Kinder und Jugendliche für Sport begeistern, ist schon immer Ramon Gomez-Islingers großes Anliegen. Als Lehrer, aber auch als unermüdliche Kraft in Vereinen und im Bayerischen Triathlon-Verband schafft er das seit Jahrzehnten. Eines seiner großen Ziele, Triathlon in die Schule zu bringen, ist eine echte Erfolgsgeschichte: Über 500 Schülerinnen und Schüler – ein neuer Rekord – nahmen in diesem Jahr beispielsweise an den Wettkämpfen zu „Jugend trainiert für Olympia“ teil. Die Grundlagen dafür hat der Weidener maßgeblich gelegt.

Schon 1991 wurde Ramon Gomez-Islinger im BTV erstmalig zum Jugendwart ernannt. Über lange Jahre engagiert er sich an weiteren unterschiedlichsten Stellen: als Sportwart, als Vizepräsident, als Landestrainer. Heute arbeitet der Lehrer für Biologie und Sport besonders im Schul-Alltag an der Verknüpfung von Sport und Schule.

Ehrung Schulsport-Verdienstmedaille des bayerischen Kultusministeriums

Dafür erhielt er 2019 sogar die Schulsport-Verdienstmedaille des bayerischen Kultusministeriums, die seine außergewöhnlichen Beiträge zur Schülerbewegung und -motivation würdigt. Seine Leidenschaft für Sport beeinflusst Schüler und Lehrer gleichermaßen, und er ist eine treibende Kraft für innovative Projekte. So sorgte er nicht nur dafür, dass Triathlon zu den Schülern kam, auch Kollegen begeistert er dafür und bringt sich als Lehrgangsleiter und Referent in der Lehrer-Fortbildung mit dem Schwerpunkt Ausdauersport im Sommer und Winter ein.

Seit 2016 ist Ramon Gomez-Islinger Konrektor an der Lobkowitz-Realschule in Neustadt an der Waldnaab. Mit Projekten wie Wintersporttagen, der Förderung von Skilanglauf und Mountainbiking und weiteren innovativen Ideen hat er die Schulkultur nachhaltig geprägt. Auch für das regelmäßig in Weiden stattfindende Nordbayern-Finale für „Jugend trainiert für Olympia“ gewährleistet er mit seinem Team alle notwendigen organisatorischen Arbeiten und bietet regelmäßig einen motivierenden Rahmen.

Hallo Ramon,
Sport in der Schule hat sich in den letzten 30 Jahren ganz schön verändert. Was ist positiv, was ist negativ?

Insgesamt zielt der Schulsport nicht mehr unmittelbar auf standardisierte Bewegungsabläufe und Technikoptimierung in ausgewählten Sportarten ab, sondern er ist breiter und vielfältiger geworden. Die Freude an der Bewegung rückt deutlicher in der Vordergrund, die Motivation unserer Schülerinnen und Schüler für Gesundheit und Fitness sowie eine solide motorische, koordinative und konditionelle Basis für „Lifetime Sportarten“ sind ein wesentliches Anliegen des Schulsports. Genau mit dieser Zielsetzung bietet der Triathlonsport ein ideales Lernfeld.

Gruppe von Menschen

Lehrerfortbildung Triathlon mit Ramon Gomez-Islinger 2007

Bei den Wettbewerben „Jugend trainiert für Olympia“ gab es im Triathlon in diesem Jahr einen Teilnehmer-Rekord. Darüber hinaus gibt es in ganz Bayern zahlreiche Schultriathlons, die es mit sehr niedrigschwelligen Angeboten schaffen, viele Kids an den Start zu bringen. Wo gibt’s noch Verbesserungspotenzial?

Triathlon wird in der öffentlichen Wahrnehmung regelmäßig mit einem „eisernen Image“ und dem kaum Machbaren, Außergewöhnlichen und Extremen assoziiert. Meines Erachtens wird diese fordernde Option mit „Survival Charakter“ nicht dem Potenzial der Sportart gerecht. Kurze Formate bieten machbare Ziele für grundsätzlich sportlich Ambitionierte, alleine die Kombination aus drei Sportarten ohne Pausen bietet ausreichend Anreiz sich im Triathlonsport zu versuchen. Ebenso die Möglichkeit in einer Staffel seine individuelle Stärke in einem Team einzubringen und gemeinsam ein Ziel zu erreichen, das man im Alleingang sich möglicherweise nicht zugetraut hätte. Dieser soziale Aspekt weckt auch den Team-Spirit bei niederschwelligen Schulsportwettkämpfen ungemein, man hat in der Gemeinschaft eine Leistung erzielt und sich die Verantwortlichkeit für das erfolgreiche Gelingen aufgeteilt. Nicht zuletzt kann man zudem seinen Stolz und seine Freude im Team miteinander teilen.

Gruppenbild

Kadertraining auf Mallorca mit den Olympioniken Daniel Unger und Ricarda Lisk

Was motiviert Kinder und Jugendliche damals und heute aus deiner Sicht am meisten?

Die Motivation kommt stets über die Bestätigung des eigenen Tuns und der persönlichen Leistung. Damit dies gelingt, sind einfühlsame Begleiter, Förderer und Berater notwendig. Dies können Eltern sein, die mit Augenmaß fördern, aber auch Lehrkräfte, die im Rahmen schulsportlicher Aktivitäten einfach neue Ziele und Möglichkeiten aufzeigen und prozessbegleitend eröffnen. Eine der wichtigsten Positionen und Verantwortlichkeiten würde ich dem Vereinsübungsleiter und Trainer zubilligen. Hier gilt es, grundsätzlich an der Sportart interessierten Jugendlichen, mit einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen und unter Berücksichtigung der persönlichen Entwicklung des Schützlings einen behutsamen und sukzessiven Einstieg  in ein zielgerichtetes Training zu ermöglichen. Dieser vorausschauende und fürsorgliche  Umgang mit den entsprechend interessierten Kindern und Jugendlichen schafft eine Vertrauensbasis zwischenTrainer und jungem Athleten, der Sicherheit sowie Akzeptanz vermittelt und damit den Nachwuchssportler auf seinem Weg bestätigt.

Vielen Dank für dein Engagement, Ramon!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: private Aufnahmen

Am 02.09.2024, kurz nach Mittag, standen Anja Renner und Maria Paulig freudestrahlend vor der Sportschau-Kamera. Bei den Paralympischen Spielen hatte das Duo eine sensationelle Bronzemedaille geholt. Dabei hatte sich Anja Renner erst knapp eineinhalb Jahre zuvor das Ziel der Paralympics-Teilnahme gesetzt. Mit Entschlossenheit, Durchsetzungsvermögen und Teamarbeit ging es gemeinsam mit Guide Maria Paulig geradewegs auf das Podium.

In kürzester Zeit an die Spitze

Anja Renner, deren Sehvermögen heute stark eingeschränkt ist, hat den Triathlon schon 2016 als ihre Leidenschaft entdeckt. „Mich hat die Kombination aus mehreren Sportarten in einem Rennen sehr fasziniert“, erinnert sie sich. Ende 2019 legte sie aufgrund von Verletzungen und ihrer fortschreitenden Augenerkrankung eine Pause ein. Erst vier Jahre später trat sie mit dem ambitionierten Ziel wieder an, es zu den Paralympischen Spielen zu schaffen. Maria Paulig, Anjas Guide, ist weit mehr als eine Begleiterin. Sie ist ihre „verlängerte Sinneinheit“, die Anjas Sicherheit garantiert und gleichzeitig den Takt für den Wettkampf vorgibt. Ob im Wasser, wo die beiden durch ein Band miteinander verbunden sind, oder auf dem Tandemrad, wo Maria als Pilotin den Kurs steuert, oder beim Laufen, wo jede Bewegung synchronisiert sein muss – die Zusammenarbeit erfordert viel Training und den richtigen Draht. Kommunikation ist dabei der Schlüssel: klare Ansagen, präzise Abstimmung und ein instinktives Gespür dafür, was die andere braucht. Nach den Spielen gab es zahlreiche Auszeichnungen für das Sportlerinnen-Tandem: Vom „Silbernen Loorberrblatt“, der höchsten sportlichen Auszeichnung, überreicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, über einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Nürnberg, bis hin zu feierlichen Empfängen. Verdient, denn Anja Renner und Maria Paulig zeigen, dass Para Triathlon nicht nur eine Sportart, sondern auch eine Plattform ist, um Inklusion und Teamgeist zu fördern.

Die Paralympischen Spiele in Paris zogen so viele Zuschauende an, wie kein Paralympisches Event zuvor. Was bedeutet das aus eurer Sicht für den Sport und Inklusion?

Maria: Ich glaube, dass Paris für den Behindertensport ein großes Bewusstsein geschaffen und ein breites Publikum erreicht hat. Diese Bühne, die dem Parasport geboten wurde, war ungewöhnlich groß, wunderschön und zum genießen. Der Sport mit seinen herausragenden Leistungen und Emotionen kann viel transportieren und ich hoffe, dass es bei der breiten Masse dazu führt, einen Denkanstoß zu geben, behinderte Menschen zu inkludieren und Inklusion zu leben.  

Anja: Aus meiner Sicht trägt das Ereignis maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen zu schärfen und Stigmatisierung, Vorurteile sowie Berührungsängste abzubauen. Gleichzeitig wird durch die Spiele die Integration und soziale Teilhabe von Menschen mit Behinderungen gefördert. Diese positive Wahrnehmung in der Gesellschaft ist ein Schritt in Richtung gesellschaftlicher, politischer und sozialer Veränderungen, die die Lebensqualität verbessern und die Rechte von Menschen mit Behinderungen stärken.

Auch für den Sport hat Paris ein klares Signal gesetzt: Die Spiele inspirieren Menschen mit und ohne Handicap gleichermaßen und ermutigen mehr Menschen mit Behinderungen, selbst sportlich aktiv zu werden. Gleichzeitig führen solche Großereignisse dazu, die Strukturen und die Unterstützung im Parasport weiter auszubauen – ein Beispiel dafür ist der neue Landeskader im Paratriathlon im BTV. Zudem steigt das Interesse an Parasportarten, was in der Zukunft möglicherweise zu einer Erweiterung des paralympischen Sportprogramms führen könnte.

Para Triathlon Podium Frauen

Das konntet ihr in den letzten Monaten sogar selbst erfahren: Nach den Spielen wart ihr auf einem Ehrungs-Marathon. Seid ihr mittlerweile wieder im Trainingsalltag angekommen?

Maria: Die Termine sind jetzt ein bisschen weniger geworden und ich bin wieder zurück im Training. Es war aber auch sehr schön, diese Ehrungen wahrnehmen zu dürfen. Es zeigt eine hohe Anerkennung und ich freue mich riesig, dabei sein zu dürfen. 

Anja: Nach den Spielen haben wir zahlreiche Ehrungen erlebt, was uns sehr gefreut und berührt hat. Gleichzeitig war der Kalender eng getaktet: Nach Paris standen noch die Europameisterschaften und die Weltmeisterschaften an. Im November habe ich mir eine Pause gegönnt und bei einer dreiwöchigen Rundreise durch Südafrika mit der Familie Abstand zu dem ganzen Trubel gewonnen. Das war die perfekte Gelegenheit, um abzuschalten, das Jahr Revue passieren zu lassen und neue Energie zu tanken. Jetzt, im Dezember, steigen wir wieder langsam ins Training ein, und ich freue mich darauf, mit voller Motivation in die kommende Saison zu starten.

Welche Ziele habt ihr euch für die Zukunft gesetzt?

Maria: Ich möchte Anja als Guide gerne weiter auf ihrem Weg unterstützen, um ihre sportlichen Ziele zu erreichen. Wir hatten einen rasanten Start als Team und konnten noch nicht an allen Feinheiten arbeiten. Ich freue mich, an weiteren Details zu feilen. Wenn es gut läuft, würde ich gerne mit ihr einen Weltmeistertitel feiern und Los Angeles bietet sicher auch eine tolle Location für einen Triathlon.

Anja: 2025 wollen wir bei den Europameisterschaften und Weltmeisterschaften auf dem Podium stehen. Langfristig haben wir ein großes Ziel, das uns antreibt: die Goldmedaille bei den Paralympischen Spielen 2028 in Los Angeles. Dafür arbeiten wir kontinuierlich an unseren Schwächen und sehen in allen Disziplinen noch Entwicklungspotenzial, das wir ausschöpfen möchten. Mit diesem Fokus gehen wir die kommenden Herausforderungen an und freuen uns auf das, was vor uns liegt.

Vielen Dank!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: Simon Sturzaker und private Aufnahmen  

„Unser Erfahrenster“ steht unter dem Namen von Dr. Kurt Vogel auf der Seite des Triathlonbezirks Unterfranken. Kurt Vogel ist im Bezirk als Stellvertretender Bezirksvorsitzender und Schatzmeister aktiv. Der Titel, der den 84-Jährigen auszeichnet, ist wahrlich verdient. Schaut man nämlich in die Vita des Schweinfurters, kommt man ins Staunen, was er alles geleistet hat.

Triathlon ist immer noch männlich. Immerhin stiegen zuletzt die DTU-Mitgliedszahlen von Triathletinnen um fast drei Prozent. Der Frauen-Anteil im deutschen Triathlon beträgt damit derzeit 32 Prozent. Schaut man in die Spalte der Ansprechpartner auf der langen Liste der bayerischen Triathlon-Veranstaltungen, finden sich dort überwiegend Männer. Anders ist das beim Triathlon des TV 48 Erlangen. Seit Jahren sind dort Organisatorinnen tätig. Die erste – und damit eine von wenigen in Bayern – war Ulrike Rabenstein.

Mit ihrer Leidenschaft für den Sport und ihrem unermüdlichen Engagement hat sie den Erlanger Triathlon, aber auch die dahinterstehende Vereinsgemeinschaft, nachhaltig geprägt. 2004 hatte sie die Leitung des 20-köpfigen Organisationsteams von Heinz Rüger übernommen. Neben ihren Aufgaben in der Abteilungsleitung zwischen 2012 und 2016 sorgte sie bis 2015 federführend dafür, dass eine der beliebtesten und größten Veranstaltungen erfolgreich vonstatten ging.
Ab 2016 bis 2020 übernahm Jennifer Steib die Organisationsleitung, und doch war Ulrike immer da. Zum Beispiel als Vertretung für die Elternzeit und während Corona. So begleitete sie zwischen September 2019 bis 2021 den Posten erneut.

Ihre Fähigkeit, zu motivieren und ein großes Team zu führen, haben ihr den Ruf eingebracht, eine der zentralen Säulen des TV 1848 Erlangen zu sein. Sie brachte die richtigen Menschen zusammen, strukturierte und organisierte. Ihr Engagement wurde 2016 mit dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten belohnt. Auch heute noch gehört der Erlangener Triathlon – mittlerweile unter der Leitung von Stefanie Guillon – zu den größten und beliebtesten Veranstaltungen.

Wir haben uns mit Ulrike Rabenstein unterhalten.

 

Frau mit rotem T-Shirt

Ulrike Rabenstein beim Erlanger Triathlon 2009

Hallo Ulrike, wie und wann bist du zum TV 848 Erlangen gekommen?

Über Umwege kam ich zum TV 48 Erlangen. In meiner Jugend war ich viel auf dem Siemens-Sportplatz in Erlangen. Dort trainierte ich gerne mit den Leichtathleten. Mein erster Trainer war der Student Gerd Lohwasser. Er schickte mich gleich zu den Mitteldistanzlern. Die längste Laufstrecke für Frauen war damals im Wettkampf 1500m. Ende der 60er Jahre bildete sich dann die LA-Gemeinschaft Erlangen. Hier wurde ich zufällig dem TVE zugeordnet.

Welche Rolle spielt der Sport in deinem Leben?

Der Sport war schon immer sehr wichtig für mich, physisch und psychisch, besonders das Laufen. Sport half mir immer aus verzwickten Lebenslagen und hilft mir heute gesund zu bleiben, mit Skigymnastik, Qigong, Yoga, Kraftraum und 5 x/Woche beim Walken und Joggen im Wald und am Kanal.

Gab es einen Moment in deiner sportlichen Laufbahn, der dich besonders geprägt hat?

Mitte der 90er-Jahre war ich reif für neue Aufgaben. Erst in der Elternarbeit, dann Anfang 2000 im Sportbereich. 2001 war ich erstmals Helferin beim Erlanger Triathlon. Die folgenden Jahre unterstützte ich Heinz Rüger im Ziel. 2004 musste Heinz mit den Bundesliga-Frauen zu einem Wettkampf nach Jena. Freitag vor der Veranstaltung erklärte er der Presse geradeheraus, ohne Rücksprache, ich wäre die neue Chefin!

Was motivierte dich, dich so intensiv in der Veranstaltung und deren Vorbereitung zu engagieren?

Eigentlich träumte ich von einem Sportstudium, jedoch waren Ballspielen und Schule nicht mein Ziel. Studiengänge in Richtung Eventmanagement bzw. Sport-Organisation gab es damals noch nicht. Vermutlich führte mich mein organisatorisches Naturtalent auf den Weg Richtung Erlanger Triathlon – und Heinz‘ großer Wunsch auf Unterstützung. Dazu faszinierte mich deren Organisationsteam mit ihrer Kompetenz und Tatkraft.

Welche Herausforderungen begegnen dir bei deiner Arbeit?

Mit dem großartigen Team und einem „Lehrer“ Heinz Rüger eine solche Veranstaltung zu stemmen, war für mich realisierbar. Die Hindernisse kamen eher von außen, mit den Sportlern, Genehmigungen und Sponsoren. Spannend war immer die letzte Woche vor einer Veranstaltung, wenn noch irgendeine Sache oder Person ausfiel und sofort ein Ersatz bzw. eine neue Lösung für das Dilemma gefunden werden musste.

Gab es eine Situation, auf die Sie besonders stolz sind?

Der 25. Erlanger Triathlon 2014 war ein Highlight. Nach jeder gelungenen Veranstaltung war ich glücklich über den Tagesverlauf und riesig stolz auf die Zusammenarbeit mit diesem einzigartigem Organisationsteam. Damals erhielt ich eine E-Mail mit dem Angebot eines Stipendiums für ein Masterstudium in Eventmanagement/Sport. Ich reichte alle Angaben von meinen tollen Referenzen und großen Erfahrungen ein, mit der Schlussbemerkung, ich wäre schon bald 60 Jahre alt. Hier wurde mir klar, das ich meinen Traum, mit Sport zu arbeiten und zu leben, verwirklicht hatte.

Wie hat sich das Rennen über die Jahre verändert?

Veränderungen wurden dorch die großen Sport-Veranstaltungen in Bayern und Deutschland „vorgegeben“. Wir „kleinen“ Veranstalter standen immer unter dem Druck der Athleten, die Veränderungen dann auch in Erlangen zu realisieren. Das war nicht immer einfach, aber brachte uns jährlich einige Schritte voran.

Was wünscht du dir für die Zukunft des Rennens?

Dem Erlanger Triathlon wünsche ich weiterhin erfolgreiche Jahre unter Stefanie Guillons Leitung. Momentan bin ich im Vorfeld der Organisation noch etwas dabei und am Wettkampftag in der Wettkampfzentrale offen für Fragen.

Welchen Rat würdest du jungen Menschen geben, die sich engagieren möchten?

Junge Menschen sollten ihren Interessen folgen, sportlich, sozial, kulturell, politisch und so weiter. Wenn das soziale Umfeld stimmt, findet sich gerade auf ihrem Interessengebiet dann irgendein Platz zum Einbringen, Mitmachen und Engagieren.

Vielen Dank, Ulrike!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: Bernd Räbiger

„Der Herr der Triathleten“ titelte einmal eine Lokalzeitung ein Portrait von Heinz Rüger. Auf der einen Seite passend – Heinz Rüger hat den Sport über fast 40 Jahre hinweg begleitet, aufgebaut, entscheidend mitgestaltet. Auf der anderen Seite trifft der Titel die Persönlichkeit des Erlangeners so gar nicht. Heinz Rüger organisierte oder delegierte seine Vorhaben immer mit Ruhe und Entschlossenheit stand dabei aber nie gerne über anderen. Meist kümmerte er sich, während andere im Rampenlicht standen.

Bereits 1985 gab es in Erlangen einen Triathlon. Neun Sportler starteten im Röthelheimbad und finishten auf dem Vereinsgelände des TV 1884 Erlangen. Nur ein Jahr später war das Rennen schon größer und das Schwimmen fand erstmalig am Oberndorfer Weiher statt. Immer mit dabei, einen Fotoapparat im Gepäck: Heinz Rüger.

Rüger war selbst von Kindesbeinen an Sportler und schon als Jugendlicher auch Trainer. Aktiv war er im Ringen, im Laufen und später im Triathlon über Kurz- und Mitteldistanz. 1987 hob der heute 70-Jährige dann die Triathlon-Abteilung des TV 1884 Erlangen aus der Taufe. Der Start einer Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält.
1990 ein weiterer Meilenstein, den Heinz Rüger begleitete: Erstmalig wurde durch den Verein eine Mitteldistanz mit Start im Main-Donau-Kanal ausgerichtet.

Als Veranstalter wollte Heinz Rüger auch in der Weiterentwicklung von Triathlon mitwirken. So wurde er Ende 1991 Ausrichtervertreter im Bayerischen Triathlon-Verband und damit zum Sprachrohr der bayerischen Veranstalter im Präsidium des Verbands. Dieses Amt begleitete er bis 2012. Zwischen 1992 und 1994 war er zudem Vizepräsident. Auch in der DTU war er in verschiedensten Gremien aktiv. Er war lange Jahre Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission bei der DTU.

Mann in blauem shirt, Frau in rotem Shirt

Heinz Rüger und Ulrike Rabenstein beim Erlanger Triathlon 2013

Gestalten und das beste rausholen, war immer sein Anspruch und den verfolgte er, wie schon geschrieben, mit aller Ruhe, aber auch aller Durchsetzungskraft. In der Triathlon-Liga kamen diese Ansprüche ebenfalls zu Tage. Da wirkte er nicht nur an mehreren Stellen organisatorisch und konzeptionell mit, sondern betreute auch lange Jahre die Ligamannschaften des TV 1884. Er kümmerte sich um Sponsoren, organisierte Reisen, fuhr mit den Teams zu Rennen und wechselte auch noch wenige Minuten vor dem Rennen noch den Fahrradschlauch im Express-Tempo, wenn es die Umstände erforderten. Auf jeden Fall war er immer da, wenn es nötig war. 2012 gab er die Leitung der Triathlon-Abteilung in Erlangen ab, um sich ausschließlich dem Ligabtrieb im Verein zu widmen.

 

Hallo Heinz, an welche Momente aus über 40 Jahren Triathlon erinnerst du dich gerne zurück?

An den Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit den Ligafrauen 2011, sowie einige erfolgreiche Ligawettkämpfe mit ihnen. Überhaupt war die Arbeit mit den Liga-Mannschaften immer eine besondere: beim TV 48 Erlangen sind Anja Beranek, Anne Haug, Kristin Moeller im Triathlon groß geworden. Unter anderen haben Rebecca Robisch und auch Christine Waitz aus Roth die Bundesliga-Damen ergänzt. Die Mitglieder der Mannschaft haben sich immer zu Höchstleistungen gepusht und das war toll zu erleben. Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft gab es noch weitere beachtliche Ergebnisse mit starken Athletinnen wie Astrid Karnikowski, Ella Schmidt, Katharina Schörner, Sarah Neukam, Katharina Schmelz und später Sophia Warter und Theresa Neukam.

 

In all den Bereichen, in denen du dich engagiert hast. Gab es etwas, worauf du besonders stolz warst?

Besonders war für mich, als Anne Haug mit 23 Jahren als Nichttriathletiin zum TV Erlangen kam. Sie ist dann von dort aus durchgestartet in die Weltspitze. Zunächst über die erste Bundesliga in den Weltcup, zu Olympia bis hin zur WM auf Hawaii.

 

Du warst selbst Triathlet der ersten Stunde. Was hat dich an dem Sport fasziniert?

Vor 1978 wurden auf Hawaii in drei Einzelwettkämpfen – Schwimmen, Radfahren und Laufen – die besten Ausdauerathleten gekürt. Aus diesen drei Einzelwettkämpfen wurde dann 1978 der Triathlon geschaffen, mit einem „Ironman“ als Sieger. Der Beginn der Langdistanz im Triathlon, des Ironman – das fand ich äußerst spannend.

 

Mehr noch engagiertest du dich im Ehrenamt und investiertest unendlich viele Stunden und unendlich viel Herzblut in deine Arbeit. Was hat dir besonders viel Freude bereitet?

Der Erhalt des Jugendtriathlons in Erlangen: Heute nehmen 1200 Schülerinnen und Schüler beim Jahreswettkampf Ende Juli teil. Sie stärken die Jugendmannschaft im Verein. Mehrere Male hat die Triathlon-Jugend bei „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin gewonnen, 2015 sogar die Weltmeisterschaft in Versailles.

 

Vielen Dank, Heinz!

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Fotos: Bernd Räbiger/ Frank Übelhack

Mit sieben Jahren begann Simon Henseleit bereits mit dem Triathlonsport. Zuvor war der gebürtige Steingadener schon als Junior-Skifahrer erfolgreich. Sport gehört für den heute 24-jährigen also schon immer dazu. Mit 13 Jahren entschied er sich dann für den Triathlonsport. Als Kadermitglied des Bayerischen Triathlon-Verbandes entwickelte er sich rasant. Bald schon konnte er erste große Erfolge feiern.

2019 schaffte er dann gleich mehrere große Würfe: ein 1. Platz bei der Europameisterschaft in der Mixed Relay der Junioren und ein Deutscher Meister-Titel. Schritt für Schritt arbeitete sich der zielstrebige Sportler weiter voran. 2022 wurde er U23-Europameister. 2023 folgte sein erfolgreistes Jahr mit einem U23-Weltmeister-Titel und dem Team WM-Titel in der Mixed Relay.
Zahlreiche weitere Erfolge könnte man hier zusammenstellen. Fest steht: Simon Henseleit gehört zu den erfolgreichsten bayerischen Nachwuchs-Athleten.

Vor kurzem nahm der Wahl-Nürnberger gemeinsam mit Roland Knoll zahlreiche Trainings-Videos auf, um sie nachfolgenden Sportlern und Trainern zur Verfügung zu stellen. Ein neues Betätigungsfeld?

Männer mein KuchenessenHallo Simon,
seit Neuestem findet man dich in zahlreichen Trainingsvideos gemeinsam mit Roland Knoll, die Sportlern und Trainern methodische Impulse und sinnvolle Übungen an die Hand geben sollen. Wie kam es zu der Idee?

Roland hat sich diesen Herbst dazu entschieden, den Schritt von der Elite-Gruppe in die Nachwuchsarbeit zu gehen. Auf dieser Ebene ist es nicht ganz einfach allen jungen Sportler*innen, die über ganz Bayern verteilt sind, gerecht zu werden. Er fertigt ja bereits sehr detaillierte Trainingspläne inkl. Übungsanleitungen für Lauf- und Schwimmtechnik an, aber eine Bebilderung zum besseren Bewegungsverständnis hat ihm noch gefehlt. Da ich aktuell es mehr Zeit für solche Projekte habe, helfe ich ihm gerne dabei. 

Möchtest du auch in der Zukunft im Triathlonsport arbeiten?

Gerade ist bei mir vieles unklar und ich bin mir noch nicht sicher, wo ich einmal landen werde. Sicher ist aber, das ich immer dem Triathlonsport verbunden bleiben werde, da ich durch den Sport selbst enorm viel mitgenommen und gelernt habe. Diese Erfahrung wünsche ich allen Kindern und Jugendlichen und wenn ich einen kleinen Teil dazu beitragen kann, würde mich das ein bisschen glücklicher machen.

Sportler jubelt

Welche Wichtigkeit hatten für dich Trainer und vielleicht auch die Kader-Gemeinschaften in deiner Entwicklung als Sportler und als Mensch?

Ich habe in meiner Zeit im Sport viel lernen dürfen. Eine zentrale Rolle hat dabei sicher mein Trainer Roland gespielt. Aber auch der soziale Umgang in einer Gruppe und mit einzelnen Menschen gehört im täglichen Training dazu. Das Jugendalter kann da seine Herausforderungen mit sich bringen und ich müsste lügen, wenn ich mich im Internat mit jedem immer blendend verstanden hätte. Am Ende kommt es aber, denke ich, darauf an, was man aus den Konfliktsituationen mitnimmt und dass man die richtigen Menschen auf seinem persönlichen Weg findet.

So viel Erfahrung im Sport lässt oft die Liste an Erkenntnissen wachsen. Manchmal führt das dazu, dass man auf seine Anfängerfehler kopfschüttelnd, schmunzelnd, oder auch einigermaßen entsetzt zurückblickt. Was sind Dinge, die Du retroperspektiv anders machen würdest, oder über die Du Dich heute amüsieren kannst?

Definitiv eine schwierige Frage! Ich würde ehrlich gesagt alles wieder genauso machen, da mich alle Fehler auch immer ein Stück weiter gebracht haben. Trotzdem gebe ich immer gerne den Rat, nichts zu überstürzen, langsam und kontinuierlich aufzubauen und im Zweifel lieber mal eine Einheit etwas lockerer anzugehen oder wegzulassen. Ich war immer sehr hart zu mir und enorm ehrgeizig, aber manchmal kommt man schneller voran, wenn man an der richtigen Stelle etwas ruhiger macht und einen guten Trainer hat, dem man auch wirklich vertraut.

Vielen Dank, Simon!

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Fotos: Marcel Hilger

„Das ist mein absoluter Traumjob“, titelte einmal die Regionalzeitung und zitierte Ralf Schmiedeke, der zu dieser Zeit gerade Bundestrainer für den Nachwuchs war. Der Wahl-Ingolstädter war bis dahin schon lange als Trainer tätig und ist es auch heute noch.

Seine eigene sportliche Karriere begann im Wasserball in Ingolstadt. Wasserball und Ingolstadt – von dieser Kombination hatte bereits Roland Knoll im Interview berichtet (Link zum Beitrag über Roland Knoll). Nicht allzu überraschend, führten die Bekanntschaft und die Konkurrenz im Team dazu, dass auch Ralf Schmideke sich am Triathlon probierte – und ebenso wie Roland Knoll, dem Sport treu blieb.

1989 stieg er mit 23 Jahren auf der Mitteldistanz ein, wurde 1993 siebter bei den Deutschen Meisterschaften und entwickelte sich hin Richtung Langdistanz. Lange Jahre war er Teil der Triathlonliga Bayern. Nicht nur am aktiven Sport beteiligte sich Ralf Schmiedeke mit Leidenschaft. Der Lehrer fand auch schnell seinen Weg in das Coaching.

1996 übernahm er gemeinsam mit Ramon Gomez-Islinger die Leitung des Triathlon-Kaders im BTV. Zwölf Jahre lang engagierte er sich dort als Landestrainer. Im Dezember 2008 wurde er zum Bundestrainer Nachwuchs bei der Deutschen Triathlon-Union berufen, im Januar 2013 wechselte er in die Position des Projekttrainers Elite und U23, bevor er im Januar 2014 als Projekttrainer Nachwuchs zum Österreichischen Triathlon-Verband wechselte. Dort arbeitete er bis Oktober 2017. Doch auch danach blieb er dem Trainerdasein treu und betreut seither Spitzensportler individuell.
Darüber hinaus organisiert er den Halbmarathon in Ingolstadt.

Mann auf Rennrad

Ralf Schmiedeke als Teilnehmer beim Schliersee Triathlon

Hallo Ralf, Lehrer, Coach und Wettkampforganisator – ein ganz schönes Programm. Machst du selbst noch Sport?

Ja, ich mache noch Sport und es macht mir auch Spaß, auch wenn mir im Alltag oft die Zeit fehlt, mich so auszutoben, wie ich es gerne würde.
Das Alter hinterlässt bei mir ebenfalls Spuren, und ich kann das, was ich jetzt leiste, nicht mehr mit früher vergleichen. Allerdings bringen die längeren Regenerationspausen, die man mit zunehmendem Alter braucht, auch Vorteile, wenn der Alltag gut gefüllt ist. Trotzdem bin ich manchmal fast neidisch auf alte Freunde, wenn ich sehe, welche Leistungen sie immer noch erbringen. Der größte Leistungsabfall ist beim Laufen spürbar. Im Training funktionieren Schwimmen und Laufen zwar noch ganz gut, aber auch hier nicht so, dass ich mich wettkampffit fühlen würde.
Für eine GA1-Radausfahrt im Flachen mit den Athleten reicht es jedoch immer noch. 

Im Nachwuchsbereich begleitest du seit fast 30 Jahren Talente. Was fasziniert dich an dieser Arbeit? Konntest du im Lauf der Zeit Veränderungen feststellen?

Zwei Personen vor Schloss

Ralf Schmiedeke und Lisa Perterer vor den Olympischen Spielen in Paris

Es macht mir großen Spaß, die Entwicklung von Athleten zu beobachten und zu versuchen, diese mit meiner Erfahrung sowie meinem Wissen positiv zu beeinflussen. Während ich früher physisch viel näher an den Athleten war und durch häufige Lehrgänge und Wettkampfbetreuungen direkt Einfluss nehmen konnte, beschränkt sich meine Arbeit heute oft auf Fernkontakte, gelegentliche Trainingstage und Wettkämpfe. Das liegt auch daran, dass ich mittlerweile vor allem erwachsene Athleten betreue, die viel Eigenverantwortung mitbringen.

Generell hat sich die Trainingslehre deutlich in Richtung Wissenschaft entwickelt. Trotzdem denke ich gelegentlich: „Wer viel misst, misst oft auch viel Mist.“ Es wäre manchmal besser, sich auf den gesunden Menschenverstand zu verlassen. Glücklicherweise handhaben das alle guten Trainer, die ich kenne, genauso.

Junge Sportlerinnen und Sportler zu begleiten erfordert mehr als nur Trainersein. Gerade auf Lehrgängen und Maßnahmen kann es schonmal hoch hergehen. An welche Situationen erinnerst du dich besonders?

Das stimmt! Ich war immer der Meinung, dass man nach hartem und oft entbehrungsreichem Training auch Momente braucht, in denen man loslassen kann. Zu lange Phasen der Askese sind kontraproduktiv, weil sie oft das Gefühl erzeugen, etwas nachholen zu müssen. Wichtig ist aber das richtige Timing und die Art und Weise, wie man solche Momente gestaltet – am Ende der Saison darf es schon mal etwas lockerer und lustiger zugehen.

Was konkrete Beispiele angeht, halte ich mich an die Devise: „Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas.“ Vegas steht in diesem Fall für das Ende eines Trainingslagers oder die Feier nach einem Wettkampf. Und wenn man als Trainer das Vertrauen der Athleten genießt, hat man manchmal sogar die Möglichkeit, bei einer Feier dezent regelnd einzugreifen – und dafür zu sorgen, dass am nächsten Tag niemand ein schlechtes Gewissen haben muss.

Vielen Dank, Ralf!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: private Aufnahmen

zwei Personen stehen auf der Bühne und lächeln in die Kamera

Seit Februar 2019 ist Gerd Rucker Präsident des Bayerischen Triathlon-Verbandes. Der sechste Präsident des BTV ist allerdings schon seit 2002 in Bezirk und Verband aktiv. Zunächst war er als Landeskampfrichter, Kampfrichter-Obmann und Bezirksvorsitzender in der Oberpfalz in verschiedenen Ämtern tätig. Im Jahr 2012 wurde er zum Sprecher der Bezirke gewählt und ist seither Mitglied des Präsidiums. 2016 gab er nach der Wahl zum Vizepräsidenten das Amt des Bezirksvorsitzenden ab. Aktive Triathleten kennen den 67-jährigen daneben als Wettkampfrichter bei bayerischen, nationalen und manchmal auch internationalen Rennen.

Im Interview verrät uns der Wahl-Oberpfälzer, warum ihm die ehrenamtliche Arbeit auch nach vielen Jahren noch Spaß macht, ob er selbst schon einmal bei einem Triathlon am Start war und wo seine Begeisterung für den Sport herkommt.

Hallo Gerd,
kannst Du dich an Deine erste Begegnung mit dem Triathlonsport erinnern? Was hat dich damals fasziniert?

2000 und 2001 veranstaltete der TV Vohenstrauß den ersten „Grenzlandman“. In meiner Position als Vorsitzender des Motorradclubs wurde ich nach Kampfrichtertaxis für die Veranstaltung gefragt, der ich persönlich nachkam. Die Kampfrichterin auf meinem Motorrad war die damalige Triathlon Bezirksvorsitzende der Oberpfalz, Uli Hölzl. Fasziniert haben mich von dort an die vielseitigen Aufgaben der Kampfrichter.

Gerd Rucker

Wie kamst Du dazu, dich aktiv am Triathlon-Geschehen zu beteiligen?

2002 wurde mir vom TV Vohenstrauß eine Ausbildung zum BTV-Landeskampfrichter in Seubersdorf angeboten, an der ich dann teilnahm. Mein Ausbilder zum Kampfrichter war Fred Over, der bis dato das Kampfrichterwesen in Bayern aufbaute und prägte. Nach bestandener Prüfung folgte mein erster Einsatz beim Triathlon in Amberg. Seither folgten viele weitere Nationale und Internationale. 

Warst Du selbst einmal als Triathlet unterwegs?

Leider bin ich hier der absolute Quereinsteiger. Meine drei Disziplinen sind das Motorradfahren, das Bergwandern (auch gerne ein 3000er) und Ski Alpin.

Gerade heute ist es schwer, Ehrenamt, Beruf und Familie zu vereinen. Wie schaffst Du das seit Jahren?

Es ist sicherlich nicht einfach alles unter einen Hut zu bringen und 20 Stunden, und nicht selten mehr pro Woche, für das Ehrenamt aufzubringen. Heute, im Ruhestand, ist das etwas einfacher – manchal aber immer noch eine Herausforderung. Mein früherer Beruf als freier Handelsvertreter erlaubte es mir auch während der Woche mein Ehrenamt auszuüben. Oft passierte das auf der Fahrt zwischen Kundenterminen per Freisprecheinrichtung aus dem Auto heraus. Bei meiner Familie stoße ich seit jeher auf großes Verständnis, was das Ehrenamt anbelangt. Nicht zuletzt waren es meine Frau (C-Trainerin Triathlon) und meine beiden mittlerweile erwachsenen Kinder, die sich schon früh als Athleten für unseren Sport begeisterten oder heute noch als Trainer, Übungsleiter und Triathlet aktiv sind.

Welche Begegnung im Rahmen Deiner Arbeit im Verband war die, die dir in Erinnerung geblieben bist?

Ein einprägendes Ereignis bleibt mir besonders in Erinnerung, an dem ich maßgeblich beteiligt war: Die Wiederaufnahme des BTV am 12. Januar 2013  (nach dessen Ausschluss aus der DTU im September 2012) in den Dachverband DTU. Ich könnte viele positive Erinnerungen aufzählen, was jedoch hier den Rahmen sprengen würde.

Welche Ziele hast du verfolgt und verfolgst Du nach wie vor gemeinsam mit dem Präsidium?

Mir ist wichtig, mit möglichst vielen Menschen im Verband in Kontakt zu sein. Ich mache zum Beispiel selbst viele Besuche bei Veranstaltern, fahre gerade auch in der Vorbereitung zu neuen Wettkämpfen oder nehme viele Termine der Sportpolitik wahr. Wir, das Präsidium, haben in den letzten Jahren einige Dinge angestoßen und hoffen viele weitere Impulse geben zu können. Dazu gehören:

  • Die Entwicklung der Jugendarbeit in den Bezirken auch durch die TriPoints, sowie die finanzielle Unterstützung von Jugendveranstaltungen für den Veranstalter.
  • Die Entwicklung des Breitensports. Wir müssen interessierte Sportler an den Triathlon heranführen. Zum Beispiel mit den BTV Community-Events.
  • Die Fortführung der Lehrerfortbildung zum C-Trainer, um unseren Sport auch an den Schulen weiter voranzubringen.
  • Die Erlangung einer gewissen finanziellen Unabhängigkeit von Staatsmitteln. Auch durch den Aus- und Ausbau von Angeboten, Seminaren und Lehrgängen.
  • Die Unterstützung des Leistungssports, um in naher und ferner Zukunft weitere Erfolge mit unseren Bayerischen Athleten feiern zu können.
  • Die weitere Vereinfachung von Prozessen mittels Digitalisierung.
  • Den weiteren Ausbau von Angeboten für Para und Special Olympics Sportler.
  • Verstärken der Präsenz des Verbandes bei Bayerischen Meisterschaften.
  • Gerne bin ich als Verbandsrepräsentant bei neu geplanten Veranstaltungen zum Vorbesuch, zur Strecken- und Wettkampfstätten Besichtigung unterwegs und stehe mit Rat und Tat zur Verfügung.

Was mich motiviert, ist die Zusammenarbeit mit einem sehr engagierten Präsidiumsteam und der Geschäftsstellenleitung, die nicht nur Ideen einbringen, sondern auch umsetzen. Ich bin überzeugt dass wir so den Verband weiter nach vorne bringen.

Vielen Dank!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Foto: private Aufnahme

Verbände und Vereine leben von Menschen, die sich unermüdlich einsetzen, die sich durchsetzen, die Ruhe bewahren, wenn es einmal hoch hergeht und besonders für die da sind, die sie brauchen – junge Sportlerinnen und Sportler. Nicht selten arbeiten sie ein Leben lang für eine Sache und verfolgen ihre Visionen. Roland Knoll ist einer dieser Menschen. Er ist stets da, unterstützt Athleten in ihrer persönlichen und sportlichen Entwicklung, verhilft zu Bestleistungen und bleibt dabei meist im Hintergrund.

Dem Sport seit 40 Jahren treu

Seit 2004 prägt der Triathlet der ersten Stunde und erfolgreiche Profi-Sportler in den 1990er-Jahren die Nachwuchsarbeit im Triathlonsport mit. Roland Knoll war DTU-Nachwuchs- und U23-Bundestrainer sowie Bundestrainer Elite und engagierte sich stets auch in seiner bayerischen Heimat. In dieser Position trug er zur Entwicklung vieler junger Talente bei und bereitete Athletinnen und Athleten auf nationale und internationale Erfolge vor. Zwischen 2007 und 2013 trainierte er Jan Frodeno, coachte den überragenden Athleten, als er Olympiasieger wurde und Weltmeister mit der Mixed Relay.

Dabei ist Roland Knolls Ansatz in der Nachwuchsförderung umfassend und nachhaltig. Er legt Wert auf eine schrittweise Entwicklung junger Athleten, um Potenzial langfristig auszuschöpfen. Allgemeinsportlich und vielseitig sollte sie sein, die Ausbildung im Schüler- und Jugendalter. Sein Fokus liegt nicht nur auf der Leistung, sondern auch darauf, eine Leidenschaft für den Sport zu entwickeln und den Athleten Werte wie Disziplin, Teamarbeit und Fairness zu vermitteln.

Roland Knoll beim Kadertest 2024

Dass dieser Ansatz wirkt, zeigte die Zusammenarbeit mit seiner Tochter Anabel Knoll, die unter seiner Anleitung zur erfolgreichen Triathletin avancierte. Sie nahm an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio teil und erreichte dort in der Mixed-Staffel einen starken sechsten Platz. Lange betreute er die Elite-Gruppe im Bayerischen Triathlon-Verband. Seit Oktober 2024 ist Roland Knoll für die Sichtungsgruppe zuständig und widmet sich damit noch mehr der Förderung des Nachwuchssports.

Hallo Roland,
du bist von Beginn an im Triathlon dabei. Wie bist du selbst zum Triathlon gekommen?

Durch meinen Wasserballtrainer und einen befreundeten Schwimmer, die mir gesagt haben, ich soll Triathlon probieren. Ich bin damals mit 15-16 Jahren schon regelmäßig 2-3 Mal pro Woche vor dem Schwimmtraining gelaufen, und 3-4 geschwommen. Dazu habe ich Fußball und Wasserball gespielt. So musste ich nicht viel verändern, um Triathlon zu machen. Rad gefahren bin ich damals zwar jeden Tag, aber eben nur zur Schule und ins Training. So bin ich dann 1985 mit zwei Radausfahrten über je 40km bei meinem ersten Triathlon in Eichstätt  angetreten.
Ich kam dann auch als erster aus dem Wasser, mit einer Minute Vorsprung über 1000m. Beim Wechsel haben mich dann schon 1-2 Leute überholt, weil ich mich natürlich komplett umgezogen habe. Beim Radfahren überholten mich gefühlt Hunderte, lustigerweise hat schon damals das Windschattfahrverbot in keinster Weise funktioniert. Auf der Laufstrecke habe ich dann wiederum nur Leute überholt und bin schließlich als 49. ins Ziel gelaufen.
 

Was ist aus deiner Sicht heute der Einstiegspunkt für Nachwuchs?

Dazu muss man verschiedene Zeitpunkte ins Auge fassen. Triathlon versuchen, kann man heute auch als junger Schüler mit 6-7 Jahren. Der Sport hat dann nur noch nichts mit Triathlon als Erstsportart zu tun, und das ist auch gut so.

Bis zum Alter von 13 Jahren sollte der Fokus auf einer allgemeinsportlichen, vielseitigen Ausbildung liegen, bei der Schwimmen sicherlich einen großen Stellenwert hat, aber auch eine turnerische und leichtathletische Ausbildung stattfinden sollte, gepaart mit einer Spielsportart. Weitere Bewegungserfahrungen in (Gleit-)Sportarten wie Eislaufen, Skifahren/-laufen oder Kajak fahren bzw. Rudern sind immer gut. Auch Klettern und Geschicklichkeitssport sind super. Das Motto sollte sein: Einfach alles machen, was Spaß macht! Kinder können auch dann regelmäßig an Wettkämpfen in allen möglichen Sportarten teilnehmen und gerne einige Triathlons machen, trotzdem gilt: Man ist noch kein Triathlet im eigentlichen Sinne. Einzig die „vierte Disziplin“, das Wechseln, kann man schon von Kindesbeinen an üben und perfektionieren, einschließlich dem Auf- und Absteigen vom Rad. 

Triathlon als Erstsportart beginnt dann mit 14-16 Jahren. Hier sollte langsam eine gewisse Orientierung eigentlichen Triathlon erfolgen. Wichtig neben der angeführten allgemeinen Ausbildung, ist jetzt schon, dass man eine gewisse Ausdaueraffinität entwickelt hat, und Spaß am Training und an Wettkämpfen hat. Es funktioniert wirklich langfristig nur, wenn beide Dinge gleichermaßen vorhanden sind. Auch muss die Motivation für das regelmäßige und irgendwann zwangsläufig häufige Training von den jungen Menschen selbst kommen, intrinsisch sein. Aber auch die Liebe, sich im Wettkampf mit anderen zu messen und zu kämpfen, muss von den Jugendlichen selbst kommen, wenn sie Triathlon als Leistungssport betreiben wollen.

Mit 17-18 Jahren ist dann ein kompletter Umstieg sinnvoll. Trotzdem kann man weiterhin vielseitig bleiben und Sportarten von früher immer wieder durchführen, wenn auch in kleinerem Ausmaß. Der wirkliche Einstieg in die große Welt des Triathlons beginnt mit dem Wechsel in die U23-Klasse mit 20 Jahren – ab hier wird es interessant. Alle Fertigkeiten und Fähigkeiten müssen gelegt sein und können jetzt zu eine großen Ganzen werden. Dann wird der Sport aber auch sehr, sehr zeitintensiv wird. Drei Sportarten auf hohem Niveau zu betreiben ist am Ende ein(e) Beruf(ung) und oft schwer nebenbei zu bewältigen – darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man ganz nach oben will. Manchmal ist es auch sinnvoll einen kleinen Schritt zurückzugehen, eine Ausbildung oder ein Studium zuerst zu beenden und dann den großen Schritt in den Triathlonsport zu wagen.

In den 90er Jahren wurde, wenn es um Training und Material geht, viel probiert, getestet, behalten oder verworfen. Was hat sich aus deiner Sicht besonders in der Förderung des Nachwuchses bewährt?

Bewährt haben sich Dinge, wie fast ganzjährige Nachwuchscup-Veranstaltungen der Landesverbände, Jugendmaßnahmen des Verbandes, in denen Sport, Spaß und Soziales miteinander verbunden werden, regelmäßige Vereinsmaßnahmen und die Aus- und Weiterbildung der Trainer und Übungsleiter in allen Leistungsbereichen.
Es braucht viel Kommunikation zwischen Verband, Vereinen, Athleten, Trainern und Eltern.
Ein großer Stützpunkt in einem Landesverband hilft sicherlich auch weitere Schritte konsequenter und auch leichter voranzutreiben, hat auch das eine oder andere Mal mit Geld zu tun. Ganz wichtig ist es außerdem, ehemalige (Kader-)Athleten für die Nachwuchs- und Trainerarbeit zu gewinnen und zu motivieren!

Was möchtest du im Sport noch erreichen?

Meine Ziele sind mittlerweile klein. Das betrifft meine eigenen sportlichen Ambitionen – hier geht es eher um Gesundheitssport und Spaß an der Bewegung im Freien. Das betrifft aber auch meine Ziele als Trainer: hier sind die Ansprüche auch eher kleiner geworden. Ich wünsche mir einfach, dass die Arbeit und Energie, die man in die jungen und älteren Athleten steckt, fruchtet, dass sie ihre eigenen (hoffentlich realistischen) Ziele erreichen und man sie bestmöglich unterstützt und führt. Perfekt ist, wenn man dabei viel Freude hat, kreativ bleibt und seinen kleinen Teil zum großen Ganzen beiträgt.

Vielen Dank, Roland!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: The group movement und Guntram Rudolph    

Franz Pretzl fand bereits in den 80er Jahren zum Triathlonsport. Zunächst waren es die ersten Wiesen- und Dorftriathlons, die dem Sportbegeisterten Herausforderung boten. Bald jedoch begann die Leidenschaft ihn in die Welt zu ziehen. „Ein Pionier der Multisport-Bewegung! Alles gemacht! Alles Erlebt!“, schreibt Tom Kerner, der heute viel mit seinem ehemaligen Trainer Franz Pretzl unterwegs ist und mit ihm jetzt als Trainergespann beim TV Burglengenfeld zusammenarbeitet.