Para Triathlon ist eine der jüngsten Sportarten für Menschen mit Behinderung. In insgesamt sechs Klassen, je nach Art ihrer Behinderung, geht es auch für Parasportlerinnen und Parasportler darum, Schwimmen, Radfahren und Laufen bestmöglich zu kombinieren. In diversen Wettkampfformaten wird den Besonderheiten Rechnung getragen.

Die deutschen Para Triathleten haben am Samstag beim Weltcup im ungarischen Tata über die paralympische Distanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) drei Podiumsplatzierungen erreicht. Darunter war mit Sarah Steinke (PTS5) auch eine Bayerische Athletin, die das erste internationale Podium in ihrer Karriere holte. Auch Julian Winter gab sein internationales Debüt und legte ein starkes Rennen hin.

Erst auf der Laufstrecke Führung abgegeben

Für Sarah Steinke war der Weltcup in Tata das erste internationale Rennen überhaupt. Nach 1:16:57 Stunden musste sie sich nur knapp der im Laufen stärkeren Ungarin Petra Lévay (1:16:20) geschlagen geben. “Es er sehr sehr heiß”, berichtet sie, “und erst nach 3,5 Kilometern auf der Laufstrecke hat mich die Siegerin aus Ungarn, Petra Levay, überholt.”

Julian Winter: “Total zufrieden”

Bei seiner internationalen Premiere erreichte Julian Winter (PTVI) Rang fünf. Der Deutsche Para Meister auf der Sprintdistanz erreichte das Ziel nach 1:05:21 Stunden und hatte damit rund sechs Minuten Rückstand auf Sieger Lazar Filipovic (SRB; 59:36). “Mein Rennen war wirklich sehr cool. Ich bin zufrieden, denn bereits vor dem Rennen hatte ich mir die Zeiten der Konkurrenz angesehen und mir einen fünften Platz ausgerechnet. Im Schwimmen und Radfahren konnten wir, mein Guide Tim und ich, sehr gut mithalten. Mein Laufen hat sich zwar gut entwickelt, aber es war klar, dass ich da noch nicht ganz vorne mitlaufen kann. Auch toll war, dass man sich mal die Abläufe ansehen konnte, die andere Tandems haben. Da können wir auf jeden Fall noch einiges verbessern!”

Die Ergebnisse sind hier zu finden (Link).

Foto: Nadine Rucktäschel

Seit 2022 gibt es im Para Triathlon eine gemeinsame DACH Meisterschaft. In diesem Jahr wurde das Rennen im schweizerischen Notwil ausgetragen. 15 deutsche Para Athleten waren am Start, davon kamen vier aus Bayern.

Sarah Steinke wurde nach 1:29:21 Stunden in der Klasse PTS5 zweite. “Es war sehr kalt und nass”, berichtet die Athletin. “Das Schwimmen war recht schön – durch die kalten Aussentemperaturen war es im Wasser schön warm. Die Radstrecke bestand aus zwei Runden, einmal bergauf zum Wendepunkt und wieder zurück und dann das ganze nochmal. Dort war es doch sehr rutschig und gefährlich, vor allem bergab. Die Laufstrecke war für mich sehr herausfordernd. Es gab ganz schön viele Kurven und Winkel, es ging bergauf, bergab. Das war für mich und mein Sprunggelenk tatsächlich nicht so gut, aber da mussten ja alle durch (lacht).

Annalena Tank wurde Zweite in der Klasse PTS2 hinter Paralympics-Aspirantin Neele Ludwig. Für sie war die DM-Para Triathlon am Sempachersee in der Schweiz ein besonderes Ereignis: “Das Rennen war erst mein zweiter Triathlon überhaupt und der erste mit einer offiziellen nationalen Klassifizierung war. Trotz der herausfordernden Bedingungen mit Nieselregen und frischen 13°C zum Start war es ein unvergessliches Erlebnis. Ich lernte einige AthletInnen neu kennen und traf gleichzeitig auch auf bekannte Gesichter aus dem Paraschwimmen. Gemeinsam meisterten wir die Herausforderungen des Wettkampfs. Mein Ziel habe ich dabei erreicht: 750m Schwimmen, 20km auf dem Rad und 5km Laufen in unter zwei Stunden zu absolvieren, auch wenn es zum Schluss knapp wurde. 
Dieser Triathlon hat mir gezeigt, wie viel Potenzial in dem vielseitigen Sport steckt und wie wichtig es ist, kontinuierlich Wettkampferfahrung zu sammeln. Diese möchte ich in diesem Jahr noch auf verschiedenen (Para-)triathlonveranstaltungen aufbauen und dabei Stück für Stück meine Leistung steigern. Es bleibt spannend zu sehen, welche Möglichkeiten sich in Zukunft ergeben und welche Erfolge ich noch erzielen kann.” 

Ebenso holte sich Michelle Wagner einen Vize-Titel. Sie musste gemeinsam mit ihrem Guide Lunel van de Merve nach 1:34:32 in der PTVI nur Routinier Lena Dieter den Vortritt lassen. “Rundum war es ein gelungener und erlebnisreicher Wettkampf”, berichtet Michelle Wagner. “Die deutsche Meisterschaft war für mich der zweite Start im Para Triathlon. Aufgrund der regnerischen Wetterbedingungen waren die Voraussetzungen etwas erschwert, z.B. beim Tandemfahren. Das Publikum und die Motivation meiner Guidin Lunel haben aber einen erfolgreichen Zieleinlauf ermöglicht. Ein riesen Dank geht an meine Gudin, die den sportlichen Weg gemeinsam mit mir bestreitet und den Teamspirit in den Vordergrund stellt. Mein Ziel für die kommenden Triathlonwettkämpfe ist es, Erfahrungen zu sammeln und die Leistung vor allem im Schwimmen kontinuierlich zu verbessern.”

Mit der schnellsten Zeit des Tages gewannen Julian Winter und Guide Tim Wolf bei den Männern in 1:12:58 Stunden. Julian Winter verteidigte damit seinen Titel aus dem letzten Jahr.

Fotos: Nadine Rucktäschel

Der MainCity Triathlon in Schweinfurt hat, neben seinem sowieso schon großen sportlichen Angebot, eine Besonderheit: Als einer von nur wenigen Veranstaltern bietet er Para Triathletinnen und Triathleten und auch Special Olympics Sportlern die Möglichkeit an den Start zu gehen. Über 500m Schwimmen, 20km Radfahren und 5km Laufen können Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung am Wettkampf teilnehmen. Wir haben uns mit den Organisatoren dazu unterhalten.

Hallo Norbert,
im letzten Jahr hattet ihr erstmalig Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung zu euerem Rennen eingeladen. Wie kamt ihr dazu?

Wir hatten eine Anfrage, ob wir den Wettbewerb für „Special Olympics“ Sportler öffnen könnten, da deren Start nicht bei jeder Veranstaltung möglich ist. Der erste Gedanke dabei war: “Na klar, warum denn nicht?” In unserer Abteilung gab es sofort die einstimmige Haltung, dass wir uns um die notwendigen Anpassungen kümmern wollten. Nach kurzer Rücksprache mit dem Verbandsvertreter kam dann auch unser Ja. Mit einer für den öffentlichen Verkehr gesperrten Radstrecke erfüllen wir eine wichtige Voraussetzung, um die erforderliche Sicherheit auch für geistig eingeschränkte Sportler bestmöglich zu gewährleisten. 

Auch für Veranstalter ist das kein ganz leichter Schritt. Die Sorge, etwas falsch zu machen oder jemanden auf die Füße zu treten schwebt ja zu Beginn doch immer mit. Welches Fazit habt ihr danach gezogen?

Hier halfen uns eine Reihe positiver Erfahrungen aus der Vergangenheit. Am Samstag vor dem MainCityTriathlon organisieren wir mit dem MainCityRun die größte lokale Laufveranstaltung, bei der seit Jahren bereits geistig eingeschränkte Grundschüler mit Betreuung mitmachen. Dieses Tüpfelchen Inklusion hatten wir immer gerne mit dabei. Und jetzt war die erste Wertung für Paras oder SOD-Athletinnen und Athleten im Triathlon auch der Anlass, unsere Special Olympics Grundschüler erstmals für ihre Auszeichnungen auf das Podium zu bitten, und ihnen die Anerkennung und Sichtbarkeit zu geben.

In diesem Jahr finden sogar die Bayerischen Meisterschaften im Para Triathlon bei euch statt. Wie viele Athleten sind gemeldet?

Die Meldungen sind bisher noch relativ verhalten, einige Athleten sind bereits in der Vorbereitung auf größere Wettkämpfe, sodass der Start bei uns nicht in deren Kalender passt. Ein blinder Sportler sucht aktuell einen Ersatz für seinen Piloten – vielleicht hat ja jemand Interesse!

Wie läuft so ein Para Triathlon eigentlich ab?

Ein Paratriathlon ist sehr individuell, je nach Grad der Behinderung. So können persönliche Helfer erforderlich sein, die die einzelnen Wechsel der Disziplinen unterstützen. Oder es gibt einen begleitenden nichtbehinderten Sportler, der zusammen mit dem Para Athleten die Distanzen zurücklegt und beispielsweise dann das Tandem lenkt. Veranstalter müssen kleine Dinge beachten, zum Beispiel sollten die Strecken keine Steigungen über 5% auf der Radstrecke, keine zu engen Wendepunkte für ein Handbike und eine (Renn-)Rollstuhl geeignete Laufstrecke haben. Aber generell ist es ein Start, ein Wettkampf bis ins Ziel und eine Siegerehrung – also alles ganz normal. 

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Ich glaube, dass wir zuerst viele Wünsche für die jetzt anstehende Veranstaltung haben. Wir wünschen uns jede Menge gut gelaunter Sportler und Zuschauer, bestes Wetter und einen verletzungsfreien Ablauf für jeden Teilnehmenden.

Ja, und für die kommenden Jahre gibt es noch viele weitere Wünsche. So zum Bespiel, dass sich unser MainCityTriathlon fest etablieren kann und hier die Inklusion ihren ganz normalen Platz behalten wird. Im Idealfall finden wir auch eine sichere finanzielle Unterstützung, mit der wir Anmeldungen der Para und Special Olympics Sportler weiter erleichtern können, weil sie zum Beispiel für die wenigen für sie möglichen Wettkämpfe eine längere Anreise mit Übernachtung haben. Aber warum nicht einfach mal wünschen, mal sehen, was uns wann, wie gelingen kann. Wir freuen uns in jedem Fall auf die Fortsetzung mit allen Unterstützern und Verbänden.

Danke, Norbert!

Die Anmeldung zum MainCity Triathlon ist noch bis 6. Juni möglich.

Link zur Anmeldung.

Foto: Oliver Schmidt

Am 16. Juni ist es wieder so weit: Der Stadttriathlon Forchheim lädt zu einem sportlichen Wettkampf ein, der nicht nur durch spannende Distanzen, sondern auch durch sein durchdachtes Nachhaltigkeitskonzept überzeugt. Seit letztem Jahr trägt der Stadttriathlon das Nachhaltigkeitslabel des Bayerischen Triathlon-Verbandes, das die Veranstaltung als besonders umweltfreundlich auszeichnet.

Vielseitige Distanzen für alle Altersgruppen

Der Triathlon bietet verschiedene Distanzen, die sowohl für erfahrene Athletinnen und Athleten als auch für Einsteiger und Schüler geeignet sind. Die Sprintdistanz umfasst 500 Meter Schwimmen, 18 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer Laufen, verteilt auf zwei Laufrunden. Für Teams gibt es die Möglichkeit, die Sprintdistanz als Staffel zu absolvieren. Bei der Schüler- und Fitnessdistanz können sich die Athleten auf 300 Metern Schwimmen, 9 Kilometer Radfahren und 2,5 Kilometern Laufen austoben. Gestartet wird mit dem Schwimmen als Rolling Start im Abstand von zehn Sekunden im Außenbecken des Königsbades.

Nachhaltigkeit im Fokus

Der Stadttriathlon Forchheim setzt die Richtlinien des BTV konsequent um. Der ökologische Fußabdruck wird durch folgende Maßnahmen reduziert: Der zentral gelegene Veranstaltungsort kann gut durch umweltfreundliche Transportmittel wie Fahrräder oder öffentliche Verkehrsmittel erreicht werden. Darüber hinaus werden wiederverwendbare und umweltfreundliche Materialien genutzt, um Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Die lokale Wirtschaft wird unterstützt, indem regionale und nachhaltige Produkte und Dienstleistungen auch im Catering-Bereich angeboten werden.

Der Stadttriathlon Forchheim ist barrierefrei gestaltet, um allen Zuschauenden eine Teilnahme zu ermöglichen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Inklusion von Starterinnen und Startern.

Ein besonderes Highlight: Der blinde Starter Florian Ramer

Ein besonderes Beispiel für gelebte Inklusion beim Stadttriathlon Forchheim ist der 41-jährige Florian Ramer, der blind ist. Das zweite Jahr in Folge startet Florian auf der Sprintdistanz. Dafür bekommt er eine eigene Schwimmbahn gestellt. Am Beckenrand erwartet ihn seine Frau, die ihn an der Hand zum gemeinsamen Tandem führt. Auf dem Tandem übernimmt seine Frau das Lenken, während Florian in die Pedale tritt. Beim Laufen wird er von der Chefin des DJK Gaustadt begleitet. Mit einem 1,5 Meter langen Seil verbunden, sorgt sie dafür, dass er nicht vom Weg abkommt.

Florian Ramer freut sich auf den Stadttriathlon und lobt die gute Organisation sowie die hervorragende Umsetzung der Inklusionsmaßnahmen.

Der Stadttriathlon Forchheim bietet ein unvergessliches Erlebnis für Sportbegeisterte und Zuschauer. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten findest du auf der Website: www.stadttriathlon-forchheim.de (Link)

Text: Stadttriathlon Forchheim; Foto: Christian Mahr

Anja Renner (PTVI) hat erstmals in ihrer Karriere ein Rennen der World Triathlon Para Series (WTPS) gewonnen. Zusammen mit ihrem Guide Maria Paulig setzte sie sich im WTPS-Wettbewerb im australischen Devonport über die Paralymische Distanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) in der Klasse PTVI durch.

Durch ihren Sieg nach 1:06:54 Stunden vor der Britin Alison Peasgood (1:07:57) und Judith Maccombe (IRL; 1:08:11) sicherte sie auch ihre gute Ausgangslage mit Blick auf die Qualifikation für die Paralympischen Spiele kommenden September in Paris ab.

Eigentlich wollte das Duo Renner/Paulig schon beim Para Weltcup in Abu Dhabi (VAE) vor einer Woche in die Saison starten. Die Wettbewerbe waren jedoch kurzfristig wegen vorhergesagter schwerer Regenfälle und Gewitter von der Nationalen Behörde für Notfall-, Krisen- und Katastrophenmanagement abgesagt worden.

Die Ergebnisse sind hier zu finden.

Text: DTU; Foto: World Triathlon/ Tommy Zaferes

Beim ersten Rennen gleich ein Meister-Titel: Dieses Kunststück gelang Julian Winter und seinem Tandem-Piloten Christian Schinkel dieses Jahr bei den D-A-CH-Meisterschaften Para-Triathlon in Altenkunstadt. Dabei war das Duo das erste Mal gemeinsam bei einem Rennen unterwegs und auch der Umgang mit dem geliehenen Tandem war noch ungewohnt.

1:21 Stunden brauchten die beiden Athleten für das gemeinsame Rennen über die Sprintdistanz. Am Ende liefen sie als Deutsche Meister der Klasse PTVI B2/B3 über die Ziellinie. PTVI B2/B3, das bedeutet, dass eine Sehbehinderung mit nicht vollständiger Erblindung vorliegt. Der gebürtige Laufer Julian Winter hat seit Geburt ein eingeschränktes Sehvermögen. Sportlich war er dennoch schon immer. Seit seiner Jugend schwimmt er im Verein und unternahm mehrtägige Radreisen mit seiner Familie. Das erste Mal in Kontakt mit Triathlon kam er in der Schule als Wahlfach.

Die Premiere im Dreisport verlief auf jeden Fall schon aussichtsreich und das, obwohl der Start durchaus kurzfristig erfolgte. Nur einen Tag vor dem Rennen konnte er gemeinsam mit Christian Schinkel das Tandem ausprobieren. Wie es war, haben wir die beiden gefragt.

Hallo Julian, hallo Christian,

der erste gemeinsame Triathlon: Welche Situation wird euch beiden in Erinnerung bleiben?

Julian: So einiges. Auf der Radstrecke auf jeden Fall der Berg direkt nach dem Kreisverkehr am Beginn der Radrunde und der U-turn auf schmaler Straße, den wir zweimal mit dem Tandem nicht geschafft haben und kurz absteigen mussten.

Christian: Da kann ich mich nur anschließen. Aber auch, dass es ein lustiger Tag war.

Im Tandem schwimmen, Rad fahren und laufen – was sind die Herausforderungen?

Die größte Herausforderung für uns war das Tandemfahren. Das ist schon etwas anders, als auf dem normalen Rad. Man muss viel früher bremsen, Auf- und Absteigen sowie das Einklicken der Schuhe in die Pedale muss man gemeinsam koordinieren. Der Wendekreis ist viel größer, was uns ja zum Verhängnis wurde, und es ist allgemein ein bisschen wackeliger. Aus dem Sattel gehen, z.B. an Anstiegen, geht nicht, alles in allem ist ein Tandem träger zu fahren als ein normales Rad – man muss die Kurven richtig sauber anfahren und das erwähnte Auf-und Absteigen muss man auch mehr durchdenken.

Aber auch für’s Schwimmen, Laufen und Wechseln nehmen wir ein paar Sachen mit, die wir beim nächsten Mal anders machen. Z.B. sind wir nach dem Schwimmen falschherum in die Wechselzone gekommen. Christian war links und Julian war rechts. Wir hatten unsere Sachen zum Wechseln aber auf der jeweils anderen Seite bereitgelegt.

Wie habt ihr euch kennen gelernt und was ist deine Motivation, Christian, Julian als Partner zu unterstützen?

Christian: Julian ist ja relativ neu im Post SV Nürnberg. Dort haben wir uns beim Schwimmtraining kennengelernt.

Julian: Am Post SV Stammtisch, ca. zwei Wochen vor dem Wettkampf, hat Christian dann erfahren, dass ich einen Guide für die deutsche Meisterschaft im Paratriathlon suche und sich spontan bereiterklärt.

Christian: Der Stammtisch war nach dem Post-SV-Triathlon-Lauftraining in der Vereinsgaststätte, ein Grieche. Meine Motivation: ich bin noch nie Tandem gefahren und fand es interessant, das mal auszuprobieren. Julian ist ein netter Kerl und bevor er nicht starten kann, dachte ich – komm, versuch das mal. Und der Wettkampf, in Altenkunstadt, ist ja auch keine Weltreise weg.

Julian, Du warst zuvor im Schwimmen aktiv. Was hat Dich dazu bewogen, auf Triathlon umzusteigen? Was bedeutet dir der Sport?

Am Triathlon gefallen mir ganz viele Sachen. Zunächst einmal ist da die klare Ausdauerfokussierung. Das Sprinten über 50 oder 100 Meter beim Schwimmen lag mir noch nie so. Dann, dass man beim Radfahren und Laufen super viel in der Natur ist. Beim Schwimmen spult man ja doch 80% seiner Einheiten in einer chlorigen Halle ab (was auch ab und zu auch ganz schön ist). Und zuletzt einfach die Abwechslung. Triathlon wird einfach nie monoton oder langweilig und selbst, wenn man mal keine Lust auf eine der drei Sportarten hat, gibt es immer noch zwei weitere Alternativen.

Danke für das Interview und viel Erfolg für Euere neuen Ziele.

Alles rund um Triathlon und „erste Male” gibt es in der Übersicht unseres Adventskalenders.

Link zur Adventskalender-Übersicht.

Fotos: Oliver Kraus

Beim MainCityTriathlon der TG48 Schweinfurt gab es in diesem Sommer das erste Mal eine Para und eine Inklusionswertung. Eine tolle Initiative, die mit dem Zielschluss des Rennens nicht ihr Ende fand. Im Herbst wurden die entstandenen Kontakte genutzt. So kamen fast zwanzig Sportler und Organisatoren aus Würzburg, Kitzingen, Ochsenfurt, Regensburg und Schweinfurt zusammen, um einen Aktionstag an der Franziskus-Schule Schweinfurt durchzuführen.

Franziskus-Schule bereitet sich auf den MainCityTriathlon 2024 vor

Die Initiative für den Aktionstag Triathlon ging vom Verband Special Olympics in Bayern aus. Der Impuls wurde von Michael Lindt aufgenommen, der als stellvertretender Schulleiter der Franziskus-Schule Schweinfurt die Infrastruktur der Schule für ein Training zur Verfügung stellen konnte. 

Der Aktionstag begann im Schwimmbad der Franziskus-Schule, wo einige Teilnehmer ihre Vorliebe für die erste Disziplin im Triathlon Wettkampf zeigten. Das gemeinsame Mittagessen wurde für ein besseres Kennenlernen und den Austausch von Plänen und Ideen genutzt. Danach ging es auf unterschiedlich lange Laufstrecken, bevor sich alle zu einer intensiveren Einheit mit Ball- und Laufspielen und einem Zirkeltraining in der Sporthalle trafen.

Unterstützung für die sportlichen Aktivitäten gab es von der Firma Fahrzeugteile Wütschner, die anlässlich des MainCityTriathlons den Organisationen eine großzügige Spende zukommen ließ, die über die Abteilung Laufen-Triathlon der TG48 Schweinfurt sehr gerne vermittelt wurde.

Bayerische Meisterschaft Para Triathlon 2024 erstmals in Schweinfurt

Norbert Huhn, von der Abteilung Laufen-Triathlon der TG48 Schweinfurt, freute sich im Rahmen des Aktionstags verkünden zu dürfen, dass die Bewerbung des MainCityTriathlon für die Ausrichtung der Bayerischen Meisterschaft im Para Triathlon für 2024 erfolgreich war. Grundlage dafür waren sehr gute Rückmeldungen vieler Sportler des MainCityTriathlon 2023 zu den abgesicherten Strecken und die positive Aufnahme der Inklusion durch den Verein und im gesamten Umfeld, wie Stadt, Landkreis und den Medien.

Wir hatten noch einige Fragen an die Organisatoren und haben uns mit Norbert unterhalten.

Hallo Norbert,
wann und wie seid ihr mit dem Thema Para Triathlon und Special Olympics Triathlon das erste Mal in Kontakt gekommen?

Ganz zu Beginn gab es einmal einen Workshop im BTV. Als es darum ging, wie sich Veranstaltungen organisieren lassen, und was alles die großen und kleinen Herausforderungen sind, hatte ich alles auf meine „Wunschkonzert“ Karten geschrieben, was eigentlich schwer zu erreichen ist: gesperrte Radstrecke, Handbikes auf der Strecke, Inklusion.

Nach unserer ersten Triathlon-Veranstaltung in Schweinfurt hatten uns die Genehmigungsbehörden eine gesperrte Strecke nahegelegt und wir hatten diese in der Folge in die Kalkulation aufgenommen. Im Winter kam dann die Anfrage von Special Olympics (SO) Bayern, ob wir unsere Veranstaltung nicht für Special Olympics Teilnehmende öffnen können. Ich kümmerte mich dann um die Fragen, die damit zusammenhingen. Zum einen musste die Entscheidung in unserem Orga-Team fallen. Dort gab es einstimmig Zustimmung. Zum anderen mussten dann weitere Kontakte mit Special Olympics und Para Triathlon im Verband hergestellt werden.

Fast nebenbei ist so dann eine SO-Wertung in unsere Laufveranstaltung für den Schülerlauf der Klassen 1-4 etabliert worden. Schließlich nimmt die Schweinfurter Förderschule seit Jahren teil, bekam aber bisher nach unserer gemeinsamen Meinung zu wenig Sichtbarkeit und Anerkennung. Wir hatten also längst Erfahrung! Es war Zeit, mehr daraus zu machen.

Heute sind wir uns einig, dass wir den Umgang mit Menschen mit Einschränkungen normaler machen wollen. Wir wollen uns bewusst mit Handicaps beschäftigen und dadurch nochmals genau hinsehen, was wir leichter für jeden machen können, und was wir extra beachten müssen bzw. wollen.

Sich dem Thema Inklusion anzunehmen ist ja oft gar nicht so leicht. Gerade auch, wenn es um beide Bereiche geht, also Menschen mit körperlichen Einschränkungen im einen und mit geistigen Einschränkungen auf der anderen Seite. Wie und wo habt ihr euch informiert? Was habt ihr beachtet?

Wir haben engeren Kontakt zu den Verbänden und Teilnehmern gesucht, damit wir Hilfen so vorbereiten, wie sie erforderlich sind. Zum Beispiel muss die Laufstrecke für die Grundschüler an jeder Ecke mit Helfern besetzt sein, die wissen, dass sie aktiv eingreifen, sobald ein Kind zögert, auf der Strecke zu bleiben. Und wir haben einen etwas längeren Zeitraum eingeplant, bis jeder im Ziel ist. Am Ende soll so jedes Kind durch den Zielkanal laufen.

Wie habt ihr euer erstes Para Rennen und euere ersten Special Olympics Teilnahmen empfunden? Was macht aktive Inklusion mit einem Rennen?

Wir waren gut vorbereitet mit abgesperrter Strecke, extra Platz in der Wechselzone, vorbereiteten Helfern an der Schwimmstrecke und so weiter. Am Renntag mussten wir uns dann aber schnell darauf einstellen, einem Para Athleten aus dem Wasser zu helfen, da er keinen eigenen Helfer dabei hatte. Wir haben ihm auch auf der Laufstrecke an der Bordsteinkante herunter und auf dem Rückweg wieder hinauf geholfen. Im kommenden Jahr wollen wir dort eine Bordsteinrampe in Gummi oder Ähnliches vorsehen.

Der Wettbewerb selber ist also gar nicht so anders. Eines jedoch schon: es gibt wieder deutlicher sichtbar den Anlass, nicht nur die ersten Plätze zu bejubeln, sondern für jeden, der sich anstrengt, zu klatschen.

Was hat den Schülerinnen und Schülern am Schnuppertag besonders viel Spaß gemacht?

Die Aktion mit der Schule soll dazu führen, dass, statt bisher drei Staffeln, im nächsten Jahr vielleicht zwei- bis dreimal so viele plus ein paar Einzelstarter zusammenkommen. Aber das ist alles noch in Vorbereitung. Ich denke, dass es den Meisten besonders wichtig war, in der Gruppe etwas zu unternehmen, mal wieder mit anderen ehemaligen Schülern und Lehrern und weiteren Interessierten zusammenzukommen. Für mich war der gut gelaunte, offene, interessierte und motivierte Umgang in der gesamten Gruppe das wichtigste Erlebnis.

Mehr “erste Male” gibt es in der Übersicht unseres Adventskalenders.

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Foto: Carsten Schenk 

Maria Paulig ist erfolgreiche Triathletin, die bereits zahlreiche Siege errungen hat. Im letzte Jahr holte sie beispielsweise bei ihrer ersten Mitteldistanz direkt den Bayerischen Meistertitel. 2023 durfte für die erfahrene Sportlerin ein besonderes Jahr gewesen sein. Erstmalig war sie als Guide für die Para Triathletin Anja Renner unterwegs. Gemeinsam mit ihr soll es 2024 zu den Paralympischen Spielen nach Paris gehen.

Hallo Maria,
Du bist schon lange sportlich unterwegs. Zunächst im Laufsport, dann im Triathlon, dort in der 1. Bundesliga und auf verschiedensten Distanzen. Nun auch als Guide im Para Triathlon. Wie hat sich Deine Sicht auf den Sport, Deine Zielsetzung über die Jahre hinweg verändert? Was blieb gleich?

Grundsätzlich genieße ich es, sportlich aktiv zu sein und herauszufordern, wo meine persönlichen Grenzen liegen. Früher waren für mich reine Trainingszahlen und Wettkampfergebnisse von großer Bedeutung. Inzwischen ist es mir wichtig, den Sport harmonisch in mein Leben neben dem Beruf zu integrieren. Damals hatte der Sport für mich eine hohe Priorität, da er mich erfüllte und erfolgreiche Wettkämpfe eine Belohnung darstellten. Heute finde ich jedoch genauso viel Freude und Erfüllung in meinem Beruf. Aufgrund begrenzter Zeit schätze ich die Freude und Erfolge im Triathlon noch mehr und freue mich besonders über einzelne herausragende Erlebnisse. Die Leidenschaft für den Sport ist nach wie vor dieselbe, doch jetzt finde ich diese Leidenschaft auch in der Zahnmedizin.

2023 warst Du das erste Mal als Guide unterwegs. Wie war das für Dich?

Bislang hatte ich mich noch nie intensiv mit dem Thema Paratriathlon/Guide auseinandergesetzt, bis sich durch einen glücklichen Umstand Anja und ich fanden. Die Gelegenheit, Anja als Triathletin zu guiden, empfinde ich als große Ehre und als enormen Vertrauensbeweis. Das erste lokale (Test-)Rennen war nach einer kurzen Kennenlernphase aufregend und das darauf folgende paralympische Test Event in Paris, als mein erstes internationales Rennen, war schlichtweg phänomenal. Einen Sieg hätte ich niemals für realistisch gehalten – dieser markierte den Beginn einer faszinierenden Reise mit einer herausragenden Athletin und Persönlichkeit.

Zwei Schwimmerinnen im Neoprenanzug auf einem Ponton von hinten halten sich die Hand
Foto: Araujo Wagner / World Triathlon

Gemeinsam mit Anja Renner schwimmst Du mit einem Band verbunden, hast auf dem Tandem das Steuer und läufst wiederum mit Band verbunden. Welche Absprachen sind nötig, damit Euer Duo gut funktioniert? Was ist schwierig? Was fiel leichter als gedacht?

Das Tandemfahren entpuppte sich als erstaunlich unkompliziert. Unsere Absprachen sind minimalistisch; kurze, präzise Kommandos genügen für Wechsel, Schuheanziehen oder das Absteigen vom Rad. “Helm fix” signalisiert den geschlossenen Helm, “rechts oben” heißt, den rechten Radschuh in der oberen Pedalstellung anzulegen, und “links oben” steht für die linke Seite. Während des Schwimmens gestaltet sich die Kommunikation schwierig. Bei linksseitig liegenden Bojen genügt oft ein Tippen auf Anjas Kopf, um ihr mitzuteilen, dass wir abbiegen. Eventuelle Hilfe beim Ausziehen des Neoprenanzugs klären wir entweder vor dem Rennen oder entscheiden situativ im Wettkampf. Beim Laufen übernehme ich meist die Verantwortung für Verpflegung und potenzielle Gefahrenstellen. Dieses dynamische Zusammenspiel verleiht unserem Wettkampf nicht nur eine besondere Herausforderung, sondern auch eine faszinierende Note.

Braucht es Mut, um sich dieser Herausforderung zu stellen? Schließlich musst Du viel Verantwortung tragen, blitzschnell Entscheidungen treffen…

Unbedingt. Ich betrachte dies als eine zweigeteilte Herausforderung: Mut und technisches Können. Das Tandem, das wir beide steuern, wiegt etwa 120 kg. Die Kontrolle darüber erfordert Training und Geschick, denn trotz aller Freude könnte ein Sturz ernsthafte Konsequenzen haben. Als Pilotin trage ich die volle Verantwortung für uns beide.

Gleichzeitig erfordert es Mut, gemeinsam diesen Weg zu gehen. Mein Ziel ist es, dass wir beide das Rennen in Paris gesund, in bestmöglicher körperlicher Verfassung und erfolgreich absolvieren können.

Anjas Ziel sind die Paralympischen Spiele in Paris. Auf dem Weg dorthin startete ihr beide erstmalig auf internationalen Rennen. Freust Du Dich auf die anstehenden großen Ziele?

Wir streben die Nominierung für Paris mit den bevorstehenden Rennen an, und ich freue mich besonders auf die kommenden Wettkämpfe sowie die aufregende Reise mit Anja. Der Gedanke an den September lässt bereits Vorfreude aufkommen und ich hoffe darauf, dass wir eine äußerst erfolgreiche Zeit erleben können.

Vielen Dank für das Interview! Wir drücken die Daumen für die neue Saison!

Mehr “erste Male” gibt es in der Übersicht unseres Adventskalenders.

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Fotos: Tom Meyer und Araujo Wagner / World Triathlon

Ihren ersten Triathlon machte Anja Renner bereits 2016. Ein tolles Erlebnis, das auch nicht das letzte dieser Art sein sollte. Über Jahre hinweg ist sie danach als erfolgreiche Altersklassensportlerin unterwegs. Auch, als sie ihre Sehfähigkeit zunehmend verliert, will sie vom Sport nicht ablassen. Heute ist sie drauf und dran, sich für die Paralympischen Spiele in Paris zu qualifizieren. Wir haben uns mit der bayerischen Elite-Athletin über einige “Firsts” unterhalten.

Hallo Anja,
wie kamst Du zum Triathlon, wie war dein “Rookie Race” und warum bist Du dabei geblieben?

Angefangen habe ich mit dem Triathlon erst im Alter von 30 Jahren. Mein damaliger Freund und mittlerweile Ehemann startete in der Zeit, als wir uns kennenlernten, bei einigen Ironman-Rennen. Dies war für mich Motivation, selbst mit dem Triathlonsport anzufangen. Da ich zu diesem Zeitpunkt sportlich wenig aktiv war und somit zwar kaum Ausdauer besaß, dafür aber Trainingsdisziplin und Ehrgeiz, wagte ich bereits zwei Monate nach dem Sporteinstieg meine erste Sprintdistanz am Tegernsee. Mit dem Renn- und Neoprenanzug meines Mannes und meinem ersten Rennrad konnte ich mich gleich recht weit vorne im Feld platzieren. Ich war von dem Rennen so begeistert, dass ich beschloss, weiterzumachen, da die Eindrücke durch das Bestreiten von gleich drei Disziplinen sehr vielfältig sind.

Mich hat die Kombination aus mehreren Sportarten in einem Rennen sehr fasziniert. Da ich mich im Training und in allen Disziplinen rasch steigerte, und bei den ersten Just-For-Fun-Wettkämpfen als Altersklassenathletin bei Olympischen Distanzen gleich aufs Treppchen kam, motivierte dies mich natürlich zusätzlich. Im zweiten Jahr nach Sporteinstieg bestritt ich dann auch gleich einige Mitteldistanzen, mit ähnlichem Erfolg (inklusive der Qualifikation für die Ironman 70.3 WM). Das nächste Ziel war aufgrund meiner guten Leistungen die Qualifikation für die Ironman WM auf Hawaii. Als jedoch dann durch die rasche Steigerung Verletzungen auftraten und sich aufgrund meiner fortschreitenden Augenerkrankung die Sehfähigkeit verschlechterte, beschloss ich Ende des Jahres 2019, keine Rennen mehr als Altersklassenathletin zu bestreiten, trainierte aber dennoch für mich weiter.

Heute sehen Deine Rennen etwas anders aus und Du bist gemeinsam mit einem Guide unterwegs. Wie war das erste Rennen zu zweit und wie entwickelt sich diese Rennpartnerschaft im Lauf der Zeit?

Das erste Rennen war für mich sehr emotional. Es war der erste Triathlon nach einer vierjährigen Pause, und ich konnte es noch gar nicht so richtig glauben, dass sich für mich eine neue Möglichkeit eröffnet hat, wieder Rennen zu bestreiten. Das Rennen war ein Africa Cup in Ägypten, somit gleich auf internationaler Ebene und natürlich kam hinzu, dass ich nun zusammen mit einem Guide starte. Ein Rennen im Team ist nochmal etwas anderes, da der Fokus nicht nur auf einem selbst liegt, sondern das Zusammenspiel beider Athleten für die finale Leistung entscheidend ist. Das war eine wirklich großartige Erfahrung und macht gleich noch mehr Spaß. Eine gute Rennpartnerschaft entwickelt sich mit gemeinsam verbrachten Trainingseinheiten und Wettkämpfen immer weiter, nicht nur was die Abläufe beim Rennen anbelangt, sondern natürlich auch auf persönlicher Ebene. Man steht ja alles gemeinsam durch, auch wenn es mal nicht so gut läuft, schweißt das am Ende zusammen.

Sportlerinnen auf einem Tandem

Grund für Deinen Wechsel zum Para-Triathlon ist eine unheilbare Augenerkrankung, die sukzessive zur Erblindung führt. Ein Schicksalsschlag, der das Leben von Grund auf verändert. Wie können Sport, oder Erfahrungen aus dem Sport helfen so etwas zu verkraften?

Der Sport spielt definitiv eine große Rolle, im Umgang mit meiner Erkrankung. Ich denke, dass man im Leben neben guten Beziehungen zu anderen auch immer eine Sinnhaftigkeit und Freude in seinem Tun sehen sollte, um Zufriedenheit zu entwickeln und Krisen besser meistern zu können. Bei mir ist dieser Ausgleich der Triathlonsport. Er hilft mir, sich auf das Hier und Jetzt und seinen Körper zu fokussieren, sich konzentriert einer Aufgabe zu widmen und auch mal Abstand vom Alltag zu gewinnen oder einfach mal seine Gedanken und Emotionen neu zu sortieren. Sich dabei ehrgeizige Ziele zu stecken, wie bei mir z.B. die Paralympics in Paris, hilft mir zudem, motiviert zu bleiben und den Weg zielstrebig zu bestreiten sowie das Beste aus mir herauszuholen.
Aber auch mein damaliges Langdistanz-Training hat mir sehr geholfen, mentale Stärke zu entwickeln und die Strategien, die ich beim Umgang mit Verletzungen angewendet habe, zeigten mir Wege auf, die ich auch für den Umgang mit meiner Erkrankung anwenden kann. Wichtig ist, sich auf das zu fokussieren, was gerade gut geht und die Situation so zu akzeptieren, wie sie im Moment ist und das Beste daraus zu machen.

Sich fast vollständig auf den Guide verlassen, die Geschwindigkeit, Richtungswechsel, Umgebung spüren, aber nicht sehen. Wie überwindest Du Situationen, die ja sicherlich am Anfang unangenehm sind und sich erst mit viel Erfahrung einfacher meistern lassen?

Da ich noch ein gewisses zentrales Sehvermögen besitze, ist es für mich tatsächlich noch nicht ganz so schwierig, mich komplett auf den Guide zu verlassen, da ich vieles noch wahrnehme. Schwimmen und Laufen stellen kein großes Problem dar, hier hilft mir der Guide hauptsächlich bei der Orientierung. Die größte Herausforderung für mich war das Tandemfahren, da es einen großen Unterschied macht, ob man das Rad selbst steuert oder ob man „nur“ hinten mitfährt ohne jegliche Handlungsmöglichkeit. Da ich in meiner Vergangenheit viel auf nicht immer ganz einfachen Pferden geritten bin, mehrmals Fallschirmspringen war, und bei schnellen Motorradtouren hinten drauf saß, bin ich in Bezug auf Vertrauen in den anderen und Vertrauen in gewisse Geschwindigkeiten vielleicht schon etwas unerschrockener. Man merkt aber auch recht schnell, ob der Pilot (so nennt man den vorderen Fahrer eines Tandems) das Rad sicher steuern kann oder nicht.

Sportlerin sitzt auf weißem Sofa und lächelt

Aber schauen wir nach vorne: In Deiner ersten Saison im Para-Elite-Sport in diesem Jahr warst Du gleich achtmal international unterwegs, standest viermal ganz oben. Sogar das Test-Event für die Paralympischen Spiele in Paris konntest Du für Dich entscheiden. Wie war das erste Elite-Rennen für Dich und worauf freust Du Dich 2024?

Die ersten Elite-Rennen waren recht entspannt für mich. Ich startete in Ägypten und Tunesien bei sogenannten Africa Cups. Diese dienten hauptsächlich dazu, in den Para-Elite-Sport hineinzukommen, internationale Erfahrung zu sammeln, erste Dopingkontrollen absolvieren zu müssen, meine Stärken und Schwächen auf der für mich noch recht ungewohnten Sprintdistanz kennenzulernen und auch das Zusammenspiel zwischen Athlet und Guide im Rennen zu testen. Ehrlich gesagt, war es trotz der etwas aufwendigeren Rahmenbedingungen, erstmal kein so riesiger Unterschied zu Altersklassenrennen, da ich auch keine Erwartungshaltung an mich selbst hatte.

Die Rennen danach sahen dann schon anders aus, da ich mein drittes Rennen gleich bei der Europameisterschaft in Madrid bestreiten durfte. Danach startete ich auf Weltcups, World Triathlon Series Rennen und bei einer Weltmeisterschaft und eben auch bei dem Test-Event in Paris.

Da wir zum Saisonabschluss bei dem Weltcup in Alhandra die Weltmeisterin schlagen konnten, und das Rennen gewonnen haben, sowie das Test-Event in Paris, freue ich mich natürlich in 2024 am meisten darauf, mit meinem Guide bei den Paralympischen Spielen in Paris starten zu dürfen. Der Weg dorthin mit einigen internationalen Rennen, viel Training und Teamwork wird hoffentlich  auch noch viele schöne Momente mit sich bringen.

Vielen Dank für das Interview! Wir drücken Dir für das nächste Jahr die Daumen.

Mehr “erste Male” gibt es in der Übersicht unseres Adventskalenders.

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Fotos: World Triathlon, Tommy Zaferes

In Nürnberg konnten am Samstag, den 23. September Interessierte und Para Sportler in ein vielfältiges Sportprogramm hineinschnuppern. Im Rahmen der Sport-Woche für alle hatten der BVS Bayern und der BTV geladen. Auszuprobieren waren Schwimmen, Rollstuhlbasketball, Laser-Biathlon und einiges mehr.

Die Sport-Woche für alle findet dieses Jahr zum ersten Mal statt und soll Menschen mit Behinderung, insbesondere Kindern und Jugendlichen, den Zugang zu behinderungsspezifischen und inklusiven Breitensportangeboten ermöglichen. In Kulmbach führte der Bayerische Triathlon-Verband eine Veranstaltung unter dem Motto der Special Olympics statt, in Nürnberg war in Kooperation mit dem BVS Bayern ein Programm für Para Sportler geboten. “Auch, wenn nur wenige Teilnehmer dabei waren, war es toll zu sehen, wie viel Freude so ein gemeinsamer Sport-Tag macht”, sagt Vizepräsident Leistungssport, Thomas Burger.

Ein Dank geht an den BVS für die Organisation der zahlreichen Bewegungs- und Sportangebote.

Para Triathlon Wochenende für Athleten mit Sehbeeinträchtigung


Ein spezielles Wochenende für sehbehinderte Athletinnen und Athleten bieten die DTU und der BTV im Oktober. Vom „blutigen“ Anfänger bis „ausgereiften“ Fortgeschrittenen ist sind alle willkommen. Zielstellung sind der gemeinsame Erfahrungsaustausch sowie das Vernetzen in unserer Sportart. Für alle Athlet*innen mit einem gültigen DTU-Startpass werden die Kosten für Übernachtung und Frühstück von der DTU übernommen. Optimal wäre, wenn der Guide, der dann auch die Rennen mit absolvieren soll, zum Wochenende mitkommt.

Termin: Freitag, den 13.10.23 (Anreise bis 18:00 Uhr) bis Sonntag (Abreise ab 12:00 Uhr)
Unterbringung: Hotel Averna Messe, Bertolt-Brecht-Straße 2, 90471 Nürnberg
Kosten: für DTU-Startpass Inhaber übernimmt die DTU die Übernachtung und Frühstück
Für weitere Teilnehmer: 170,00 € für die Übernachtung und Frühstück
Mitzubringen: Trainingssachen für alle Disziplinen, Tandem (wenn vorhanden), Spaß
Rückmeldung: per Mail an Nadine Rucktäschel (rucktaeschel@triathlondeutschland.de)

Fotos: BVS Bayern