Ralf Schmiedeke: Traumjob Trainer

„Das ist mein absoluter Traumjob“, titelte einmal die Regionalzeitung und zitierte Ralf Schmiedeke, der zu dieser Zeit gerade Bundestrainer für den Nachwuchs war. Der Wahl-Ingolstädter war bis dahin schon lange als Trainer tätig und ist es auch heute noch.

Seine eigene sportliche Karriere begann im Wasserball in Ingolstadt. Wasserball und Ingolstadt – von dieser Kombination hatte bereits Roland Knoll im Interview berichtet (Link zum Beitrag über Roland Knoll). Nicht allzu überraschend, führten die Bekanntschaft und die Konkurrenz im Team dazu, dass auch Ralf Schmideke sich am Triathlon probierte – und ebenso wie Roland Knoll, dem Sport treu blieb.

1989 stieg er mit 23 Jahren auf der Mitteldistanz ein, wurde 1993 siebter bei den Deutschen Meisterschaften und entwickelte sich hin Richtung Langdistanz. Lange Jahre war er Teil der Triathlonliga Bayern. Nicht nur am aktiven Sport beteiligte sich Ralf Schmiedeke mit Leidenschaft. Der Lehrer fand auch schnell seinen Weg in das Coaching.

1996 übernahm er gemeinsam mit Ramon Gomez-Islinger die Leitung des Triathlon-Kaders im BTV. Zwölf Jahre lang engagierte er sich dort als Landestrainer. Im Dezember 2008 wurde er zum Bundestrainer Nachwuchs bei der Deutschen Triathlon-Union berufen, im Januar 2013 wechselte er in die Position des Projekttrainers Elite und U23, bevor er im Januar 2014 als Projekttrainer Nachwuchs zum Österreichischen Triathlon-Verband wechselte. Dort arbeitete er bis Oktober 2017. Doch auch danach blieb er dem Trainerdasein treu und betreut seither Spitzensportler individuell.
Darüber hinaus organisiert er den Halbmarathon in Ingolstadt.

Mann auf Rennrad

Ralf Schmiedeke als Teilnehmer beim Schliersee Triathlon

Hallo Ralf, Lehrer, Coach und Wettkampforganisator – ein ganz schönes Programm. Machst du selbst noch Sport?

Ja, ich mache noch Sport und es macht mir auch Spaß, auch wenn mir im Alltag oft die Zeit fehlt, mich so auszutoben, wie ich es gerne würde.
Das Alter hinterlässt bei mir ebenfalls Spuren, und ich kann das, was ich jetzt leiste, nicht mehr mit früher vergleichen. Allerdings bringen die längeren Regenerationspausen, die man mit zunehmendem Alter braucht, auch Vorteile, wenn der Alltag gut gefüllt ist. Trotzdem bin ich manchmal fast neidisch auf alte Freunde, wenn ich sehe, welche Leistungen sie immer noch erbringen. Der größte Leistungsabfall ist beim Laufen spürbar. Im Training funktionieren Schwimmen und Laufen zwar noch ganz gut, aber auch hier nicht so, dass ich mich wettkampffit fühlen würde.
Für eine GA1-Radausfahrt im Flachen mit den Athleten reicht es jedoch immer noch. 

Im Nachwuchsbereich begleitest du seit fast 30 Jahren Talente. Was fasziniert dich an dieser Arbeit? Konntest du im Lauf der Zeit Veränderungen feststellen?

Zwei Personen vor Schloss

Ralf Schmiedeke und Lisa Perterer vor den Olympischen Spielen in Paris

Es macht mir großen Spaß, die Entwicklung von Athleten zu beobachten und zu versuchen, diese mit meiner Erfahrung sowie meinem Wissen positiv zu beeinflussen. Während ich früher physisch viel näher an den Athleten war und durch häufige Lehrgänge und Wettkampfbetreuungen direkt Einfluss nehmen konnte, beschränkt sich meine Arbeit heute oft auf Fernkontakte, gelegentliche Trainingstage und Wettkämpfe. Das liegt auch daran, dass ich mittlerweile vor allem erwachsene Athleten betreue, die viel Eigenverantwortung mitbringen.

Generell hat sich die Trainingslehre deutlich in Richtung Wissenschaft entwickelt. Trotzdem denke ich gelegentlich: „Wer viel misst, misst oft auch viel Mist.“ Es wäre manchmal besser, sich auf den gesunden Menschenverstand zu verlassen. Glücklicherweise handhaben das alle guten Trainer, die ich kenne, genauso.

Junge Sportlerinnen und Sportler zu begleiten erfordert mehr als nur Trainersein. Gerade auf Lehrgängen und Maßnahmen kann es schonmal hoch hergehen. An welche Situationen erinnerst du dich besonders?

Das stimmt! Ich war immer der Meinung, dass man nach hartem und oft entbehrungsreichem Training auch Momente braucht, in denen man loslassen kann. Zu lange Phasen der Askese sind kontraproduktiv, weil sie oft das Gefühl erzeugen, etwas nachholen zu müssen. Wichtig ist aber das richtige Timing und die Art und Weise, wie man solche Momente gestaltet – am Ende der Saison darf es schon mal etwas lockerer und lustiger zugehen.

Was konkrete Beispiele angeht, halte ich mich an die Devise: „Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas.“ Vegas steht in diesem Fall für das Ende eines Trainingslagers oder die Feier nach einem Wettkampf. Und wenn man als Trainer das Vertrauen der Athleten genießt, hat man manchmal sogar die Möglichkeit, bei einer Feier dezent regelnd einzugreifen – und dafür zu sorgen, dass am nächsten Tag niemand ein schlechtes Gewissen haben muss.

Vielen Dank, Ralf!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: private Aufnahmen