Verbände und Vereine leben von Menschen, die sich unermüdlich einsetzen, die sich durchsetzen, die Ruhe bewahren, wenn es einmal hoch hergeht und besonders für die da sind, die sie brauchen – junge Sportlerinnen und Sportler. Nicht selten arbeiten sie ein Leben lang für eine Sache und verfolgen ihre Visionen. Roland Knoll ist einer dieser Menschen. Er ist stets da, unterstützt Athleten in ihrer persönlichen und sportlichen Entwicklung, verhilft zu Bestleistungen und bleibt dabei meist im Hintergrund.
Dem Sport seit 40 Jahren treu
Seit 2004 prägt der Triathlet der ersten Stunde und erfolgreiche Profi-Sportler in den 1990er-Jahren die Nachwuchsarbeit im Triathlonsport mit. Roland Knoll war DTU-Nachwuchs- und U23-Bundestrainer sowie Bundestrainer Elite und engagierte sich stets auch in seiner bayerischen Heimat. In dieser Position trug er zur Entwicklung vieler junger Talente bei und bereitete Athletinnen und Athleten auf nationale und internationale Erfolge vor. Zwischen 2007 und 2013 trainierte er Jan Frodeno, coachte den überragenden Athleten, als er Olympiasieger wurde und Weltmeister mit der Mixed Relay.
Dabei ist Roland Knolls Ansatz in der Nachwuchsförderung umfassend und nachhaltig. Er legt Wert auf eine schrittweise Entwicklung junger Athleten, um Potenzial langfristig auszuschöpfen. Allgemeinsportlich und vielseitig sollte sie sein, die Ausbildung im Schüler- und Jugendalter. Sein Fokus liegt nicht nur auf der Leistung, sondern auch darauf, eine Leidenschaft für den Sport zu entwickeln und den Athleten Werte wie Disziplin, Teamarbeit und Fairness zu vermitteln.
Dass dieser Ansatz wirkt, zeigte die Zusammenarbeit mit seiner Tochter Anabel Knoll, die unter seiner Anleitung zur erfolgreichen Triathletin avancierte. Sie nahm an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio teil und erreichte dort in der Mixed-Staffel einen starken sechsten Platz. Lange betreute er die Elite-Gruppe im Bayerischen Triathlon-Verband. Seit Oktober 2024 ist Roland Knoll für die Sichtungsgruppe zuständig und widmet sich damit noch mehr der Förderung des Nachwuchssports.
Hallo Roland,
du bist von Beginn an im Triathlon dabei. Wie bist du selbst zum Triathlon gekommen?
Was ist aus deiner Sicht heute der Einstiegspunkt für Nachwuchs?
Dazu muss man verschiedene Zeitpunkte ins Auge fassen. Triathlon versuchen, kann man heute auch als junger Schüler mit 6-7 Jahren. Der Sport hat dann nur noch nichts mit Triathlon als Erstsportart zu tun, und das ist auch gut so.
Bis zum Alter von 13 Jahren sollte der Fokus auf einer allgemeinsportlichen, vielseitigen Ausbildung liegen, bei der Schwimmen sicherlich einen großen Stellenwert hat, aber auch eine turnerische und leichtathletische Ausbildung stattfinden sollte, gepaart mit einer Spielsportart. Weitere Bewegungserfahrungen in (Gleit-)Sportarten wie Eislaufen, Skifahren/-laufen oder Kajak fahren bzw. Rudern sind immer gut. Auch Klettern und Geschicklichkeitssport sind super. Das Motto sollte sein: Einfach alles machen, was Spaß macht! Kinder können auch dann regelmäßig an Wettkämpfen in allen möglichen Sportarten teilnehmen und gerne einige Triathlons machen, trotzdem gilt: Man ist noch kein Triathlet im eigentlichen Sinne. Einzig die „vierte Disziplin“, das Wechseln, kann man schon von Kindesbeinen an üben und perfektionieren, einschließlich dem Auf- und Absteigen vom Rad.
Triathlon als Erstsportart beginnt dann mit 14-16 Jahren. Hier sollte langsam eine gewisse Orientierung eigentlichen Triathlon erfolgen. Wichtig neben der angeführten allgemeinen Ausbildung, ist jetzt schon, dass man eine gewisse Ausdaueraffinität entwickelt hat, und Spaß am Training und an Wettkämpfen hat. Es funktioniert wirklich langfristig nur, wenn beide Dinge gleichermaßen vorhanden sind. Auch muss die Motivation für das regelmäßige und irgendwann zwangsläufig häufige Training von den jungen Menschen selbst kommen, intrinsisch sein. Aber auch die Liebe, sich im Wettkampf mit anderen zu messen und zu kämpfen, muss von den Jugendlichen selbst kommen, wenn sie Triathlon als Leistungssport betreiben wollen.
Mit 17-18 Jahren ist dann ein kompletter Umstieg sinnvoll. Trotzdem kann man weiterhin vielseitig bleiben und Sportarten von früher immer wieder durchführen, wenn auch in kleinerem Ausmaß. Der wirkliche Einstieg in die große Welt des Triathlons beginnt mit dem Wechsel in die U23-Klasse mit 20 Jahren – ab hier wird es interessant. Alle Fertigkeiten und Fähigkeiten müssen gelegt sein und können jetzt zu eine großen Ganzen werden. Dann wird der Sport aber auch sehr, sehr zeitintensiv wird. Drei Sportarten auf hohem Niveau zu betreiben ist am Ende ein(e) Beruf(ung) und oft schwer nebenbei zu bewältigen – darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man ganz nach oben will. Manchmal ist es auch sinnvoll einen kleinen Schritt zurückzugehen, eine Ausbildung oder ein Studium zuerst zu beenden und dann den großen Schritt in den Triathlonsport zu wagen.
In den 90er Jahren wurde, wenn es um Training und Material geht, viel probiert, getestet, behalten oder verworfen. Was hat sich aus deiner Sicht besonders in der Förderung des Nachwuchses bewährt?
Bewährt haben sich Dinge, wie fast ganzjährige Nachwuchscup-Veranstaltungen der Landesverbände, Jugendmaßnahmen des Verbandes, in denen Sport, Spaß und Soziales miteinander verbunden werden, regelmäßige Vereinsmaßnahmen und die Aus- und Weiterbildung der Trainer und Übungsleiter in allen Leistungsbereichen.
Es braucht viel Kommunikation zwischen Verband, Vereinen, Athleten, Trainern und Eltern.
Ein großer Stützpunkt in einem Landesverband hilft sicherlich auch weitere Schritte konsequenter und auch leichter voranzutreiben, hat auch das eine oder andere Mal mit Geld zu tun. Ganz wichtig ist es außerdem, ehemalige (Kader-)Athleten für die Nachwuchs- und Trainerarbeit zu gewinnen und zu motivieren!
Was möchtest du im Sport noch erreichen?
Vielen Dank, Roland!
Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.
Fotos: The group movement und Guntram Rudolph