Deutscher Meister-Titel bei der Triathlon-Premiere für Para-Sportler Julian Winter

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Beim ersten Rennen gleich ein Meister-Titel: Dieses Kunststück gelang Julian Winter und seinem Tandem-Piloten Christian Schinkel dieses Jahr bei den D-A-CH-Meisterschaften Para-Triathlon in Altenkunstadt. Dabei war das Duo das erste Mal gemeinsam bei einem Rennen unterwegs und auch der Umgang mit dem geliehenen Tandem war noch ungewohnt.

1:21 Stunden brauchten die beiden Athleten für das gemeinsame Rennen über die Sprintdistanz. Am Ende liefen sie als Deutsche Meister der Klasse PTVI B2/B3 über die Ziellinie. PTVI B2/B3, das bedeutet, dass eine Sehbehinderung mit nicht vollständiger Erblindung vorliegt. Der gebürtige Laufer Julian Winter hat seit Geburt ein eingeschränktes Sehvermögen. Sportlich war er dennoch schon immer. Seit seiner Jugend schwimmt er im Verein und unternahm mehrtägige Radreisen mit seiner Familie. Das erste Mal in Kontakt mit Triathlon kam er in der Schule als Wahlfach.

Die Premiere im Dreisport verlief auf jeden Fall schon aussichtsreich und das, obwohl der Start durchaus kurzfristig erfolgte. Nur einen Tag vor dem Rennen konnte er gemeinsam mit Christian Schinkel das Tandem ausprobieren. Wie es war, haben wir die beiden gefragt.

Hallo Julian, hallo Christian,

der erste gemeinsame Triathlon: Welche Situation wird euch beiden in Erinnerung bleiben?

Julian: So einiges. Auf der Radstrecke auf jeden Fall der Berg direkt nach dem Kreisverkehr am Beginn der Radrunde und der U-turn auf schmaler Straße, den wir zweimal mit dem Tandem nicht geschafft haben und kurz absteigen mussten.

Christian: Da kann ich mich nur anschließen. Aber auch, dass es ein lustiger Tag war.

Im Tandem schwimmen, Rad fahren und laufen – was sind die Herausforderungen?

Die größte Herausforderung für uns war das Tandemfahren. Das ist schon etwas anders, als auf dem normalen Rad. Man muss viel früher bremsen, Auf- und Absteigen sowie das Einklicken der Schuhe in die Pedale muss man gemeinsam koordinieren. Der Wendekreis ist viel größer, was uns ja zum Verhängnis wurde, und es ist allgemein ein bisschen wackeliger. Aus dem Sattel gehen, z.B. an Anstiegen, geht nicht, alles in allem ist ein Tandem träger zu fahren als ein normales Rad – man muss die Kurven richtig sauber anfahren und das erwähnte Auf-und Absteigen muss man auch mehr durchdenken.

Aber auch für’s Schwimmen, Laufen und Wechseln nehmen wir ein paar Sachen mit, die wir beim nächsten Mal anders machen. Z.B. sind wir nach dem Schwimmen falschherum in die Wechselzone gekommen. Christian war links und Julian war rechts. Wir hatten unsere Sachen zum Wechseln aber auf der jeweils anderen Seite bereitgelegt.

Wie habt ihr euch kennen gelernt und was ist deine Motivation, Christian, Julian als Partner zu unterstützen?

Christian: Julian ist ja relativ neu im Post SV Nürnberg. Dort haben wir uns beim Schwimmtraining kennengelernt.

Julian: Am Post SV Stammtisch, ca. zwei Wochen vor dem Wettkampf, hat Christian dann erfahren, dass ich einen Guide für die deutsche Meisterschaft im Paratriathlon suche und sich spontan bereiterklärt.

Christian: Der Stammtisch war nach dem Post-SV-Triathlon-Lauftraining in der Vereinsgaststätte, ein Grieche. Meine Motivation: ich bin noch nie Tandem gefahren und fand es interessant, das mal auszuprobieren. Julian ist ein netter Kerl und bevor er nicht starten kann, dachte ich – komm, versuch das mal. Und der Wettkampf, in Altenkunstadt, ist ja auch keine Weltreise weg.

Julian, Du warst zuvor im Schwimmen aktiv. Was hat Dich dazu bewogen, auf Triathlon umzusteigen? Was bedeutet dir der Sport?

Am Triathlon gefallen mir ganz viele Sachen. Zunächst einmal ist da die klare Ausdauerfokussierung. Das Sprinten über 50 oder 100 Meter beim Schwimmen lag mir noch nie so. Dann, dass man beim Radfahren und Laufen super viel in der Natur ist. Beim Schwimmen spult man ja doch 80% seiner Einheiten in einer chlorigen Halle ab (was auch ab und zu auch ganz schön ist). Und zuletzt einfach die Abwechslung. Triathlon wird einfach nie monoton oder langweilig und selbst, wenn man mal keine Lust auf eine der drei Sportarten hat, gibt es immer noch zwei weitere Alternativen.

Danke für das Interview und viel Erfolg für Euere neuen Ziele.

Alles rund um Triathlon und „erste Male” gibt es in der Übersicht unseres Adventskalenders.

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Fotos: Oliver Kraus