Lisa Höcker: „Triathlon reißt mit und bietet unfassbar viele Möglichkeiten“
Lisa Höcker ist in diesem Jahr Mama geworden. Trotzdem hat sie sich an den allerersten Triahtlon herangewagt – und das auch noch ziemlich spontan. Wie sie dazu kam und ob sie dabei bleibt, das haben wir sie gefragt.
Hallo Lisa,
2023 war Dein Rookie-Jahr und Du hast Dich an Deinen ersten Triathlon herangewagt. Wie kam es dazu?
Das war eine sehr spontane Entscheidung. Mein Bruder Andreas hat in den letzten Jahren seine Leidenschaft für Triathlon entdeckt und bereits an vielen verschiedenen Wettbewerben, wie Ingolstadt und Roth teilgenommen. Im letzten Jahr hat er in unserem Verein (SV Schalding-Heining e.V.) eine Triathlon-Abteilung gegründet, die zu Beginn nur aus ihm alleine bestand. Dass das Interesse an diesem Sport in unserer Gegend sehr groß ist, zeigte sich sehr schnell und die Abteilung wuchs innerhalb eines Jahres auf aktuell ca. 20 aktive Sportlerinnen und Sportler und viele tolle Supporter.
Erst schwanger und dann mit Baby war es mir leider kaum möglich die weiten Anreisen auf mich zu nehmen und als Zuschauerin bei den verschiedenen Wettkämpfen vor Ort dabei zu sein. Im Mai dieses Jahres fand dann aber zum ersten Mal der Triathlon in Pocking statt. Dort hat es mich dann nach all den Eindrücken, die ich aus der Ferne miterleben durfte, so richtig gepackt. Ich stand mit Gänsehaut und Tränen in den Augen am Zieleinlauf und bejubelte unsere Finisher. Ab dem Moment war für mich klar, irgendwann will ich auch mal an einem Triathlon teilnehmen. Dass ich mir drei Monate später diesen Wunsch bereits erfüllen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Mitte August habe ich Andreas nach dem Termin für die nächste Sprintdistanz gefragt und die Antwort kam frontal: in zwei Wochen, an meinem Geburtstag 😄 kurz darauf war ich angemeldet.
Dein Premieren-Rennen hast Du rund neun Monate nach der Geburt Deines ersten Sohnes geschafft. Als Mama hat man doch sicher ersteinmal andere Dinge zu tun und im Kopf, als sich einem neuen Sport zu widmen, oder?
Ohja, viele andere 😄 Wir leben auf einem landwirtschaftlichen Betrieb und Haus und Hof wollen gepflegt werden. Dazu kommt, dass ich sowieso jemand bin, der viel beschäftigt ist und eigentlich kaum mal stillsitzt. Mein Glück ist, dass mein Sohn Maximilian ein Sonnenschein und sehr unkompliziert ist. Wir sind ein eingespieltes Team und auch das Unterstützungssystem funktioniert wunderbar. So ist es mir möglich, mich auch anderen und auch neuen Dingen zu widmen. Ich habe immer schon gerne und viel Sport gemacht. Und wenn man ein Baby hat, sind Sporteinheiten immer eine gute Gelegenheit, um mal wieder etwas für sich selbst zu tun und den Alltag mal beiseite zu schieben.
Triathlon ist neu – bisher warst Du als Abteilungsleiterin für Ski & Snowboard im SV Schalding-Heining e.V. unterwegs. Hat der Verein zum Wechsel beigetragen?
Abteilungsleiterin der Ski & Snowboardabteilung bin ich nach wie vor. Durch die Entstehung der Sparte Triathlon hat sich das Angebot unseres Vereins nochmal erweitert. Andreas hat hier etwas richtig Tolles auf die Beine gestellt. Es gibt gemeinsame Lauftreffs, Radeinheiten auf der Rolle oder im Freien und einmal wöchentlich eine für uns reservierte Schwimmbahn im Hallen- bzw. Freibad.
Zurück zu Deinem ersten Rennen: Wie war es? Was waren die schwierigsten und was die tollsten Momente?
Es war gigantisch…bei dem Gedanken daran, kann ich es kaum erwarten, wieder an den Start zu gehen. Ich fange mal mit dem Schwierigsten an: RADFAHREN… ich bin seit ungefähr zehn Jahren nicht mehr Radgefahren und hatte auch selber kein Rad. Vier Wochen vor dem Triathlon (als es noch nicht mal Thema war, dass ich teilnehmen werde) fand mit der Skiabteilung eine Radtour statt, für die ich mir das Mountainbike meiner Freundin ausgeliehen habe. Dieses Rad sollte mich dann auch in München von Wechselzone zu Wechselzone bringen. Es war für mich – wie zu erwarten war – die härteste Disziplin. Fürs erste Mal war es schon ausreichend, aber ein Rennrad nach dem anderen vorbeifahren zu sehen hat mich zwischenzeitlich auf den 20 Kilometern sehr deprimiert. Da für mich aber an oberster Stelle stand ins Ziel zu kommen, bin ich einfach mein eigenes Rennen gefahren und konnte es dann auch auf dem Rad genießen. Am wenigsten Sorgen machte ich mir im Vorfeld übers Laufen. Doch da hatte ich nicht im Kopf, dass ich vorher schon 20km auf dem Rad war… es ging also recht langsam los. Nach einem Kilometer lösten sich aber alle Blockaden und es war ein richtig tolles Gefühl sicher sein zu können, dass ich es ins Ziel schaffen werde.
Für mich der tollste Moment war vor dem Start. Die Vorfreude darauf, endlich loszulegen, war gigantisch. Diesen Moment konnte ich glücklicherweise mit drei meiner Teamkolleginnen teilen, so war es natürlich gleich noch viel schöner. Als es dann losging, war ich sofort mittendrin und habe beim Schwimmen schon gemerkt, dass ich gut mithalten kann. Es hat so viel Spaß gemacht. Als krönender Abschluss kam dann der Zieleinlauf. Ich war glücklich und stolz es geschafft zu haben.
Was denkt man sich als Quereinsteiger von den Triathleten? Wo liegen Unterschiede und wo Gemeinsamkeiten zum Wintersport?
Ich weiß gar nicht, ob ich das so öffentlich sagen darf, aber wenn ich an unser Team denke, dann sind das für mich lauter Verrückte 😄. Natürlich im positiven Sinn. Der Zusammenhalt ist gigantisch und beflügelt. Man kann gar nicht anders, als mitzuziehen, weil es einfach unfassbar viel Spaß macht. Das fängt bei gemeinsamen Trainingseinheiten an und geht bis zu einer schlaflosen Nacht, um unsere Ella beim Ironman auf Hawaii anzufeuern. Ich möchte das alles nicht mehr missen und gehöre nun wohl auch zu den Verrückten 😉.
Ich stehe seit meinem dritten Lebensjahr auf Skiern. Der Spruch „Bretter, die die Welt bedeuten“ trifft es sehr gut. Es ist eine Leidenschaft, bei der ich abschalten und einfach genießen kann. Mein erster Triathlon hat ein ähnliches Gefühl hervorgerufen. Der große Unterschied liegt darin, dass beim Skifahren keine Zeit mitläuft, da ich hier nicht im Rennsport aktiv bin. Beim Triathlon befindet man sich doch in einem Wettkampf und es geht am Ende immer darum, über die Ziellinie zu laufen. Gemeinsam haben beide Sportarten auf jeden Fall die Herausforderung und man hat immer die Möglichkeit über sich hinauszuwachsen.
Wirst Du beim Triathlon bleiben und was sind vielleicht neue Ziele?
Auf jeden Fall werde ich beim Triathlon bleiben. Ich fange mal mit kleinen Zielen an: regelmäßiges Training und bei ein paar Veranstaltungen mit an den Start gehen, dann aber auf jeden Fall mit Rennrad. Ein größeres und für mich momentan realistisches Ziel ist die Teilnahme an einer Mitteldistanz… wobei eine Langdistanz natürlich auch sehr reizvoll wäre 😉 Das ist gerade das Schöne an Triathlon: es reißt mit und bietet unfassbar viele Möglichkeiten. Der innere Schweinehund hat hier keine Chance.
Vielen Dank für das Interview!
Mehr “erste Male” gibt es in der Übersicht unseres Adventskalenders.
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Foto: privat