Nach 8:02:38 Stunden blieb die Uhr im Triathlon Stadion im Rother Stadtgarten für Anne Haug stehen. Weltbestzeit! Erst im vergangenen Jahr hatte die Schweizerin Daniela Ryf den bis dato unangefochtenen, zwölf Jahre alten Rekord von Chrissie Wellington mit einer Zeit von 8:08:21 Stunden geknackt. Ryf war mit dem erklärten Ziel der Rekordjagd in das Rennen gegangen. Anders sah es bei der Bayreutherin Anne Haug aus. Sie hatte erst am Dienstag vor dem Rennen kurzfristig nachgemeldet. „Während der Saison ändern sich oftmals die Pläne“, sagte sie bei der Pressekonferenz.
Ganz überraschend kam die Fabelzeit natürlich nicht. Schon bei ihrem Saisonauftakt beim Ironman Lanzarote hatte sie, nach einer Krankheitsphase im Frühjahr, gezeigt, dass sie noch stärker zurück ist. Schon auf dem Rad fiel dort der Streckenrekord auf dem anspruchsvollen Kurs über die Lavainsel. Dieser Leistung folgte ein Marathon in 2:49:08 Stunden, ein Sieg mit über 40 Minuten Vorsprung und eben eine neue Kurs-Bestzeit.
Doch zurück nach Roth: 52:37 Schwimm-Minuten, 4:27:58 Stunden auf dem Rad und ein abschließender Marathon in fabelhaften 2:38:52 führten zu dem Rekord-Ergebnis. Die Zweite, Laura Philipp, folgte in 8:14:13, die Dritte, Els Visser weitere zehn Minuten später.
Wir haben uns mit Anne über den außergewöhnlichen Tag unterhalten.
Hallo Anne,
für einen Sportler ist ja jeder Sieg wertvoll. Was bedeutet dir die Weltbestzeit?
Das ist schon ein einmaliger Meilenstein in einer Sportlerkarriere. Sowas ist nicht planbar, sondern passiert einfach an einem perfekten Tag.
Bist du schon mit der Hoffnung auf eine Fabelzeit ins Rennen gegangen oder gab es im Rennen einen Moment, an dem du realisiert hast, dass heute einfach der Tag ist?
Nein. Ich habe genau dasselbe gemacht, wie bei jedem anderen Rennen der letzten 20 Jahre auch. Vom ersten bis zum letzten Kilometer mein absolut Bestes gegeben. Natürlich hat dieser Tag schon sehr gut mit dem Schwimmen begonnen. Das hat mich in eine Position gebracht, wo ich das Rennen nach meinen Vorstellungen gestalten konnte.
Als fränkische Athletin beim Heimrennen zu triumphieren, das ist außergewöhnlich. Gibt es eine Situation, an die du dich für immer erinnern wirst?
Heimrennen haben immer eine besondere Magie. Sie bringen auf unerklärliche Weise das Beste in einem zum Vorschein. Ich bin hier aufgewachsen und mit dem Rennen groß geworden. Hier dreimal ganz oben zu stehen und dann auch noch mit Weltbestzeit, ist schon ein wahr gewordener Traum. Eine einzige Situation, die mir besonders in Erinnerung bleiben wird, kann ich gar nicht rauspicken. Es gibt so viele Stimmungsnester überall auf der Strecke, die einen mit Extra-Energie versorgen und dann natürlich der Einlauf in das eigens erbaute Stadion. Das sind schon Momente, die sich für immer ins Gedächtnis einbrennen.
Du hattest im Frühjahr mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. So etwas kennen auch viele Altersklassen-Sportler. Wie hältst du dich einerseits motiviert, bremst dich auf der anderen Seite ein, sodass der Körper die nötige Zeit zur Regeneration erhält?
In schwierigen Zeiten, wie am Anfang des Jahres, wird mir immer wieder bewusst, was für ein außergewöhnliches Team ich um mich habe. Sie haben mit absoluter Leidenschaft und Einsatz jeden Tag mit mir gearbeitet, gehofft und nie die Ziele des Jahres aus den Augen verloren, um es wieder zurückzuschaffen. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen und ich bin wirklich überglücklich, ihnen heute mit dieser Weltbestzeit „Danke“ zu sagen.
Danke für das Interview!
Fotos: DATEV Callenge Roth/ Simon Fischer, Bernhard Bergauer und Christoph Raithel