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Seit Herbst 2024 gibt es im Bayerischen Triathlon-Verband einen Kader für Para Triathletinnen und Triathleten. In den vergangenen Jahrenverzeichnete der Para Bereich immer mehr Zulauf, sodass der BTV in diesem Jahr nun Mitglied im Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband (BVS) Bayern wurde. Am 30. November fand der erste gemeinsame Trainingstag der Para Athleten gemeinsam mit der neuen Para Landestrainerin Julia Fankel statt.
Gruppe Athleten mit Handicap

Von links nach rechts :
Elena (Guide), Tim Wolf (Guide), Michelle Wagner, Julian Winter, Sarah Steinke und Valentin Hanzer

Bei herrlichem Sonnenschein lernten sich Aktive und Trainer bei einer lockeren Laufeinheit kennen. Anschließen ging es in die Turnhalle, wo ein Athletiktraining absolviert wurde. Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es in die Schwimmhalle. Auf der 50m Bahn des Langwasserbades bot Trainerin Julia Fankel eine 90-minütige Schwimmeinheit.

„Wir haben sie Spitzen-Bedingungen in Nürnberg sehr genossen“, freute sich die Landestrainerin. „Es war ein wirklich gelungener erster kleiner Lehrgang und wir alle schauen positiv auf 2025 und hoffen, dass wir dann mehrere Lehrgänge durchführen können.“

Fotos: Michael Lapp

Der Bayerische Triathlon-Verband e.V. setzt sich aktiv für die Förderung von Para Triathlon ein – sowohl im Breitensport als auch im Leistungssport. Für Einsteigerinnen und Einsteiger organisiert der BTV zum Beispiel Schnupper- und Inklusionstage sowie offene Trainingsmaßnahmen. Diese Angebote schaffen einen barrierefreien Zugang zum Triathlonsport und ermöglichen Menschen mit Behinderung, die Vielfalt des Sports in einem sicheren und unterstützenden Umfeld zu erleben. Auch im Spitzensport engagiert sich der BTV. Mit dem Landeskader Para bietet der Verband talentierten Athletinnen und Athleten gezielte Fördermöglichkeiten und professionelle Unterstützung, um ihre sportlichen Ziele zu erreichen und den Para Triathlon in Bayern auf höchstem Niveau zu entwickeln. Egal, ob ambitioniert oder neugierig – der BTV lädt alle ein, Teil der inklusiven Triathlon-Community zu werden!

Als Ansprechpartnerin steht seit Oktober Landestrainerin Julia Fankel zur Verfügung. Sie ist in 40 Jahren Triathlon die erste Landestrainerin im Para-Bereich. Wie es dazu kam, haben wir sie gefragt. Julia Fankel war selbst als Schwimmerin aktiv und hat es in Rheinland-Pfalz zu Landesmeisterschaftstiteln geschafft und an Deutschen Jahrgangsmeisterschaften teilgenommen. Sie ist jetzt immer noch in ihrer Freizeit täglich sportlich aktiv. „Sport und Bewegung ist für mich unverzichtbar“, sagt sie. „Ich gehe Schwimmen, Laufen und Radfahren, alleine oder mit der Familie.“

Portrait einer FrauWie kamst du dazu, Trainerin zu sein, und dich im Bereich Para zu engagieren?

Meine Jugendtrainerin brachte mich auf die Idee und half mir dabei im Bereich Para Schwimmen unterzukommen.

Was sind besondere Erfahrungen, die du im Trainer-Job gemacht hast? Wie beeinflussen sie dich heute?

Zu vielen Sportlern pflege ich noch heute Kontakt und besonders freut es mich, dass ich es geschafft habe, ihnen mit auf den Weg zu geben, dass Sport ein wichtiger Bestandteil im Leben ist. Mit vielen Athleten, die inzwischen erwachsen sind, treffe ich mich heute noch zum gemeinsamen Sport. Sie beeinflussen mich nach wie vor insofern, als es mein Ziel ist, ihnen etwas für das weitere Leben mitzugeben. Mir macht es einfach Spaß die Entwicklung von Menschen zu erleben, sportlich aber auch menschlich.

Was sind deine Ziele als Landestrainerin Para Triathlon?

Ich möchte Nachwuchs finden, ein gemeinsames Team formen, das als Team zusammenhält, individuelle Ziele mit einzelnen Triathleten erreichen (national und  international), regelmäßige Lehrgänge und Trainingslager veranstalten, mit den Para Sportlern gemeinsam Kinder suchen und Veranstaltungen ins Leben rufen, die eingeschränkte Kinder für den Sport begeistern. Daneben liegen mir die Gründung eines Stützpunktes und inklusives Arbeiten mit den olympischen Sportlern am Herzen. Die Liste ist lang, Ideen gibt es viele, kleine und große. Wichtig ist mir auch die Beteiligung der Sportler an der Umsetzung. So will ich mich mit ihnen zusammensetzen, um mit ihnen zu besprechen, was sie sich wünschen und vorstellen.

Was würdest du Sport-Bayern wünschen, wen es um Inklusion geht?

Flexible, offene Vereine, die bereit sind, Kinder mit Handicap sofort aufzunehmen und versuchen, sie in den Trainingsbetrieb zu integrieren. Leider ist das nicht immer der Fall. Ich freue mich auf den Weg, der ansteht, und hoffe, dass wir in Zukunft ein Vorbild für andere Bundesländer sein können und Triathlon als junge Sportart auch für Kinder attraktiv gestalten können.

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: private Aufnahmen

Im portugiesischen Alhandra trat Valentin Hanzer am vergangenen Wochenende zu seinem ersten Para Weltcup an. Dem jungen Münchener gelang die Sensation: Auf Anhieb gewann er die Startklasse PTS3. Ebenfalls am Start war Julian Winter. Er und sein Guide Tim Wolf erreichten in der Klasse PTVI Rang sieben. Sarah Steinke finishte zunächst auf dem dritten Platz in der Klasse PTS5. Aufgrund der Unklarheiten bezüglich der gerade eben erst vorgenommenen Klassifizierung wurde ihr Ergebnis im Nachgang jedoch leider annuliert.

Wir haben uns mit Newcomer Valentin Hanzer unterhalten.

Hallo Valentin, am Wochenende warst du bei deinem ersten internationalen Rennen, dem Para Weltcup in Alhandra, am Start. Den hast du nicht nur hervorragend gemeistert, sondern sogar gleich den Sieg geholt! Wie war das Rennen für dich?

Es war sehr aufregend und natürlich sind auch gleich ein paar Sachen schiefgegangen: Ich bin aufgrund der starken Strömung 100m zu viel geschwommen und auf der ersten Radrunde habe ich meine Flasche verloren. Am Ende habe ich trotzdem als erster die Ziellinie erreicht. Das war wirklich ein unbeschreibliches Gefühl. Bisher habe ich vor allem an Amateurrennen teilgenommen und einen Triathlon zu gewinnen erschien mir immer so unerreichbar. 

Para Triathlet
Valentin Hanzer im Ziel

Du wurdest erst direkt vor dem Rennen in die Klasse PTS3 klassifiziert. Was bedeutet diese Klasse und welche Konsequenzen hat diese Klassifizierung für dich?

Das Ergebnis der Klassifizierung hat mich sehr erleichtert. Ich wurde auch auf nationaler Ebene als PTS3 klassifiziert insofern freue ich mich, dass beide Klassifizierungen übereinstimmen. Für mich bedeutet das auch, dass ich hoffentlich auch in Zukunft gute Ergebnisse einfahren kann.

Wie lange machst du schon Triathlon?

Wie schon erwähnt, habe ich in der Vergangenheit v.a. an Amateurrennen teilgenommen – in unregelmäßigen Abständen. Mein erster Triathlon war der Triathlon de Portocolom, den ich 2021 auf Mallorca absolviert habe. So richtig angefangen habe ich aber erst dieses Jahr. Davor hatte ich weder einen Trainer oder Trainingsplan noch Wattmesser und Fahrradcomputer oder Laufprothesen. Dieses Jahr im August hatte dann ich dann auch mein Debüt als Para Triathlet beim Triathlon Nürnberg. 

Was sind deine Ziele? 

Ziel ist es, mich für die Paralympischen Spiele 2028 in LA zu qualifizieren.

Vielen Dank für das Interview!

Zu den Ergebnissen geht es hier (Link).

Fotos: private Aufnahmen

Die Erfolgsgeschichte des MainCityRun und MainCityTriathlon wird weitergeschrieben.
Zum vierten Mal werden der MainCityRun und der MainCityTriathlon als Doppelveranstaltung von der Abteilung Laufen-Triathlon der TG 48 Schweinfurt organisiert. Am Samstag, den 31. Mai und am Sonntag, den 1. Juni 2025 wird wieder ein großes Sportfest auf dem Erholungsgelände am Schweinfurter Baggersee stattfinden.

Den ehrenamtlich agierenden Organisatoren um Abteilungsleiter David Kiesel war es immer ein Anliegen, eine Veranstaltung für alle zu ermöglichen, die gemeinsam Sport treiben möchten: leistungsorientierte Athletinnen und Athleten, Menschen mit Einschränkungen, Hobbysportler, Schülerinnen, Teams von Firmen. Das in den vergangenen Jahren gezeigte Engagement, u.a. die Ausrichtung der Bayerischen Meisterschaft im Para Triathlon, fand große Anerkennung: Die Deutsche Triathlon Union hat am 1. Oktober 2024 bekanntgegeben, dass die Deutschen Meisterschaften im Para Triathlon über die Sprintdistanz beim MainCityTriathlon in Schweinfurt ausgetragen werden. Die gute Umsetzung von sicheren und barrierefreien Strecken sowie einer für den Verkehr gesperrten Radstrecke hat die Verantwortlichen überzeugt. Möglich ist das auch dank der guten Zusammenarbeit mit den Behörden, u. a. Stadtverwaltung und Landratsamt Schweinfurt, verschiedene Gemeinden und dem staatlichen Bauamt.

Das Niveau halten und verbessern

Die Sprintdistanz beinhaltet 500 m Schwimmen im Baggersee, 20 km Radfahren und 5 km Laufen. Es wird auch die Olympische Distanz mit 1500 m Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen angeboten. Beim MainCityRun führen die kürzeren Laufstrecken am Baggersee entlang und die längeren auch durch das angrenzende Schwebheimer Wäldchen. Es wird den Firmenlauf über 5 km, die Schülerläufe über 1 und 3 km, sowie Läufe über 10 und 21 Kilometer geben.

Die Teilnehmerzahlen bei den Läufen und beim Triathlon stiegen in den vergangenen Jahren kontinuierlich an und kamen in diesem Jahr an eine Grenze, die es nicht zu überschreiten gilt, um die Qualität der Veranstaltung zu wahren. Insgesamt kamen ca. 3.000 Sportlerinnen und Sportler und zahlreiche Zuschauer. Das Orga-Team der TG 48 Schweinfurt, das in der vergangenen Woche mit den Vorbereitungen begonnen hat, plant Verbesserungen im Ablauf und an Engstellen, dennoch wird ein Teilnehmerlimit nötig sein. 

Natürlich braucht es nicht nur das etwa knapp 20 Personen umfassende Orga-Team, das sich um die Ausschreibungen, die Streckenplanung, die Geländegestaltung und die Abstimmung mit allen Beteiligten kümmert, sondern auch die Mithilfe von Behörden, ehrenamtlichen Helfern aus dem eigenen Verein, von BRK, Wasserwacht, THW und Feuerwehr und nicht zuletzt von den Sponsoren. Deshalb gilt der Dank schon jetzt allen Unterstützern, die diese große Sportveranstaltung in Schweinfurt ermöglichen.

Die Anmeldung zu den Wettkämpfen ist ab 1. Dezember 2024 online über www.laufen-triathlon.de möglich.

Foto: Michael Pfister



Anja Renner krönte ihr starkes Jahr bei den Para Triathlon Europameisterschaften im französischen Vichy mit einer Bronze Medaille. Nach dem dritten Platz bei den Paralympischen Spielen in Paris mussten sie und ihr Guide Maria Paulig sich nur Susana Rodriguez (ESP) und Annouck Curzillat (FRA) geschlagen geben. Erfreulich sind auch die Ergebnisse der EM-Debütanten Julian Winter und Sarah Steinke.

Rennen und Vorbereitung verliefen nicht optimal

Der dritte EM Rang von Renner und Paulig war hart erarbeitet. Denn besonders im Vorfeld des Rennens standen die Zeichen alles andere als gut. Nach den Paralympischen Spielen musste sich Anja Renner ersteinmal von einer Corona Infektion erholen. Gerade so die Kurve gekriegt, war die Vorbereitung vor Ort ebenfalls holprig: Beim Tandem musste ein Defekt behoben werden, bei einem Trainingslauf stürzte Renner und zog sich eine Verletzung am Knie zu. Am Ende hätte sich die Bayerin mit ihrer Partnerin mehr gewunschen, aber „es war einfach nicht mehr drin“.

Zwei Sportler mit Tandem
Julian Winter und Tim Wolf

Winter „sehr zufrieden mit dem Ergebnis“

Sarah Steinke wurde bei ihrer EM-Premiere in der Klasse PTS5 Sechste in 1:14:38. Julian Winter, der wie Steinke erstmals bei einer EM dabei war, belegte mit Guide Tim Wolf in der Klasse PTVI Rang neun (1:04:04). Der Nürnberger war mit diesem Resultat durchaus zufrieden: „Ich denke, ich habe meine Leistung in allen drei Disziplinen ganz gut abgerufen. Auch, wenn keine Disziplin überragend war. Beim Schwimmen war es am Anfang eine ziemliche Keulerei. Ein Team hat mehrmals an meiner Schulter und, ich denke, mit Absicht am Schwimmband gezogen.
Beim Wechsel vom Schwimmen auf das Rad haben wir das Schwimmband verloren und mussten kurz zurück, was uns den Anschluss auf die Italiener, die Serben und die zweiten Briten kostete. Beim Laufen konnte ich am Ende nochmal zulegen und wir konnten noch einen Platz gutmachen. Unser Fazit: Beim Schwimmen und Radfahren sind wir schon gut dabei und beim Laufen haben wir noch Potenzial.“

Fotos: private Aufnahmen

Der Bayerische Triathlon-Verband e.V. (BTV) ist mit über 12.000 Mitgliedern in 380 aktiven Vereinen und sieben Sportbezirken der mitgliederstärkste Landesverband in der Deutschen Triathlon Union.

Zu den Aufgaben des Ressorts Sportentwicklung gehört es auch, Sport für Menschen mit Behinderungen anzubieten und zu fördern. Zu den satzungsgemäßen Aufgaben des Bereichs Leistungssport gehört dabei u. a. die Förderung des Leistungssports. Eine zentrale Rolle nimmt die Sichtung und Gewinnung neuer Kadersportler*innen ein.

Die Bereiche Sportentwicklung und Leistungssport suchen ab sofort eine  

Honorarkraft im Bereich Para Triathlon

Der Arbeitsumfang beträgt zunächst durchschnittlich 3 bis 5 Stunden pro Woche.

Deine Aufgaben:

  • Talentscouting im Para Sport
  • Durchführung von Maßnahmen zur Talentsichtung (z.B. Schnuppertage)
  • Zuführung potenzieller Kadersportler*innen an Stützpunkte/in o. Trainingsgruppen
  • Begleitung zu Wettkämpfen (z.B. Deutsche Meisterschaft, Bayerische Meisterschaft)
  • Netzwerkaufbau und -ausbau mit zielgruppenrelevanten Partnern, u.a.:
    • organisierter Sport (Dachverbände, BVS, etc.)
    • Schule und Schulverwaltung
    • Hilfsmittelversorgung
    • Selbsthilfegruppen und Interessenverbände
    • Universitäten und Hochschulen
    • Rehabilitationszentren und Kliniken
  • Durchführung von (Online-)Beratungen zum Para Sport
  • Unterstützung der aufgabenbezogenen Öffentlichkeitsarbeit

Unsere Anforderungen an dich:

  • Trainer*innen-/Übungsleiter*innenlizenz von Vorteil
  • Erfahrungen im Umgang mit Menschen/Sportler*innen mit Behinderungen von Vorteil
  • Interesse an Mitarbeit der Entwicklung neuer Konzepte und Strukturen
  • Bereitschaft & Befähigung zur selbständigen Arbeit
  • hohe Motivation, Flexibilität und Teamfähigkeit
  • Offenheit und Loyalität sowie ein hohes Maß an Kommunikationsbereitschaft
  • Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeiten (z.B. Wochenende/Feiertage)
  • sichere Kenntnisse im Umgang mit PC
  • Führerschein Klasse B

Wir bieten Dir eine abwechslungsreiche Tätigkeit mit Gestaltungsmöglichkeiten in einem dynamischen, engagierten Team. Die Vergütung der Tätigkeiten richtet sich nach der Honorarordnung des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes Bayern e.V.

Eine flexible Einteilung der Arbeit im Homeoffice ist möglich.


Haben wir Dein Interesse geweckt? Dann freuen wir uns auf Deine vollständigen Bewerbungsunterlagen (Anschreiben, Lebenslauf, Anhänge) ausschließlich per E-Mail an

Bayerischer Triathlon-Verband e.V.
Frau Theresa Baumgärtel
E-Mail: geschaeftsstelle@triathlonbayern.de

Telefon: 0911/810313-24

Die Stellenausschreibung als PDF (Link).

Die Honorarordung des BVS (Link).

Foto: Nadine Rucktäschel

2018 hatte Sarah Steinke einen Sportunfall. Es folgten mehrere Operationen und doch sagten ihr vier Ärzte, dass sie nie wieder würde laufen können. Im Juli stand die Nürnbergerin das erste Mal auf dem Podium eines Para Triathlon Weltcups. Im ungarischen Tata lief sie zum Abschluss über die paralympische Distanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) immerhin unter 27 Minuten. Ihr nächstes Ziel: Die offizielle Para Klassifizierung und weitere internationale Starts. Dafür braucht sie Unterstützung.

Frau mit Medaille

Zurück nach 2018: Aufgeben wollte Sarah Steinke nach der niederschmetternden Diagnose nicht. Sie suchte ich eine weitere Ärztin, die sie ein letztes Mal operierte und in der Genesung begleitete. Statt vollkommener Gehunfähigkeit hat sie heute noch Einschränkungen im linken Sprunggelenk. Es fehlen der volle Bewegungsradius, Kraft, und auch die motorische Ansteuerung ist nicht exakt möglich.

„Zum Triathlon kam ich dann eher aus Trotz gegenüber den Ärzten“, grinst Sarah Steinke heute. „Meine beste Freundin und Sporttherapeutin motivierte mich, wieder zu laufen. Wegen ihrem Zuspruch habe ich mich für eine olympische Distanz gemeldet.“ Die 33-Jährige kämpfte sich durch: „Es war wirklich hart am Ende zu laufen, aber es hat geklappt! Im Ziel war ich sehr motiviert, schneller und besser zu werden!“ 

Neu im Triathlon trotz Einschränkung

Noch erstaunlicher ist diese Leistung, wenn man weiß, dass die Betriebsleiterin des 1. FCN Clubbades in Nürnberg vor dem Unfall nur geschwommen ist und Eishockey gespielt hat. Einen Triathlon hatte sie noch nicht absolviert.

Laufen ist für sie auch heute oft mit Schmerzen verbunden. Auch beim Radfahren macht sich die Einschränkung bemerkbar, da sie nur auf der unverletzten Seite ausklicken kann. Und doch hat sie nun Feuer gefangen: „Meine nächsten Ziele sind in der Weltrangliste weiter nach vorne zu kommen und vielleicht sogar den Sprung in die Para-Nationalmannschaft zu schaffen. 

Der nächste Schritt ist deshalb die offizielle Klassifizierung von World Triathlon, die nach ärztlicher Untersuchung über ihre Einschränkungsklasse entscheidet. Diese findet allerdings nur zu wenigen Gelegenheiten im Jahr bei internationalen Rennen statt. Die Kosten für Anreise und Unterbringung zahlen Athleten häufig selbst. Und obwohl der Bayerische Triathlon-Verband die Ambitionen unterstützt, fehlt noch etwas Budget. „Deshalb hoffe ich, dass ich durch ein Crowdfunding noch etwas Unterstützung sammeln kann.“

Wer Sarah unterstützen kann und möchte, findet hier ihre Crowdfunding-Seite: https://www.spendenseite.de/para-triathlon/-81504

Fotos: private Aufnahmen

Am 28. August beginnen die Paralympischen Spiele in Paris mit einem Mega-Event, das die Aufmerksamkeit auf Sport mit Handicap legt. Schon am 18. August 2024 will genau das eine Staffel aus bayerischen Sportlerinnen und Sportlern beim Triathlon Nürnberg erreichen. Lilli Jungkuntz, Matteo Fabrizi und Michelle Wagner treten gemeinsam mit ihren Guides Daniel Miller, Bernhard Nuss und Lunel van der Merwe auf der Sprintdistanz an.

Schwimmerin sammelt neue Erfahrungen

Schwimmerin lehnt an Tür
Para Schwimmerin Lilli Jungkuntz

Lilli Jungkuntz wird die Auftaktdisziplin meistern. Die 19-Jährige wurde mit einer Augenerkrankung geboren. Bereits im Alter von wenigen Wochen wurde sie zum ersten Mal an den Augen operiert. Heute sind es schon über 30 operative Eingriffe. Nichtsdestotrotz: Im September beginnt die Nürnbergerin das zweite Jahr ihrer Physiotherapie-Ausbildung. Zum Sport kam sie durch Michael Heuer, der im Internat der bbs, das Lilli Jungkuntz besucht, das Freizeitzentrum leitet. 2022 begann sie so mit dem Sportschwimmen. Mittlerweile trainiert sie achtmal in der Woche im Verein und ihr größter Erfolg bisher ist der sechste Platz in der offenen Wertung bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften im Para Schwimmen in Berlin.

Als Guide unterstützt sie der gebürtige Allgäuer Daniel Miller. Er bestritt in der Vergangenheit viele Freiwasser-Wettkämpfe für den TV Immenstadt und wurde deshalb kurzerhand gefragt, ob er beim Triathlon aushelfen kann. „Da ich für den TVI viele Freiwasser-Wettkämpfe bestritten habe, habe ich zugesagt. Für mich ist es eine neue und spannende Erfahrung, als Guide im Wasser zu sein“, freut er sich auf die Aufgabe.

Routiniers auf der Radstrecke

Blinder Sportler mit Guide

Für Matteo Fabrizi und sein Guide Bernhard Nuss ist es nicht der erste gemeinsame Wettkampf. Bernhard Nuss setzt sich als Gründer des Vereins Never Walk Alone Nürnberg e.V. an vielen Stellen für inklusiven Sport ein und betreibt unter anderem eine inklusive Lauf-Gruppe. Dort wird auch kontinuierlich für Wettkämpfe in der Region trainiert. Der Guide ist als erfahrener Ausdauer-Athlet aber ebenso stark auf dem Rad unterwegs und wird seinem Staffel-Partner im Tandem über die Strecke führen

Deutsche Para Triathlon-Vizemeisterin auf der Laufstrecke

Michelle Wagner sammelt in ihrer ersten Triathlon-Saison zahlreiche neue Erfahrungen. Erst vor wenigen Wochen wurde sie deutsche Vize-Meisterin im Para Triathlon. Die 23-Jährige lebt von Geburt an mit meiner Seheinschränkung, ist aber schon seit der Kindheit in diversen Sportarten inklusiv unterwegs. Seit zweieinhalb Jahren ist sie im Berufsalltag angekommen, ist im kaufmännischen Bereich tätig und meint: „Zum Ausgleich ist der Sport für mich ein wichtiger Bestandteil. Über den Start der Triathlonstaffel in Nürnberg freue ich mich, und hoffe, den Fokus und die Aufmerksamkeit verstärkt auf den Para Bereich bringen zu können.“

Zwei Frauen laufen

Ebenso empfindet ihr Guide Lunel van der Merwe: „Es ist schön, das Bewusstsein für den Para Sport etwas zu wecken und anderen Sportlern zu zeigen, dass auch Menschen mit Behinderungen Sport machen können. Auf den Triathlon in Nürnberg freue ich mich, weil es ein Wettkampf bei uns zu Hause ist und wir bisher immer weiter wegfahren mussten, um an den Start zu gehen.“

Der Bayerische Triathlon-Verband wünscht den Athletinnen und Athleten viel Spaß und viel Erfolg!

Fotos: private Aufnahmen

Alleine im Rennen vom Rad abzuspringen erfordert schon viel Übung. Doch im Gleichklang zu zweit von einem Tandem herunterzukommen, das ist alles andere als einfach. Für Anja Renner und Maria Paulig war das vergangene Jahr geprägt von der Arbeit, Synchronisationsprozesse zu optimieren, als Team zusammenzufinden. Das hat so gut geklappt, dass die beiden bayerischen Athletinnen von null auf Paralympics durchstarteten.

Am 21. Mai 2023 gingen die beiden das erste Mal gemeinsam auf die Rennstrecke. Mit dem Africa Paratriathlon Cup Sharm El Sheikh ging es gleich um internationale Punkte. Das Wagnis lohnte sich, denn das Tandem schwamm, fuhr und lief direkt zum Sieg. Von da an ging es Schlag auf Schlag: Schon in der nächsten Woche gab es einen weiteren Erfolg, insgesamt acht erfolgreiche internationale Rennen kamen 2023 zusammen. Anfang 2024 folgte dann in der World Triathlon Para Series (WTPS) in Devonport (Australien) der erste Sieg. Damit stand die Qualifikation für Paris fest.

Und wie fühlt man sich in so einem Steilflug hin zu einem der größten sportlichen Events? Wir haben Anja und ihren Guide Maria gefragt.

Hallo Anja,

Für dich geht in wenigen Wochen der Traum von der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Erfüllung. Wie fühlt sich das aktuell an?

Momentan stehe ich zwischen Freude und Aufregung. Gerade erst, als ich die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele verfolgte, habe ich richtig realisiert, dass ich auch dabei sein werde. Es fühlt sich toll an, es ist aufregend. Ich bin stolz, dass ich den Weg bis hierhin so geschafft habe!

Du bist schon viele Jahre im Sport und doch ging es im letzten Jahr sehr schnell: Erster Weltcup-Start, erste Siege und nun die Paralympics. Was war dein Highlight auf dem Weg?

Mein Highlight auf dem Weg war definitiv im letzten Jahr der Sieg beim Paralympischen Testevent in Paris. Es war ja das erste Rennen, das ich mit Maria als Guide gemacht habe. Für mich war das auch die Bestätigung, dass es die richtige Entscheidung war, noch einen Guide zu suchen. Dass wir das Rennen dann gleich gewinnen konnten, war schon richtig cool. Ein weiteres Highlight war die Teilnahme an der WM. Auch wenn wir bei dem Wettkampf nicht ganz zufrieden waren, hat uns das Ergebnis zum Sprung in den Bundeskader verholfen, was einiges erleichtert hat.

Para Triathlon Podium Frauen

Ging’s wirklich nur bergauf oder gab es auch Situationen, in denen du weitere Hindernisse überwinden musstest? 


Natürlich gab es auch Hindernisse. Ich hatte ja von der Idee bis hin zu den Spielen einen sehr straffen Zeitplan. In weniger als eineinhalb Jahren musste ich viel Drumherum organisieren, musste Punkte für die Weltrangliste und das paralympische Ranking sammeln, brauchte ein Tandem, musste Guides suchen, Lizenzen und Zertifizierungen besorgen. Dazu kam, dass ich ohne Kaderstatus alle Reisen selbst geplant habe und mir dann schon genau überlegen musste, bei welchen Rennen ich starte.
Mein erster Guide, Delia, begann mit mir die Reise. Es zeigte sich dann aber schnell, dass ich mit ihr das Ziel nicht erreichen würde. Ich war also gezwungen einen neuen Guide zu suchen, der näher an meinen Leistungen war.
Und schlussendlich blieb auch ich von Verletzungen nicht verschont. Bei all dem einen kühlen Kopf zu bewahren und das Beste aus der Situation zu machen, das war wirklich nicht leicht.

Was wünschst du dir für die Spiele?

In erster Linie möchte ich die Atmosphäre dort genießen und Spaß haben. Ich wünsche mir, dass ich auch das Drumherum mitnehmen kann: andere Sportarten erleben, die Schönheit der Stadt genießen, die Energie aufnehmen. Dann wünsche ich mir, dass wir eine tolle Leistung zeigen können und beweisen, wofür wir hart trainiert haben.

Hallo Maria,

Du warst zwar zuvor schon erfolgreich im Triathlon, aber die Olympischen Spiele hattest du nicht im Visier. Wie fühlt es sich nun an, als Guide nach Paris zu den Paralympics zu fahren?

Manchmal kann ich es immer noch nicht glauben, dass wir in wenigen Wochen in den Flieger nach Paris steigen werden, denn erst vor circa einem Jahr begann unser gemeinsamer Weg. Ich fühle eine große Verantwortung, Anja begleiten zu dürfen und bin ihr unglaublich dankbar, dass sie mir vertraut. Ich bin aufgeregt, neugierig, motiviert, in voller Vorfreude, auf alles was kommt und stolz auf uns als Team. 

Im Video sieht man, wie eingespielt euer Team sein muss, um Bestleistungen zu erzielen. Wie lief euer Team-Prozess ab? Was fiel leicht, was fiel schwerer?

Seit letztem Jahr sehen wir uns immer wieder regelmäßig zum Training: gemeinsames Laufen, Bahn-Training, Tandem-Fahren, Wechsel-Training, Freiwasserschwimmen, Techniktraining mit dem Rad oder auch mal ein Testwettkampf. Manchmal machen wir kleine Kurztrainingslager bei Anja daheim oder Anfang des Jahres waren wir beispielsweise zusammen auf Lanzarote. Im März waren wir auf einer längeren Wettkampfreise. Wir sprechen viel über die Abläufe, probieren neue Sachen aus und versuchen uns als Team zu optimieren. Auch über Fehler sprechen wir und analysieren, was nicht gut lief, um daraus zu lernen. Anfangs fiel uns das gemeinsame Schwimmen schwer, aber wir arbeiten viel daran, um besser zu werden. 

Hat die Zusammenarbeit mit Anja, deinen Blick auf den Sport verändert?

Sehr! Auf der einen Seite weiß ich die Gesundheit noch mehr zu schätzen, die es mir ermöglicht jeden Tag ohne Einschränkungen das zu tun, wonach mir ist (nicht nur in sportlicher Hinsicht) – denn das ist nicht selbstverständlich. Auf der anderen Seite zeigt mir Anja (und der Rest der Parasportwelt) was trotz Handicap möglich ist. Für mich steckt in jedem einzelnen Parasportler ein Vorbild in Sachen Kampfgeist, Motivation und Willensstärke. Für mich bedeutet ein erfolgreiches Einzelrennen viel, aber sich – wie in unserem Fall – zusammen über einen Sieg zu freuen verdoppelt die Freude.

Noch mehr zu der Vorbereitung der beiden gibt’s in der Dokumentantion:

Mehr Infos zu Anja Renner und ihrer Karriere gibt es auf ihrer Website https://anja-renner.com und auf ihrem Insta-Kanal https://www.instagram.com/anja_renner_paratriathlon/

Foto: World Triathlon/ Tommy Zaferes, Simon Sturzaker, private Aufnahmen

Die deutschen Para Triathleten haben am Samstag beim Weltcup im ungarischen Tata über die paralympische Distanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) drei Podiumsplatzierungen erreicht. Darunter war mit Sarah Steinke (PTS5) auch eine Bayerische Athletin, die das erste internationale Podium in ihrer Karriere holte. Auch Julian Winter gab sein internationales Debüt und legte ein starkes Rennen hin.

Erst auf der Laufstrecke Führung abgegeben

Für Sarah Steinke war der Weltcup in Tata das erste internationale Rennen überhaupt. Nach 1:16:57 Stunden musste sie sich nur knapp der im Laufen stärkeren Ungarin Petra Lévay (1:16:20) geschlagen geben. „Es er sehr sehr heiß“, berichtet sie, „und erst nach 3,5 Kilometern auf der Laufstrecke hat mich die Siegerin aus Ungarn, Petra Levay, überholt.“

Julian Winter: „Total zufrieden“

Bei seiner internationalen Premiere erreichte Julian Winter (PTVI) Rang fünf. Der Deutsche Para Meister auf der Sprintdistanz erreichte das Ziel nach 1:05:21 Stunden und hatte damit rund sechs Minuten Rückstand auf Sieger Lazar Filipovic (SRB; 59:36). „Mein Rennen war wirklich sehr cool. Ich bin zufrieden, denn bereits vor dem Rennen hatte ich mir die Zeiten der Konkurrenz angesehen und mir einen fünften Platz ausgerechnet. Im Schwimmen und Radfahren konnten wir, mein Guide Tim und ich, sehr gut mithalten. Mein Laufen hat sich zwar gut entwickelt, aber es war klar, dass ich da noch nicht ganz vorne mitlaufen kann. Auch toll war, dass man sich mal die Abläufe ansehen konnte, die andere Tandems haben. Da können wir auf jeden Fall noch einiges verbessern!“

Die Ergebnisse sind hier zu finden (Link).

Foto: Nadine Rucktäschel