Tanja Neubert: Aus der Erlanger Talentschmiede in die Weltspitze

In Erlangen scheint sich eine Talentschmiede für Triathlon zu befinden. Zahlreiche erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler stammen von dort, oder machten Station in der fränkischen Metropole. Tanja Neubert ist hier groß geworden. Für den TV 1848 Erlangen hat sie heute noch ein Startrecht, obwohl sie längst am Olympiastützpunkt in Saarbrücken lebt und trainiert und für die SG Viernheim/Saar in der Bundesliga startet.

Seit 2018 sammelt sie Erfolge und ist für das nächste Jahr schon im DTU Perpektivkader. Doch zurück zum Start: Ursprünglich war die Erlangenerin im Schwimmsport aktiv, war auch dort schon ehrgeizig. Und doch waren die Startvoraussetzungen für den Triathlon nicht ganz ideal, denn vom Brust- musste sie auf das Kraulschwimmen umsatteln. Dass die 24-Jährige viel Geduld hat, wissen wir jedoch spätestens heute. Bald schon wurde sie in den Landeskader des Triathlon-Verbandes aufgenommen. 2018 feierte sie im Team mit dem 2. Platz bei der Junioren Mixed Relay-EM einen ersten internationalen Erfolg, 2021 gewann sie ihren ersten Afrikacup, 2022 den ersten Europacup und 2023 gab es gleich mehrere große Leistungen zu feiern: einen 5. Platz bei den U23-Weltmeisterschaften U23, einen dritten Platz bei den U23 Europameisterschaften und einen Sieg bei der Mixed Relay WM im Team. Erst vor wenigen Wochen glänzte sie bei ihrem Ironman 70.3 Einstand mit einem zweiten Platz beim stark besetzten Ironman 70.3 Bahrain.

Mannschaft auf Siegerehrung

Tanja Neubert in Hamburg 2023

Hallo Tanja,
wenn du dich an deinen ersten Triathlon zurückerinnerst, hättest du dir vorstellen können, den Sport einmal professionell zu betreiben?

Nein, auf keinen Fall. Ich habe als Kind immer gerne Sport gemacht und war auch in einem gewissen Maße ehrgeizig, besser zu werden. Allerdings war ich in meiner Altersklasse nie ganz vorne dabei. Außerdem hatten weder ich noch meine Familie Berührungspunkte zum Leistungssport. Irgendwann wollte ich dann immer mehr trainieren, weil mir das Training und der Sport, damals noch Schwimmen, unheimlich viel Spaß gemacht haben. Aus zwei Einheiten die Woche wurden drei bis vier Einheiten und irgendwann war ich fast täglich im Schwimmbad. Nebenbei habe ich dann auch den Spaß am Triathlon entdeckt. Mit den ersten Erfolgen im Jugendbereich kam der Moment, in dem ich gemerkt habe, dass ich Potenzial im Triathlon habe. Der Gedanke, Triathlon professionell zu betreiben, kam aber erst zum Ende meiner Zeit als Juniorin.

Liest man deine sportliche Vita, sieht sie nach einer konstanten und starken Entwicklung aus. Und doch muss man als Sportlerin, oft im Stillen, immer wieder mit Rückschlägen oder Längen umgehen. Was ist deine Strategie?

Junge Mädchen sitzen auf einer Bank

Tanja Neubert und Sophie Rohr beim DTU Jugendcup 2017

Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entwicklung, doch es gab auch schwierige Phasen. Mein letztes Jahr als Juniorin lief nicht so, wie gehofft. Ich hatte keine Qualifikation für internationale Meisterschaften und den Bundeskader. Mir wurde gesagt, dass ich mit meiner damaligen Schwimmleistung kaum Chancen habe, auf internationalem Niveau Anschluss zu finden. Trotzdem habe ich mich dazu entschieden, es zu versuchen. In den ersten paar Jahren als U23-Athletin hatte ich viele Rennen, in denen ich in der dritten oder vierten Radgruppe saß und nicht die Leistung abrufen konnte, die ich zeigen wollte. Ich habe fast jedes Rennen im Schwimmen verloren. Das hat mich irgendwann schon ziemlich frustriert, aber gleichzeitig auch angespornt. Mir hat es geholfen, die Fortschritte im Training zu sehen und es hat Spaß gemacht, jeden Tag an mir zu arbeiten, mit dem Ziel, besser zu werden. Mein Trainingsumfeld hat mich ebenfalls motiviert. Wenn man mit Leuten trainiert, die bereits international erfolgreich sind, und sieht, dass man im Training mithalten kann, hilft das auf jeden Fall und gleichzeitig kann man viel von den erfahreneren Athleten und Athletinnen lernen.

Du bist heute in Saarbrücken zu Hause. Wie wichtig war für dich die Zeit in Erlangen und Bayern aus sportlicher Sicht?

Junges Mädchen mit pinker Bademütze und Schwimmbrille

Tanja Neubert beim Landesfinale Triathlon 2014

Es war eine sehr wichtige und schöne Zeit für mich. Ich habe dort den Spaß am Sport entdeckt und meinen ersten Triathlon beim Erlanger Schülertriathlon gemacht. Manfred Reinhardt, Sportlehrer an meiner Schule, hat mich dann irgendwann gefragt, ob ich nicht für die Schulmannschaft im Triathlon starten will. Ich weiß nicht, ob ich ohne ihn überhaupt zum Triathlon gekommen wäre. Die Kooperation zwischen dem Ohm-Gymnasium und dem TV 1848 Erlangen, hat den Einstieg in den Sport sehr einfach gemacht. Dann natürlich Roland Knoll, der mich über den Landeskader an den Leistungssport herangeführt hat und wichtige Grundsteine in meiner Entwicklung als Sportlerin gelegt hat.

Was sind deine Ziele für die neue Saison?

Ich möchte an die Leistungen aus dieser Saison anknüpfen und diese natürlich auch verbessern. Letzte Saison ging es für mich darum, meine Leistung im Wettkampf abzurufen, vor allem beim Schwimmen. Dort sind wir auf dem richtigen Weg. Außerdem war das Ziel, erste Erfahrungen in WTCS Rennen zu sammeln und ich bin sehr glücklich, dass ich diese Chance bekommen habe. Für nächstes Jahr ist das Ziel mehr Rennen auf sehr hohem Niveau zu machen und eine gute Grundlage für eine mögliche Olympiaqualifikation zu legen.

Vielen Dank!

Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.

Fotos: Theo Bettin, Triathlon Kitzbühel, private Aufnahmen