperrungen, ein unverständiger Autofahrer oder anderes reichten wohl aus. Eine tragische Erfahrung.

1996, in Szombathely, wollte man die Mariensteiner Junioren – angereist aus Eichstätt (!) – nicht starten lassen. Gemeinsam mit Sepp Vogel gelang es dann, die Startfreigabe durchzusetzen.

Bei einer Duathlon-EM in Slowenien, in Novo Mesto, bemerkte ich als Technical Delegate der ETU die vielen landwirtschaftlichen Zufahrten zur Radstrecke als Sicherheitsrisiko. Daraufhin fragte man mich, ob ich 200 oder 300 Soldaten zur Absicherung benötigte. Das Präsidium der ETU hatte uns TDs grundsätzlich zu Zurückhaltung bei Eingriffen in landesübliche Formalien angehalten und so „begnügte“ ich mich mit 100 Uniformierten – die Mindestzahl zum sicheren Ablauf. Zur Dopingkontrolle traf ich dann sechs Fotomodelle als Chaperons an.

Die schönste Location bei einer ETU-Veranstaltung erlebte ich in Mafra, Portugal, vor einem riesigen historischen Gebäude. Einem Barockpalast, der als Wettkampfzentrale und Zieleinlauf diente.

Ebenfalls 1994 durfte ich die Nationalmannschaft der DTU nach Wellington in Neuseeland als Kampfrichter zur dortigen WM begleiten. Zum ersten und letzten Mal erlebte ich auch einen Kongress der ITU mit dem damaligen Präsidenten Les McDonald. Dort fiel auch, wenn ich mich recht erinnere, die Erlaubnis, bei internationalen Wettkämpfen über 21 Grad Wassertemperatur einen Neoprenanzug zu nutzen. Das wurde dann auch auf die Regionen und Länder ausgeweitet.

Portrait

Fred Over

Was denken Sie, hat sich zwischen damals und heute im Bereich Wettkampf und Kampfrichterwesen verändert? Wi schätzen Sie diese Veränderungen ein? 

Ich kann nicht beurteilen, welche größeren oder kleineren Probleme das Kampfrichter-Wesen heute hat. Wir bewegten uns damals in der Übergangszeit zwischen dem Verbot des Windschattenfahrens und der schleichenden Freigabe, die letztendlich von der ITU mit Präsident Les McDonald den Medien zuliebe kam. Solange die TK der DTU mit mir arbeitete – oder ich mit ihr – verweigerten wir uns der Neutralität wegen sogar der Finanzierung der KR-Kleidung durch Sponsoren. Natürlich waren wir Kampfrichter nur Menschen, versuchten stets proaktiv zu entscheiden. Aber so manche dieser Entscheidungen musste aufgrund von Regelverstößen gefällt werden. Das ist heute sicher genauso. Unter Umständen macht die Verkehrsdichte heute auch die Planung von Radstrecken schwieriger. Die Beschwerden von Menschen, die sich am Veranstaltungstag ihrer gewohnten Wegstrecken beraubt sehen, sind heute die gleichen wie damals. Da hilft auch keine noch so detaillierte Vorabinformation.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich keine Minute meiner Funktionärstätigkeit wirklich bereue. BTV, DTU und die ETU hatten in mir einen altruistisch angehauchten Bürokraten gefunden, der zu vielen Dingen einfach ja gesagt hat, und sie gemacht hat.

Vielen Dank, Herr Over!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: private Aufnahmen

Seit über zehn Jahren spricht Marco Sommer mit Menschen über Triathlon. „Triathlon Podcast“ heißt das Format treffenderweise. 2013 begann der Münchener bereits Interviews zu führen und zu veröffentlichen. Vor dem Mikro hatte er schon Stars wie Sebastian Kienle oder Timo Bracht, aber auch Einsteiger oder Engagierte. Das erste Interview führte er übrigens mit Sailfish-Macher Jan Sibbersen im Vorfeld der Sailfish Night of the Year 2012. Die Persönlichkeit des Interviewpartners herauszuarbeiten, ist seit jeher eines der Ziele von Marco Sommer. Natürlich ist er selbst Triathlon-begeistert. Seit 2007 betreibt er den Sport. Wie viele Athleten beschäftigte er sich mit Training, den Stars der Szene, versuchte Informationen, Details und Internas zu bekommen. Mit dem Format war Marco Sommer einer der Ersten in Deutschland. Auch über die Jahre hinweg entwickelte er nicht nur das Podcast Format, sondern präsentierte Triathlon und seine vielfältigen Akteure immer in einem besonderen, detailreichen, persönlichen Licht.

Portrait

Marco Sommer

Hallo Marco, wann und wie entstand die Idee einen Podcast zu machen?

Die Idee zum Podcast entstand 2012, als ich mich auf einer längeren Autofahrt fragte, wie man den Triathlonsport und seine Menschen authentisch und nahbar präsentieren könnte. Podcasts waren damals in Deutschland noch ein ziemlich neues Medium, aber ich sah auf Anhieb das Potenzial, spannende Geschichten direkt und ungefiltert an die HörerInnen zu bringen. Gesagt getan, also habe ich mich in die technischen Themen des Podcastings reingearbeitet, teilweise mit Hilfe von Podcaster Kollegen in den USA, weil es in Deutschland zu der Zeit noch nicht so viele Ressourcen gab, die sich damit auskannten. Das erste Interview mit Jan Sibbersen von Sailfish im November 2012 war dann der Startschuss meiner Podcast Reise. 

Warum ausgerechnet zum Thema Triathlon?

Schon als Kind war ich sehr sportbegeistert und wenn ich morgens vor der Schule die Zeitung gelesen habe, war der Sportteil meine erste Anlaufstelle. Seit 2007 betreibe ich den Triathlonsport selbst und war immer fasziniert von den Persönlichkeiten, den Geschichten und den Herausforderungen, die mit Triathlon verbunden sind. Ich finde das Triathlon eine unglaublich vielfältige Sportart ist, nicht nur körperlich, sondern insbesondere auch was mental zwischen den Ohren passiert. Man kann dabei sehr viel über sich selbst lernen. Triathlon hat auch das Potenzial Menschen zu inspirieren und das wollte und will ich mit meinem Podcast transportieren. Kurz gesagt ist Triathlon zu einer Leidenschaft von mir geworden.

Gerade gibt es auf der Website triathlonbayern.de eine Reihe an Portraits und Interviews. Die Erstellung ist ganz schön aufwändig. Es fließt viel Zeit in die Vorbereitung, braucht viel Abstimmung und Musße, bis schlussendlich ein Interview veröffentlicht werden kann. Wie viel Zeit hast du bisher in dein Projekt investiert und wie schaffst du dir die nötigen Ressourcen?

Gute Frage, ich denke da sind wirklich viele, unzählige Stunden reingeflossen – von der Recherche über die Vorbereitung bis hin zur Nachbearbeitung und dem Marketing der jeweiligen Podcastfolge. Da kommen sehr viele Stunden, bzw. Tage zusammen, da die Playtime aller bislang veröffentlichten Folgen mehr als zwei Wochen non-stop abspielen umfasst.

Gerade am Anfang war es sehr zeitintensiv, da ich mir ja alles selbst beigebracht habe. Heute hilft mir eine gut strukturierte Planung und die Erfahrung aus den vielen Folgen. Natürlich gibt es im Zuge der Zeit hier und da auch mal Hängerchen im Leben eines Podcasters, aber die Leidenschaft für das Triathlon Thema ist meine größte Ressource – sie treibt mich immer wieder an und lässt mich auch mal durch solche Phasen gehen.

Über 570 Folgen findet man in der triathlon Podcast Mediathek. Hast du persönlich Lieblings-Folgen? Welche Begegnungen waren besonders?

Mir sind „alle“ Interview Folgen besonders in Erinnerung geblieben und es fällt mir ehrlich gesagt schwer die eine Lieblingsfolge zu benennen. Alle Gespräche, sei es mit bekannten Profis, als auch mit interessanten Hobbysportlern und Neulingen im Sport haben mich berührt, weil sie oft unerwartet emotionale und inspirierende Geschichten erzählen. Kurz gesagt – jede Folge hat etwas Einzigartiges (diplomatische Antwort, gell 😉).

Im Vergleich zu schriftlichen Interviews braucht es für ein gutes Podcast-Gespräch Vertrauen zwischen den Gesprächspartnern und Einfühlungsvermögen. Hattest du die Fähigkeiten, eine gute Atmosphäre zu schaffen, schon immer, oder hast du sie in deiner Arbeit erst entwickelt?

Ich denke, gut Zuhören konnte ich schon immer und aufrichtiges Interesse an Menschen war ebenfalls schon immer bei mir vorhanden. Und was das Thema Interviewführung angeht, ich habe es mir einfach zugetraut und gemacht (auch ohne eine journalistische Ausbildung).

Einen klassischen Fehler habe ich gleich am Anfang gemacht, denn in mein erstes Interview bin ich mit einem detaillierten 3-seitigen Fragenskript aufgetaucht, um bestens vorbereitet zu sein. Im Nachhinein betrachtet absoluter Nonsens und Jan Sibbersen hat mir schnell den Ratschlag gegeben, das Gespräch einfach mal laufen zu lassen und nicht mich an vorgefertigten Fragen entlangzuhangeln. Den Ratschlag von Jan habe ich danach weiter beherzigt.

Ich denke, die Basis war sicherlich immer mein echtes Interesse an den Menschen und ihren Geschichten.  

Wie findest du heute, nach so vielen Folgen, noch neue Themen? Haben sich deine Ziele mit der Zeit verändert?

Der Triathlonsport entwickelt sich ständig weiter, sei es durch neue Technologien, neue Akteure im Sport, neue Entwicklungen und Trends im Sport. Das bietet immer wieder neue Ansätze für interessante Gespräche. Der Kern bleibt aber: Menschen und ihre Begeisterung für den Sport in den Mittelpunkt zu stellen.

Vielen Dank, Marco, für dein Engagement!

Vielen Dank für die interessanten Fragen und die Möglichkeit, über meine Arbeit und Leidenschaft zu sprechen!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

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Fotos: private Aufnahmen

Die Kleinstadt Roth ist weltbekannt. So kann es einem passieren, dass man irgendwo auf der Welt gefragt wird, woher man käme und die Person gegenüber bekommt mit der Antwort „Roth“ glänzende Augen. Grund dafür ist der Challenge Roth, der das sonst eher unbekannte Städtchen im malerischen Mittelfranken zum Triathlon-Epizentrum machte und jedes Jahr auf neue macht.

Alles begann Anfang der 1980er-Jahre, als Detlef Kühnel (sein Porträt lesen Sie hier) durch seinen Sportkameraden Manuel Debus von einer neuen Sportart hörte, die in den USA an Popularität gewann: Triathlon. Die Idee, Schwimmen, Radfahren und Laufen in einem Wettkampf zu vereinen, faszinierte ihn. Seine erste Erfahrung damit – ein Erlebnis. Er setzte alles daran, das neue Format auch in Deutschland bekannt zu machen.
Von Beginn an dabei war Herbert Walchshöfer. Er war damals noch stellvertretender Geschäftsführer der Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg und war bei dem neuen Event für Presse, Marketing sowie Moderation im Zielbereich verantwortlich. Diese Voraussetzungen sollten sich als perfekt erweisen, denn schnell wurde das Rennen bekannt und beliebt – weit über Roth und sogar Deutschland hinaus.

Eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte entwickelte sich, die 2002 ein neues Kapitel aufschlug. Statt Teil der internationalen Rennserie Ironman zu sein, wurde das Rennen nun eigenständig. 2001 war nämlich der Vertrag mit den IRONMAN Lizenzgebern nicht mehr verlängert worden, nachdem diese für die Veranstalter unannehmbare finanzielle und organisatorische Forderungen gestellt hatten. Detlef Kühnel verpachtete die vollständig und umfassend aufgebaute Triathlon-Veranstaltung mit allen Resourcen.

Mann am Computer

Herbert Walchshöfer im „Home Office“

„Challenge“ sollte das Rennen von nun an heißen und erstmalig federführend durch Herbert Walchshöfer geleitet werden. Das Konzept der Triathlon Staffeln, bei dem ein Team aus drei Teilnehmenden je eine Disziplin absolviert und dann gemeinsam ins Ziel läuft, wurde als Innovation eingeführt. Schnell war klar: auch die Marke „Challenge“ kann sich erfolgreich etablieren.

Familienunternehmen mit außergewöhnlicher Ausrichtung

Die Walchshöfers hatten erkannt, dass Triathlon mehr als ein Wettkampf ist; es ist eine Lebenseinstellung. Mit Liebe zum Detail, unermüdlichen Einsatz und Gespür für die Bedürfnisse aller Beteiligten schufen sie eine Veranstaltung, die Sportler, Helfer und Zuschauer gleichermaßen begeistert. Alice Walchshöfer, die unverzichtbare Kraft hinter den Kulissen, kümmert sich um die organisatorischen Feinheiten. Sie ist es, die die familiäre Atmosphäre und Herzlichkeit prägt, die bis heute eines der Markenzeichen des Rennens in Roth ist. Gemeinsam mit ihrem Mann führte sie die Veranstaltung durch Höhen und Tiefen – von der ersten Begeisterung bis zu den Herausforderungen der Professionalisierung. Nach dem plötzlichen Tod von Herbert Walchshöfer 2002 übernahmen die Kinder Felix und Kathrin mit das Ruder. Sie entwickeln seither die Veranstaltung weiter, sorgen für Innovationen und dafür, dass der Triathlon in Roth seinen Platz als einer der besten Wettkämpfe weltweit behauptet.

Gruppe arbeitet

Das TeamChallenge bei der Arbeit

Hallo Alice,
Triathlon-Rennen sind oft Familienunternehmen. Da stehen im Hausgang Kartons, das kleine Büro quillt über mit Dokumenten und das private Telefon wird zur Renn-Hotline. Wie war es in den Anfängen, als dein Mann Triathlon ‚mit nach Hause brachte‘, und wie erlebtest du die ersten Jahre eures Rennens?

Wenn man hin und wieder die Bilder ansieht, ist es im Nachhinein schon verrückt, wie wir damals das Rennen vorbereitet haben. Aber anders ging es letztendlich nicht. Wir hatten keine Mittel, um uns ein eigenes Büro zu leisten. Für uns war das quasi Home-Office der anderen Art. Die Anmeldung selbst war noch nicht innerhalb von Sekunden ausgebucht. Die rund 2.000 Athletinnen und Athleten des ersten Challenge werden sich sicherlich erinnern: Über das ganze Jahr hinweg konnten sich Sportlerinnen und Sportler per Brief, Telefonanruf oder sogar über das klassische Fax für den Start im Juli anmelden. Nach diesem ersten Kontakt versendeten wir einen Anmeldebogen per Post. Dieser musste vollständig ausgefüllt, mit einem Portraitfoto versehen und zusammen mit der Überweisungsbestätigung an uns zurückgeschickt werden.

Gerade das erste Jahr unter dem Challenge-Label 2002 war natürlich von großer Unsicherheit geprägt, da wir nicht wussten, wie das Rennen unter neuem Namen angenommen wird. Nachdem das Rennen mit dem Herzschlagfinale von Lothar Leder und Chris McCormack weltweit in den Schlagzeilen war und sich die Anmeldezahlen steigerten, war uns bewusst: Ja, wir sind auf einem sehr guten Weg!

Welche Rolle spielt heute noch die Familie in so einem umfassenden Projekt, das längst auch Unternehmen ist?

Familienbild mit Hund

Familie Walchshöfer 2024; Foto: Franziska Krois

Privates und Geschäftliches zu trennen, mussten wir über die Zeit erst lernen. Gerade nach dem Tod von Herbert mussten wir uns alle etwas umgewöhnen. Formal ist es so, dass Kathrin, Felix und ich gleichberechtigte Geschäftsführer von TeamChallenge sind. Wir vertrauen uns gegenseitig blind und pflegen einen sehr offenen Umgang. Jeder hat eigene Arbeitsbereiche, die er bzw. sie federführend übernimmt. Bei allen wichtigen Entscheidungen stimmen wir uns aber sehr eng innerhalb ab. Bei der Entscheidungsfindung binden wir auch das ganze Team ein, um alle Argumente aus verschiedenen Blickwinkeln zu hören. Mittlerweile umfasst unser Team 13 Personen, die sich ein Jahr lang darum kümmern, den DATEV Challenge Roth jedes Jahr zu einem vollen Erfolg zu machen.

Welcher Moment ist eure persönliche Lieblings-Erinnerung?

Alice: Wenn alle Athletinnen und Athleten im Wasser sind und der Startschuss fällt, dann weiß ich: Ok, jetzt sind alle Vorbereitungen erledigt, der Tag wird für unzählige Menschen einer der schönsten Tage des Jahres. Emotional war das Rennen besonders im Jahr 2006. Herbert hat hier sein Versprechen eingelöst und ist trotz seiner schweren Krankheit nochmal an die Finishline gekommen. Alle Zuschauer und Athleten haben ihn applaudiert. Da bekomme ich heute noch Gänsehaut.

Felix: Ganz besonders sind die Momente, in denen meine Schwester und ich auf der Strecke unterwegs sind und uns persönlich bei den Volunteers bedanken. Was sie alles leisten, um für den Triathlontag des Jahres zu sorgen, kann man mit Worten gar nicht ausdrücken; es sind einfach die besten Helferinnen und Helfer der Welt. Meine Lieblings-Erinnerung ist Fireman Rob, der mit seinem kompletten Feuerwehrequipment das Rennen absolvierte um Spenden für die Hinterbliebenen von 9/11 zu sammeln; absolut beeindruckend.

Kathrin: Mein Highlight ist immer die Finishline-Party. Wenn die letzten Finisher ins Stadion einlaufen, bekomme ich automatisch Gänsehaut. Wenn man direkt vor Augen sieht, was unsere Arbeit für die Menschen bedeutet, erfüllt einen das mit großem Stolz und Freude. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir Sister Madonna Buder, die als Nonne mit 83 Jahren das Abenteuer Langdistanz angegangen ist.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft des Triathlons?

Alice: 40 Jahre Triathlon ist eine beeindruckende Zahl. Ich wünsche mir natürlich, dass diese Historie auch angemessen sichtbar und für jedermann erlebbar ist, nicht nur während der Rennwoche, sondern auch an allen anderen Tagen im Jahr. Ein Triathlonmuseum in Roth, das würde doch Sinn machen, oder?

Kathrin: Ich möchte künftig noch mehr Menschen zusammenbringen, egal ob Sportler oder Menschen, die mit Ausdauersport nicht so viel anfangen können. Mit dem Festival Market haben wir in diesem Jahr einen großen Schritt in eine solche Richtung gemacht. Wir laden jedes Jahr alle Menschen ein, sich hier in Roth umzusehen und die positive Atmosphäre einfach aufzusaugen.

Felix: Die gesellschaftliche Entwicklung geht eher in die Richtung „ich, ich, ich“. Deshalb wünsche ich mir, dass Roth hier gegen den Trend agiert und alle gemeinsam, Partner, Gemeinden, Volunteers, Ehrenamt, Sportlerinnen und Sportler, der Verband und alle Unterstützer weiterhin an einem Strang ziehen. Nur gemeinsam kann man Großes schaffen.

Vielen Dank für euren unermüdlichen Einsatz!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: Franziska Krois, TeamChallenge, Christoph Raithel

Trainingstagebücher sind heute ein essenzieller Bestandteil für viele Ausdauersportler. Einen Überblick behalten, den Fortschritt verfolgen – das motiviert. Wer hätte gedacht, dass es Trainingstagebücher schon 1984 gab?
Manuel Debus schrieb Triathlon. Mehr als eine Herausforderung“, ein Leitfaden auf über 200 Seiten über „Ernährung – Training – Wettkampf für Anfänger und Spitzentriathleten“. Fast gleichzeitig  erschien „das „Triathlon-Logbuch“. Der Untertitel lautete „Zur schnellen Erfassung, Kontrolle und Auswertung der Trainings- und Ernährungsdaten, des Pulsschlages und des Gewichtes. 53-Wochen-Übersicht für alle Ausdauersportler.“ Rund 40.000 Mal verkaufte sich das Logbuch. Nicht nur an Triathleten, auch an zahlreiche andere Ausdauersportler, die begeistert Rückmeldung gaben.
Der Autor, Manuel Debus, ist der deutsche Triathlon-Pionier. Er und Detlef Kühnel waren die ersten Deutschen, die 1982 beim Ironman Hawaii starteten und damit das Triathlon-Fieber mitbrachten.

Hawaii Start mit Hindernissen

Beide, Manuel Debus und Detlef Kühnel, waren zunächst eigentlich im Reitsport aktiv. Manuel Debus‘ Bruder lebte in Amerika. Er war es, der ihn auf ein besonderes Rennen aufmerksam machte. Interessiert verfolgte Debus daraufhin einen deutschen Fernsehbeitrag und beschloss: „Da möchte ich dabei sein!“. Zunächst überzeugte er seinen Sportkameraden Detlef Kühnel mitzukommen. Dann klemmte sich der Nürnberger hinter die Organisation des Starts und stellte fest, dass es gar nicht so einfach war. „Die Amis waren nicht an ausländischen Startern interessiert, die wollten uns keine Startplätze geben!“, berichtet er. Doch er blieb hartnäckig und rief mehrmals bei Organisatorin Valery Silk an. Erst nach einigem Drängen erhielt er zwei Anmeldeformulare.
Es sollte nicht sein letztes Rennen gewesen sein. Insgesamt fünfmal war er auf der Pazifikinsel am Start.

Debus gehörte auch zu den Visionären, die den Triathlonsport in Deutschland in organisierte Strukturen brachten. „Damals kannte Triathlon niemand“, berichtet er. Während der Organisation seiner ersten Hawaii-Reise wollte ihm Manfred Steffnym Chefredakteur des SpiridonLaufmagazins gar einen Startplatz zum Honolulu-Marathon verkaufen, da es in dessen Augen auf Hawaii kein anderes großes Sportevent gab. Egal, wo Manuel Debus vorstellig wurde, er wurde schräg angeschaut. „Niemand kann solche Distanzen in drei Disziplinen am Stück leisten“, war die gängige Meinung, nicht nur in der breiten Bevölkerung, sondern auch in der Sportwelt.

Herantasten an das Unbekannte

Läufer

Die Autogrammkarte von Manuel Debus

Was tun, wenn noch keine Blaupause vorhanden ist? – „Die Informations-Löcher musste ich dann selbst füllen“, erzählt Debus. „Ich wusste nicht, wie ich an die Sache herangehen sollte. Ich habe mich also herangetastet. Zum Beispiel haben Detlef und ich in der Sauna trainiert, um die klimatischen Bedingungen zu simulieren. Das Schwimmen – übrigens im Brust-Stil – haben wir versucht im Kanal zu simulieren. Als wir auf Hawaii ankamen, stellte sich heraus, dass die klimatischen Bedingungen ganz anders waren, als wir es uns vorgestellt hatten. Nach meiner ersten Radausfahrt habe ich ersteinmal einen zweiten Flaschenhalter gekauft. Wir waren nie vorher mit zwei Flaschenhaltern unterwegs!“, schüttelt der Pionier noch heute den Kopf.
„Glücklicherweise hat uns unser Nachbar in Kona, Herb Heinz, ein deutschstämmiger Triathlon-Routinier, an die Hand genommen und uns die wichtigsten Tipps mit in Training und Wettkampf gegeben. Wir sind dann damals auch gemeinsam über die Ziellinie gelaufen – das sind schon Momente, die man nie vergisst.“

Triathlon von der Pike auf lernen

Während heute das Rennen mit tausenden von Startenden eine gewissen Anonymität hat, war das in den Anfängen anders, berichtet Manuel Debus: „Die Kameradschaft war noch sehr viel enger. Nach einem Rennen kannte schließlich jeder jeden. Ob das Dave Scott war oder auch Dean Harper. 1983 habe ich fast alle Rennen in Amerika gemacht, ich suchte vor allem Dave Scotts Freundschaft und Gesellschaft, weil ich von den Besten lernen wollte. Ich wollte von der Pike auf wissen, wie der Sport funktioniert. Die Basis vieler heutiger Trainingspläne entstand damals. Ich habe all das ausprobiert und zusammengetragen.“

Nicht nur als aktiver Sportler, auch als Trainer brachte Manuel Debus später Menschen zum Triathlon. Heute führt er eine ganzheitliche Praxis für Physiotherapie und weitere Therapie-Konzepte in Nürnberg. Ein Unfall hatte den gelernten Betriebswirt zu einem Berufswechsel gebracht.

Hallo Herr Debus,
als Sportler nimmt man regelmäßig Physiotherapie oder weitere Therapie-Konzepte in Anspruch. Im Idealfall vorbeugend, häufiger aber, weil es Probleme zu beheben gilt. Sind Sie in ihrem Arbeitsalltag heute mit vielen Sportlern in Kontakt? Wie viel profitieren Sie von ihren langjährigen Erfahrungen?

Natürlich! Ich arbeite heute mit Sportlern aller Couleur. In unserer Praxis helfen wir vor allem Menschen, die sonst als austherapiert gelten. Mir kommt dabei meine langjährige Erfahrung als Athlet sehr zugute. Auch unter der Hinsicht, dass ich sage: „Aufgeben gibt’s nicht!“ und „Ein bisschen etwas geht immer!“

Schon in den 80er Jahren beschäftigten Sie sich mit Trainingslehre und der Physiologie von Sportlern. Wie blicken Sie mit ihrem Wissen heute auf diese Zeit zurück?

Natürlich hat sich das Thema enorm gewandelt. Ich kann mich noch daran erinnern, als die ersten Pulsmesser aufkamen. Das war schon revolutionär.
Trotzdem ist mein Ansinnen heute noch: Jeder Athlet muss lernen auf seinen Körper zu hören. Jedes technische Instrument ist nur ein Hilfsmittel. Ohne Körpergefühl geht nichts. Das kennenzulernen, schafft man nur, wenn man in Training auch einmal an Grenzen geht.

Vor 40 Jahren waren Sie an der ersten Triathlon-Verbandsgründung beteiligt.  Wie kam die Idee zustande?

Ich habe damals den Deutschen Triathlon Verband gegründet. Zustande kam die Idee nach meiner Hawaii Teilnahme. Der Hintergrund war folgender: Wenn ich irgendwo trainieren wollte, wurde ich immer gefragt, ob ich in einem Verein sei. In Schwimmbädern oder auf Aschebahnen wurde ich aufgrund des fehlenden Vereins- oder Verbandshintergrundes dann jedoch immer abgewiesen. Ich kam einfach nicht in Trainingsstätten! Dabei trainierte ich doch für eine Weltmeisterschaft und wollte Nürnberg dort vertreten! Ich beschloss also einen Verband zu gründen, um auch anderen Triathleten in Deutschland den Zugang zu Trainingsstätten zu ermöglichen. Ich dachte mir, ich bin ja schließlich nicht der Einzige mit dieser Schwierigkeit.

Sportler, die heute nach Hawaii reisen, sind akribisch vorbereitet, haben bestes Material im Gepäck und wissen genauestens, worauf sie sich einlassen. Wie war das 1982?

Ich hoffe, jeder weiß, worauf er sich einlässt (lacht). Zumindest kommt man heute viel besser an die Informationen als damals. Mein Material war ein ganz normales Rennrad. Ich war dann vor Ort allerdings schockiert, mit welchen Rädern die Amerikaner unterwegs waren. Sie fuhren mit riesen „Panzern“ durch die Gegend.
Ich kann mich auch erinnern, dass ich vor meiner Abreise einen mehrfachen Weltmeister im Radsport gefragt habe, was ich im Rennen anziehen solle. Er legte mir ein Wolltrikot nahe und ich fuhr tatsächlich im ersten Jahr mit einem wollenen Trikot!

Eine weitere Erinnerung: 1985 kam dann der Scott Aero-Lenker auf, was die Aerodynamik vollkommen revolutionierte. Plötzlich nahmen mir Sportler, die sonst hinter mir waren, 20 Minuten ab. Leider kam man an diese Lenker in Europa nicht heran. Ich habe dann German Altenried ein paar der Teile mitgebracht. Dadurch, dass er ein Sportgeschäft mit Scott Ski-Material hatte, konnte der Lenker dann dort erstmalig verkauft werden.

Vielen Dank!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Foto: Manuel Debus 

In Erlangen scheint sich eine Talentschmiede für Triathlon zu befinden. Zahlreiche erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler stammen von dort, oder machten Station in der fränkischen Metropole. Tanja Neubert ist hier groß geworden. Für den TV 1848 Erlangen hat sie heute noch ein Startrecht, obwohl sie längst am Olympiastützpunkt in Saarbrücken lebt und trainiert und für die SG Viernheim/Saar in der Bundesliga startet.

Seit 2018 sammelt sie Erfolge und ist für das nächste Jahr schon im DTU Perpektivkader. Doch zurück zum Start: Ursprünglich war die Erlangenerin im Schwimmsport aktiv, war auch dort schon ehrgeizig. Und doch waren die Startvoraussetzungen für den Triathlon nicht ganz ideal, denn vom Brust- musste sie auf das Kraulschwimmen umsatteln. Dass die 24-Jährige viel Geduld hat, wissen wir jedoch spätestens heute. Bald schon wurde sie in den Landeskader des Triathlon-Verbandes aufgenommen. 2018 feierte sie im Team mit dem 2. Platz bei der Junioren Mixed Relay-EM einen ersten internationalen Erfolg, 2021 gewann sie ihren ersten Afrikacup, 2022 den ersten Europacup und 2023 gab es gleich mehrere große Leistungen zu feiern: einen 5. Platz bei den U23-Weltmeisterschaften U23, einen dritten Platz bei den U23 Europameisterschaften und einen Sieg bei der Mixed Relay WM im Team. Erst vor wenigen Wochen glänzte sie bei ihrem Ironman 70.3 Einstand mit einem zweiten Platz beim stark besetzten Ironman 70.3 Bahrain.

Mannschaft auf Siegerehrung

Tanja Neubert in Hamburg 2023

Hallo Tanja,
wenn du dich an deinen ersten Triathlon zurückerinnerst, hättest du dir vorstellen können, den Sport einmal professionell zu betreiben?

Nein, auf keinen Fall. Ich habe als Kind immer gerne Sport gemacht und war auch in einem gewissen Maße ehrgeizig, besser zu werden. Allerdings war ich in meiner Altersklasse nie ganz vorne dabei. Außerdem hatten weder ich noch meine Familie Berührungspunkte zum Leistungssport. Irgendwann wollte ich dann immer mehr trainieren, weil mir das Training und der Sport, damals noch Schwimmen, unheimlich viel Spaß gemacht haben. Aus zwei Einheiten die Woche wurden drei bis vier Einheiten und irgendwann war ich fast täglich im Schwimmbad. Nebenbei habe ich dann auch den Spaß am Triathlon entdeckt. Mit den ersten Erfolgen im Jugendbereich kam der Moment, in dem ich gemerkt habe, dass ich Potenzial im Triathlon habe. Der Gedanke, Triathlon professionell zu betreiben, kam aber erst zum Ende meiner Zeit als Juniorin.

Liest man deine sportliche Vita, sieht sie nach einer konstanten und starken Entwicklung aus. Und doch muss man als Sportlerin, oft im Stillen, immer wieder mit Rückschlägen oder Längen umgehen. Was ist deine Strategie?

Junge Mädchen sitzen auf einer Bank

Tanja Neubert und Sophie Rohr beim DTU Jugendcup 2017

Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entwicklung, doch es gab auch schwierige Phasen. Mein letztes Jahr als Juniorin lief nicht so, wie gehofft. Ich hatte keine Qualifikation für internationale Meisterschaften und den Bundeskader. Mir wurde gesagt, dass ich mit meiner damaligen Schwimmleistung kaum Chancen habe, auf internationalem Niveau Anschluss zu finden. Trotzdem habe ich mich dazu entschieden, es zu versuchen. In den ersten paar Jahren als U23-Athletin hatte ich viele Rennen, in denen ich in der dritten oder vierten Radgruppe saß und nicht die Leistung abrufen konnte, die ich zeigen wollte. Ich habe fast jedes Rennen im Schwimmen verloren. Das hat mich irgendwann schon ziemlich frustriert, aber gleichzeitig auch angespornt. Mir hat es geholfen, die Fortschritte im Training zu sehen und es hat Spaß gemacht, jeden Tag an mir zu arbeiten, mit dem Ziel, besser zu werden. Mein Trainingsumfeld hat mich ebenfalls motiviert. Wenn man mit Leuten trainiert, die bereits international erfolgreich sind, und sieht, dass man im Training mithalten kann, hilft das auf jeden Fall und gleichzeitig kann man viel von den erfahreneren Athleten und Athletinnen lernen.

Du bist heute in Saarbrücken zu Hause. Wie wichtig war für dich die Zeit in Erlangen und Bayern aus sportlicher Sicht?

Junges Mädchen mit pinker Bademütze und Schwimmbrille

Tanja Neubert beim Landesfinale Triathlon 2014

Es war eine sehr wichtige und schöne Zeit für mich. Ich habe dort den Spaß am Sport entdeckt und meinen ersten Triathlon beim Erlanger Schülertriathlon gemacht. Manfred Reinhardt, Sportlehrer an meiner Schule, hat mich dann irgendwann gefragt, ob ich nicht für die Schulmannschaft im Triathlon starten will. Ich weiß nicht, ob ich ohne ihn überhaupt zum Triathlon gekommen wäre. Die Kooperation zwischen dem Ohm-Gymnasium und dem TV 1848 Erlangen, hat den Einstieg in den Sport sehr einfach gemacht. Dann natürlich Roland Knoll, der mich über den Landeskader an den Leistungssport herangeführt hat und wichtige Grundsteine in meiner Entwicklung als Sportlerin gelegt hat.

Was sind deine Ziele für die neue Saison?

Ich möchte an die Leistungen aus dieser Saison anknüpfen und diese natürlich auch verbessern. Letzte Saison ging es für mich darum, meine Leistung im Wettkampf abzurufen, vor allem beim Schwimmen. Dort sind wir auf dem richtigen Weg. Außerdem war das Ziel, erste Erfahrungen in WTCS Rennen zu sammeln und ich bin sehr glücklich, dass ich diese Chance bekommen habe. Für nächstes Jahr ist das Ziel mehr Rennen auf sehr hohem Niveau zu machen und eine gute Grundlage für eine mögliche Olympiaqualifikation zu legen.

Vielen Dank!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: Theo Bettin, Triathlon Kitzbühel, private Aufnahmen

 

Wenn man über die Geschichte des Triathlons in Bayern spricht, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Detlef Kühnel. Der gebürtige Mittelfranke ist untrennbar mit der Entstehung und dem Erfolg des Triathlons in Bayern und insbesondere in Roth verbunden – jenem kleinen Ort, der heute als Mekka des Langdistanz-Triathlons gilt. Mit seiner Leidenschaft, Vision und Beharrlichkeit legte Kühnel vor 40 Jahren die Grundlagen für das, was heute eine der größten Sportveranstaltungen der Welt ist.

Ein Pionier mit unermüdlicher Vision

Sportlich und engagiert war Detlef Kühnel seit jeher: Aufgrund einer Schulterverletzung hatte er 1974 zwar das Tennisspielen aufgegeben, widmete sich dann jedoch umso mehr dem Reitsport. 1975 war er Mitgründer des Vereins „Reiterhof Roth Kiliansdorf“ und nahm ab 1976 an Reitturnieren teil. Auch die Veranstaltungsorganisation hatte es ihm bereits angetan: von 1977 bis 1979 verantwortete er als Vorstandsmitglied des Reitvereins Reitturniere auf dem Festplatz in Roth, der später zum Triathlon-Epizentrum werden sollte. Neben dem Reitsport betrieb er immer auch Ausdauersport, lief Marathon, 100 km-Läufe und Skilanglauf.

Detlef Kühnel beim Zieleinlauf des IRONMAN Hawaii 1982

Die Triathlon-Geschichte begann dann in den frühen 80er Jahren. Gemeinsam mit Sportkamerad Manuel Debus ließ er sich von den ersten Berichten über den Ironman auf Hawaii faszinieren. 1982 waren beide dann die ersten Deutschen, die an dem Rennen auf der Pazifikinsel teilnahmen – zu der Zeit hatte Kühnel übrigens bereits eine Marathon-Bestzeit von 2:53:21 stehen, die er 1983 beim 3. Hoechst-Marathon in Frankfurt auf 2:45:39 h verbesserte. Seine Hoffnung darauf, beim Triathlon abschließenden Marathon damit punkten zu können, sollte sich jedoch nicht erfüllen. Doch dazu später mehr.

1983 folgte das zweite Finish auf Hawaii und damit reifte der Plan, dieses außergewöhnliche Konzept nach Deutschland zu holen. Was in den USA ein waghalsiges Abenteuer war, konnte doch auch in Franken funktionieren – zumindest war Kühnel davon überzeugt. Mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter gründete er als langjähriges Mitglied des Vereins „TSV 1859 Roth“ zunächst die erste Triathlonabteilung.

Das Team, das für den TSV Roth 1988 den Deutschen Mannschaftsmeistertitel holte: Michael Heiligenthaler, Rainer Müller, Björn Gustaffson und Roland Knoll. Als Betreuer fungierten Bernd Kienlein, Detlef Kühnel und Hubert Schwarz. (alle v.l.n.r.) 



Als 1984 der BTV gegründet wurde, übernahm Kühnel das Amt des Sportwarts. Klar, dass sein Verein bereits Mitglied in dem neuen Verband war. Und so, sagt er heute, „war es selbstverständlich, in Einvernehmen mit dem Verein, ein Rennen zu veranstalten“. So fand 1984 der erste „Franken Triathlon“ über die Kurzdistanz mit 700m Schwimmen, 40km Radfahren und 10km Laufen statt.
Damals ahnte niemand, welche Dimensionen das Event einmal annehmen würde. Doch die Begeisterung war sofort da: 83 Athleten gingen an den Start, und Zuschauer ließen sich von der Faszination dieses neuen Sports mitreißen.

Roth wird zur Weltbühne

In den folgenden Jahren wuchs der Wettkampf stetig. Kühnel und sein Team investierten unermüdlich Zeit und Energie, um den Triathlon professioneller und attraktiver zu gestalten. 1985 wurde in der fränkischen Kleinstadt bereits die erste Bayerische Meisterschaft ausgetragen, 1986 die Deutsche Meisterschaft und 1987 die Europameisterschaft. Ein steiler Aufstieg, der sich in den folgenden Jahren fortsetzen sollte.

Mann mit Motorrad

Detlef Kühnel als Wettkampfleiter mit dem Motorrad auf der Radstrecke des Quelle IRONMAN Europe

1988 wurde der Wettkampf als weltweit vierte Qualifikationsveranstaltung für Hawaii Teil der Ironman-Serie, was Roth auf die internationale Triathlon-Landkarte brachte. Kühnel hatte damit einen weiteren Meilenstein erreicht: 1990 übertrug das ZDF erstmals den IRONMAN neun Stunden live. Eine Sensation. In der Folge kamen zu den deutschen Spitzenathleten auch Weltklasse-Athleten wie Mark Allen und Paula Newby-Fraser nach Roth und lockten weit über 100.000 Fans an die Strecke. Bis 2001 verantwortete Detlef Kühnel den bis dahin unter „Ironman Europe“ bekannten Wettkampf, bevor er die Organisation an Herbert Walchshöfer abgab. Auch lange Jahre danach war er in Triathlon-Bayern mit Meinung, Ideen und Impulsen aktiv.

Sein über Jahre hinweg beständiges Engagement für den Triathlon-Sport wurde 2014 von der Zeitschrift triathlon durch den „Lifetime- Award“ honoriert, bei dem DTU-Präsident Prof. Dr. Martin Engelhardt die Laudatio hielt. In der Einladung zu dieser Ehrung stand: 

Wir möchten uns für Ihre Pionierleistung im deutschen Triathlon-Sport gebührend bedanken, denn Sie haben mit Ihren beiden Starts 1982/83 beim IRONMAN in Hawaii die Sportart Triathlon in Deutschland erst richtig in den medialen Fokus gerückt und mit der Etablierung und Professionalisierung der Veranstaltung IRONMAN-Europe in Roth den Weg für den deutschen Triathlon-Sport geebnet. Ohne Sie gäbe es vermutlich keine 75.000 Triathlon-Sportler im Lande und ohne Sie gäbe es keine Großveranstaltungen wie Roth, Frankfurt und Hamburg. Darüber hinaus brachten Sie sich als Vizepräsident der Deutsche Triathlon-Union in den entscheidenden Aufbaujahren des Verbandes verantwortlich ein. Für Ihre beharrliche Pionierleistung und für Ihren Mut, wie Sie Ihre Visionen von 1984 bis 2001 umsetzten und für die Sache Triathlon kämpften, zeichnen wir Sie aus.“

Wegbereiter für den organisierten Sport

Doch Detlef Kühnel war mehr als Organisator. Er war ein Visionär, der immer nach vorne dachte. Seine Ideen und Vorstellungen brachte er auch in den strukturellen Anfängen der Triathlon-Verbände ein, begleitete die Entstehungen des Bayerischen Triathlon-Verbandes, der Deutschen Triathlon Union und selbst der International Triathlon Union. Mit seiner Pionierarbeit hat Detlef Kühnel nicht nur Roth, sondern auch den Triathlonsport in Bayern und Deutschland geprägt.

Herr Kühnel, wie kamen sie Anfang der 80er Jahre zum Triathlon und wie hatten sie von dem noch jungen Rennen auf Hawaii erfahren?

Manuel Debus und ich erhielten erst Anfang April 1982 die Ausschreibung für den Ironman Hawaii. Nach sofortiger Anmeldung dauerte es aber noch ca. sechs Wochen, bis wir die Anmeldung bestätigt bekamen. Erst Ende Mai kauften wir uns Rennräder und begannen dann mit dem Schwimm- und Radtraining. Das Laufen war nicht unser Problem. Wir hatten aber überhaupt keine Ahnung, wie man sich auf so ein Abenteuer trainingsmäßig vorzubereiten hat. Es gab niemanden, der uns spezielle Trainingstipps hätte geben können. Man hat uns eher für bekloppt gehalten.
Und so waren dann, aufgrund der kurzen und dilettantischen Vorbereitung, verständlicherweise auch unsere Leistungen, insbesondere meine auf der Laufstrecke, grottenschlecht. Im Vorfeld hatte ich gedacht, der Lauf wäre meine Stärke.

Mann klatscht vor Zielbogen

Detlef Kühnel applaudiert vor dem Zielturm auf dem Festplatz Roth

Wie erinnern Sie sich an die Anfänge des Triathlons in Roth?

Nach der Gründung der Triathlon-Abteilung im TSV Roth, waren wir anfänglich etwa sieben Kumpels aus unterschiedlichen Sparten, die sich anschickten, ein Triathlon-Training zu entwickeln. Mit den Expertisen, die wir von Trainern (auch außerhalb des TSV Roth) erhalten konnten, bauten wir nach und nach unser Training auf. Gespräche mit anderen Triathleten bei Wettkämpfen über Trainingsmaßnahmen waren willkommen, manchmal auch hilfreich. Wir waren allesamt irgendwie Pioniere. Aber auch irrlichternde Abenteurer, weil richtig Trainingsmethoden einfach unbekannt waren. Das war damals eine spannende Zeit des sportlichen Suchens und sich darin Findens. Was wir ganz schnell gefunden hatten, war der Zusammenhalt. Neben dem sportlichen Ehrgeiz wurde das Bewusstsein beflügelt, dass wir über so viel Wagnis- und Organisationskapital verfügen, um weitere Triathlon-Veranstaltungen erfolgreich und mit Freude anzubieten, was ja dann auch geschah.

Was war für Sie der entscheidende Moment in den ersten Jahren?

In den ersten Jahren gab es gleich mehrere entscheidende Momente, nämlich:

  • Das O.K. vom damaligen 1. Vorsitzenden des TSV Roth, Manfred Jakob, zur Gründung der Triathlon-Abteilung.
  • Das Gelingen des ersten Franken Triathlons.
  • Die Abfolge der „Meisterschaftsjahre“ von 1985 bis 1987, die aufgrund einer mittlerweile erlangten Professionalität in Sachen Organisation uns ungeahnte Höhen erreichen ließ, was ja bekanntlich 1988 im Ironman Europe aufging.

1984 hatte ich natürlich noch nicht die Erwartung, einmal internationale Triathlon Geschichte zu schreiben. Diese Ambition begann allerdings mit der Triathlon Europameisterschat 1987 in Roth. Da hatten wir, das Team, Blut geleckt. Die Folge war dann ja auch bekannterweise der IRONMAN und in der Abfolge auf dessen Fundament schließlich der Challenge Triathlon, den ich im Organisations-Stab von 2002 bis 2006, also noch fünf Jahre, in verantwortlicher Position nach Kräften unterstützte.

Wenn Sie heute auf den Triathlonsport blicken, was würden sie sich für die Zukunft wünschen?

Bei all der Begeisterung über die immer wieder in beeindruckender Weise aufgestellten Weltbestleistungen von Athletinnen und Athleten, speziell auf der Ultra-Distanz, wünsche ich mir, dass wir niemals unlautere Situationen erleben werden, wie sie der Radsport, vor allem im Zusammenhang mit der Tour de France, vor vielen Jahren hatte der Sportwelt eingestehen müssen.

Vielen Dank für das unermüdliche und herausragende Engagement!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: private Aufnahmen

Martin Schönfelder ist seit über 25 Jahren unermüdlich und mit außergewöhnlichem Engagement im Ehrenamt tätig. Sein Herzblut gilt dabei insbesondere dem Kinder- und Jugendbereich sowie der Förderung des Triathlonsports, nicht nur in ihrer Heimatstadt Erding, sondern auch weit darüber hinaus.

Im Verein, in der Orga, im Verband…

Im Trisport Erding ist Martin als sportlicher Leiter eine tragende Säule. Mit seiner Arbeit hat er zusammen mit den anderen Jugendtrainern bis heute unzählige Kinder und Jugendliche an den Sport herangeführt, sie motiviert und gefördert. Er ist Mentor und Vorbild, der den Spaß an der Bewegung und die Bedeutung von Teamgeist und Fairness vermittelt. Heute sind die Kinder, die einst 2006 noch beim Kinderturnen begonnen haben, erwachsen und einige von ihnen sind mittlerweile schon selbst beim Trisport Erding als Trainer tätig.

Ein weiterer Schwerpunkt seines Engagements ist die Organisation des Stadttriathlon Erding. Jahr für Jahr stellt Martin sicher, dass dieses Event reibungslos abläuft – mit viel Herzblut und einem großen Einsatz hinter den Kulissen. Sein Organisationstalent, Liebe zum Detail und die Fähigkeit, Menschen zu begeistern, machen den Stadttriathlon zu einem besonderen Erlebnis für Teilnehmer und Zuschauer gleichermaßen.

Auch über die Stadtgrenzen Erdings hinaus unterstützt Martin den Triathlonsport: Im Bayerischen Triathlonverband engagiert er sich für die Weiterentwicklung des Sports auf Verbandsebene, sowohl als Vorsitzender der Disziplinarkommission als auch Mitglied im Lehrteam, bringt er sich an zahlreichen Stellen ein.

Hallo Martin, wie kamst du zum Triathlon und was hält dich nach so langer Zeit in den zahlreichen Engagements?

Eigentlich habe ich den Grundstein in meinem Sportstudium gelegt, da ich hier im Rahmen einer Prüfung 1997 einen Triathlon absolvieren musste. Das hat mich derart inspiriert, dass ich direkt beim legendären Heidelberg-Man meinen ersten richtigen Triathlon finishte und schon 1999 meine erste Trainerausbildung in der Sportschule Steinbach absolviert habe. Beruflich habe ich dann im Jahr 2000 den Weg nach Bayern gefunden, wo ich dann schon recht bald beim Trisport Erding sowohl als Trainer, Mitorganisator des Stadttriathlons als auch als Athlet aktiv geworden bin.

Für mich ist Stillstand Rückschritt, und deshalb versuche ich auch immer etwas zu Entwickeln, damit der Sport interessant bleibt und die Menschen begeistert, auch über die Landesgrenzen hinaus. Aus diesem Grund haben wir auch seit 2018 eine internationale Kooperation mit den ebenso ehrenamtlichen Organisatoren des Inferno Triathlons, bei dem ich selbst schon achtmal am Start gestanden bin.

Zu Gast bei Freunden in der Schweiz. Im Ziel des Inferno-Triathlons (August 2023) auf dem Schildhorn in 2970 Metern.

Du bist an vielen verschiedenen Stellen in Erding, aber auch im Landesverband aktiv. Was ist dir besonders wichtig?

Zeiten ändern sich und deshalb muss sich auch eine Sportart entwickeln. Aber ohne Regeln und deren Einhaltung ist ein fairer Sport nicht machbar. Aus diesem Grund habe ich 2014 den Vorsitz der Disziplinarkommission übernommen. Die Arbeit in der Kommission war und ist bestimmt nicht immer leicht, da genau an diesen Stellen viele kritische Punkte zusammentreffen. Aber genau dieser Umstand regt jedes Mal an, das Reglement neu zu diskutieren und zu überdenken. Und das ist unter anderem ein wichtiger Punkt eine Sportart weiterzuentwickeln.

Ein weiterer besonderer Punkt meiner Arbeit ist, dass ich mich sehr darüber freue, jedes Jahr zusammen mit dem Lehrteam um Philipp Peter viele neue Trainer für den Triathlonsport ausbilden zu dürfen. Nur durch deren ehrenamtliches Engagement bleibt die Sportart in den Vereinen am Leben und begeistert Jahr für Jahr neue Mitglieder.

Welche Erlebnisse aus den vergangenen Jahrzehnten waren für dich besonders?

Ich denke, der wichtigste Punkt in unserer langjährigen Vereinsarbeit ist der Aufbau und Entwicklung der Kinderabteilung, denn der Nachwuchs ist wichtig für den Fortbestand eines Vereins. Deshalb haben wir im Verein in den Jahren 2006/2007 mit Kinderturnen begonnen, das maßgeblich durch meine Frau organisiert wurde. Für uns ist nicht nur die sportliche Leistung wichtig, sondern auch in der Gemeinschaft Sport zu treiben. Aus diesem Grund organisieren wir regelmäßig Trainingslager für unsere Kinder und Jugendlichen, weil gerade solche Aktionen wichtig für den Gruppenzusammenhalt sind.

Was mich ferner sehr beeindruckt hat, war unsere erste Triathlon-Veranstaltung nach den Corona-Jahren als wir mit strengen Auflagen als eine der ersten Veranstaltungen in Bayern gestartet sind. Hier muss ich auch den Athletinnen und Athleten danken, die dem Stadttriathlon Erding in den vergangenen 30 Jahren immer treu geblieben sind, insbesondere in den nicht ganz leichten Jahren nach Corona.

Vielen Dank für euer Engagement!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: private Aufnahme & XTERRA/ dastax.cz

Am 7. Juli 2024 hat sich Anne Haug erneut – ganz ohne großem Aufhebens vorweg – in die Triathlon-Geschichtsbücher eingetragen. Mit einer Zeit von 8:02:38 Stunden unterbot sie die bestehende Weltbestzeit der Schweizerin Daniela Ryf um fast sechs Minuten. Die geborene Bayreutherin ist nicht erst damit eine der erfolgreichsten Triathletinnen und eine herausragende Persönlichkeit im internationalen Ausdauersport.

Aus einer sportlichen Familie kommend, kam Anne Haug mit vielen verschiedenen Sportarten in Kontakt. Zum Triathlon fand sie allerdings erst spät: Erst im Studium lernte sie das Kraulschwimmen. Durch einen Freund, der Triathlon machte, ließ sie sich zum Triathlon motivieren.
Ganz leicht war das allerdings nicht. „Das Schwimmen war gar nicht meins“, gab sie einmal in einem Interview zu. Doch schon da zeigte sich: Anne Haug kämpft sich mit Hartnäckigkeit, Fokus und viel Willenskraft durch. Zunächst war es ihr Ziel, in der Deutschen Triathlon Bundesliga zu starten. Bald schon war diese erste Wegmarke erreicht. Schritt für Schritt kämpfte sie sich in die Elite, hatte als Späteinsteigerin, die nicht aus einem Nachwuchs-Fördersystem entwuchs, zahlreiche Hürden zu überwinden.

Frau in Sport-Top mit Cap

Anne Haug

Ihr Ziel, Olympia, verfolgte sie dennoch mit größtem Fokus. 2012 qualifizierte sie sich dann für die Olympischen Spiele in London, wo sie als beste Deutsche den elften Platz belegte. Darüber hinaus konnte sie einen Vize-Weltmeister-Titel auf der Kurzdistanz feiern. Vier weitere Jahre feierte sie Erfolge, hatte aber auch Durststrecken zu überwinden, bevor sie 2016 erneut bei Olympia starten konnte.

Nach Jahren auf der Kurzdistanz wagte Anne Haug danach den Wechsel zur Langdistanz – ein Schritt, der sich als überaus erfolgreich herausstellte. Ihr bis dahin größter Erfolg war der Sieg bei der Ironman-Weltmeisterschaft 2019 in Kailua-Kona, Hawaii. Mit ihrer starken Laufleistung setzte sie sich gegen die Weltklasse-Konkurrenz durch und schrieb als erste deutsche Weltmeisterin auf Hawaii Triathlon-Geschichte. 2023 erreichte sie einen Vize-Weltmeister-Titel und legte eine neue Rekordzeit für die anspruchsvolle Marathondistanz entlang des Highways fest. 2024 setzte sie mit der Verbesserung der Weltbestzeit einen weiteren Karriere-Meilenstein.

Hallo Anne,

du bist bekannt für deine akribische Vorbereitung und dein unermüdliches Streben nach Perfektion. Du arbeitest eng mit Experten in den Bereichen Ernährung, Physiotherapie und Trainingswissenschaft zusammen. Was sind rückblickend  Schlüssel-Erkenntnisse, die für deine Entwicklung wichtig waren?

Ich denke, dass ich großes Glück hatte, immer zum richtigen Moment, die richtigen Menschen kennengelernt zu haben. Triathlon ist zwar eine Einzelsportart, aber ohne ein professionelles Team um dich herum, wird es nicht funktionieren. Ein Team, dass in guten, wie in schlechten Zeiten zusammenhält, gemeinsam nach Perfektion strebt und jeder sich in seiner Rolle gewertschätzt fühlt. Solche Menschen zu finden, ist ein Privileg und hat mich zu der Athletin gemacht, die ich heute bin. 

Neben deiner sportlichen Karriere engagierst du dich auch als „Bayerische Botschafterin des Sports“. Was ist dir wichtig, in der Vermittlung an Sportler und Nicht-Sportler?

Ich denke, dass Sport die Fähigkeit besitzt, Menschen zusammenzubringen, Grenzen zu überwinden, positive Werte zu vermitteln und sich einfach gut in seiner Haut zu fühlen. Der Sport hat mir in meinem Leben so viel gegeben und ich freue mich darauf, das mit anderen zu teilen.

Im Sport macht man zahlreiche Erinnerungen. Glorreiche Tage, manchmal aber auch ganz kleine und vermeintlich unscheinbare Momente. Was ist deine liebste Erinnerung?

In 20 Jahren Leistungssport schafft man sehr viele unvergessliche Momente und Erinnerungen. Sicherlich waren die zwei Teilnahmen an den Olympischen Spielen, der Sieg in Hawaii und die Weltbestzeit in Roth Meilensteine in meiner Karriere.
Aber auch die kleinen Siege, wie der Moment als ich das erste Mal die 10 km unter 40 Minuten gelaufen bin, werde ich nie vergessen. Das hat mir die Kraft und den Glauben gegeben, dass Grenzen nur im Kopf existieren.

Vielen Dank!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: Frank Übelhack – Management Anne Haug 

Kinder und Jugendliche für Sport begeistern, ist schon immer Ramon Gomez-Islingers großes Anliegen. Als Lehrer, aber auch als unermüdliche Kraft in Vereinen und im Bayerischen Triathlon-Verband schafft er das seit Jahrzehnten. Eines seiner großen Ziele, Triathlon in die Schule zu bringen, ist eine echte Erfolgsgeschichte: Über 500 Schülerinnen und Schüler – ein neuer Rekord – nahmen in diesem Jahr beispielsweise an den Wettkämpfen zu „Jugend trainiert für Olympia“ teil. Die Grundlagen dafür hat der Weidener maßgeblich gelegt.

Schon 1991 wurde Ramon Gomez-Islinger im BTV erstmalig zum Jugendwart ernannt. Über lange Jahre engagiert er sich an weiteren unterschiedlichsten Stellen: als Sportwart, als Vizepräsident, als Landestrainer. Heute arbeitet der Lehrer für Biologie und Sport besonders im Schul-Alltag an der Verknüpfung von Sport und Schule.

Ehrung Schulsport-Verdienstmedaille des bayerischen Kultusministeriums

Dafür erhielt er 2019 sogar die Schulsport-Verdienstmedaille des bayerischen Kultusministeriums, die seine außergewöhnlichen Beiträge zur Schülerbewegung und -motivation würdigt. Seine Leidenschaft für Sport beeinflusst Schüler und Lehrer gleichermaßen, und er ist eine treibende Kraft für innovative Projekte. So sorgte er nicht nur dafür, dass Triathlon zu den Schülern kam, auch Kollegen begeistert er dafür und bringt sich als Lehrgangsleiter und Referent in der Lehrer-Fortbildung mit dem Schwerpunkt Ausdauersport im Sommer und Winter ein.

Seit 2016 ist Ramon Gomez-Islinger Konrektor an der Lobkowitz-Realschule in Neustadt an der Waldnaab. Mit Projekten wie Wintersporttagen, der Förderung von Skilanglauf und Mountainbiking und weiteren innovativen Ideen hat er die Schulkultur nachhaltig geprägt. Auch für das regelmäßig in Weiden stattfindende Nordbayern-Finale für „Jugend trainiert für Olympia“ gewährleistet er mit seinem Team alle notwendigen organisatorischen Arbeiten und bietet regelmäßig einen motivierenden Rahmen.

Hallo Ramon,
Sport in der Schule hat sich in den letzten 30 Jahren ganz schön verändert. Was ist positiv, was ist negativ?

Insgesamt zielt der Schulsport nicht mehr unmittelbar auf standardisierte Bewegungsabläufe und Technikoptimierung in ausgewählten Sportarten ab, sondern er ist breiter und vielfältiger geworden. Die Freude an der Bewegung rückt deutlicher in der Vordergrund, die Motivation unserer Schülerinnen und Schüler für Gesundheit und Fitness sowie eine solide motorische, koordinative und konditionelle Basis für „Lifetime Sportarten“ sind ein wesentliches Anliegen des Schulsports. Genau mit dieser Zielsetzung bietet der Triathlonsport ein ideales Lernfeld.

Gruppe von Menschen

Lehrerfortbildung Triathlon mit Ramon Gomez-Islinger 2007

Bei den Wettbewerben „Jugend trainiert für Olympia“ gab es im Triathlon in diesem Jahr einen Teilnehmer-Rekord. Darüber hinaus gibt es in ganz Bayern zahlreiche Schultriathlons, die es mit sehr niedrigschwelligen Angeboten schaffen, viele Kids an den Start zu bringen. Wo gibt’s noch Verbesserungspotenzial?

Triathlon wird in der öffentlichen Wahrnehmung regelmäßig mit einem „eisernen Image“ und dem kaum Machbaren, Außergewöhnlichen und Extremen assoziiert. Meines Erachtens wird diese fordernde Option mit „Survival Charakter“ nicht dem Potenzial der Sportart gerecht. Kurze Formate bieten machbare Ziele für grundsätzlich sportlich Ambitionierte, alleine die Kombination aus drei Sportarten ohne Pausen bietet ausreichend Anreiz sich im Triathlonsport zu versuchen. Ebenso die Möglichkeit in einer Staffel seine individuelle Stärke in einem Team einzubringen und gemeinsam ein Ziel zu erreichen, das man im Alleingang sich möglicherweise nicht zugetraut hätte. Dieser soziale Aspekt weckt auch den Team-Spirit bei niederschwelligen Schulsportwettkämpfen ungemein, man hat in der Gemeinschaft eine Leistung erzielt und sich die Verantwortlichkeit für das erfolgreiche Gelingen aufgeteilt. Nicht zuletzt kann man zudem seinen Stolz und seine Freude im Team miteinander teilen.

Gruppenbild

Kadertraining auf Mallorca mit den Olympioniken Daniel Unger und Ricarda Lisk

Was motiviert Kinder und Jugendliche damals und heute aus deiner Sicht am meisten?

Die Motivation kommt stets über die Bestätigung des eigenen Tuns und der persönlichen Leistung. Damit dies gelingt, sind einfühlsame Begleiter, Förderer und Berater notwendig. Dies können Eltern sein, die mit Augenmaß fördern, aber auch Lehrkräfte, die im Rahmen schulsportlicher Aktivitäten einfach neue Ziele und Möglichkeiten aufzeigen und prozessbegleitend eröffnen. Eine der wichtigsten Positionen und Verantwortlichkeiten würde ich dem Vereinsübungsleiter und Trainer zubilligen. Hier gilt es, grundsätzlich an der Sportart interessierten Jugendlichen, mit einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen und unter Berücksichtigung der persönlichen Entwicklung des Schützlings einen behutsamen und sukzessiven Einstieg  in ein zielgerichtetes Training zu ermöglichen. Dieser vorausschauende und fürsorgliche  Umgang mit den entsprechend interessierten Kindern und Jugendlichen schafft eine Vertrauensbasis zwischenTrainer und jungem Athleten, der Sicherheit sowie Akzeptanz vermittelt und damit den Nachwuchssportler auf seinem Weg bestätigt.

Vielen Dank für dein Engagement, Ramon!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: private Aufnahmen