Sylvia Rigler: Als Vorständin Engagement vorleben
2018 wurden im Sportentwicklungsbericht für Deutschland Stichproben-Zahlen zu Vorständen in Vereinen erhoben und veröffentlicht. In der Erhebung zeigte sich, dass weniger als 30% der Vorstandsmitglieder in deutschen Vereinen weiblich sind. Warum ist das so? Wir haben uns mit Sylvia Rigler vom RC Wendelstein unterhalten. Sie ist eine von wenigen Ersten Vorsitzenden eines Vereins.
Hallo Sylvia,
du bist seit März 2015 1. Vorsitzende des RC Wendelstein. Was macht dir an der Ausübung des Amtes besonders Spaß?
Ich bin mit dem Verein quasi aufgewachsen und er liegt mir sehr am Herzen. Ich finde es spannend, zu sehen, wie sich der Verein immer weiterentwickelt und ich freue mich darüber, dass ich dazu meinen Teil beitragen kann.
Das Engagement im Verein liegt bei euch praktisch im Blut: Dein Vater ist aktiv und schon Jahre vorher warst Du Jugendleiterin des Vereins und außerdem Abteilungsleiterin der Sparte Einrad. Was sind deine ersten, was deine schönsten Erinnerungen an die Vereins-Familie?
Nicht nur mein Vater ist im Verein sehr engagiert; auch meine Mutter war für den Verein viele Jahre als Kassiererin tätig. Daher kommt wahrscheinlich auch meine Liebe zum Radlerclub.
Die ersten Erinnerungen sind meine eigenen sportlichen Anfänge beim Radlerclub und die schönsten sind die Erinnerung an die Aktivitäten rund um den Verein. Als Kinder durften wir z. B. großartige Zeltlager oder Radausflüge erleben.
Warst du neben dem ehrenamtlichen Engagement auch selbst sportlich aktiv?
Ich bin vor fast 40 Jahren, eben durch meine Eltern, zum Verein gekommen und war damals einige Jahre selbst als Kunstradfahrerin sportlich aktiv. Mit ca. 20 Jahren wollte ich dann nochmal sportlich einsteigen und hatte zugleich die Möglichkeit meinen Trainerschein zu machen. Damals habe ich dann auch die Einradgruppe als Trainerin übernommen und seit ca. zehn Jahren bin ich jetzt auch Kunstradtrainerin.
Ein Ehrenamt geht auch immer mit Pflichten einher. Was sind deine hauptsächlichen Aufgaben und wie gehst du mit der zusätzlichen Belastung im Alltag um?
Hauptsächlich vertrete ich den Verein nach außen. Innerhalb des Vereins habe ich viele organisatorische Tätigkeiten. Aber ich habe im Team, mit der gesamten Vorstandschaft inkl. den Trainern und den Abteilungsleitern, viele weitere ehrenamtlich Engagierte, die mich bei meinen Aufgaben unterstützen; allen voran natürlich weiterhin mein Vater. Ich sehe das gar nicht als Belastung; es macht mir Freude, mich um die Belange des Vereins zu kümmern. Und natürlich unterstützt mich auch meine Familie und hält mir, wenn es mal stressiger wird, den Rücken frei.
Als Vorständin bist du eher der Exot in der bayerischen Vereinslandschaft. Warum, denkst du, ist das so und was kann man tun, um mehr Frauen zu motivieren?
Ich denke, das ist nach wie vor alten Traditionen geschuldet. Früher wurden die Vorstände in Vereinen von Männern mit Männern besetzt. So wie es in der Arbeitswelt eben auch lange Zeit der Fall war. Es braucht leider einfach seine Zeit, bis eingefahrenen Strukturen geändert werden können. Ich denke, man muss bereits bei der Jugend anfangen, diese zu motivieren, und die Mädchen an solche Aufgaben heranführen, damit sie später mal keine Hemmungen haben, sich solchen Tätigkeiten zu stellen. Und man muss es ihnen einfach vorleben…
Vielen Dank für das Interview!
Das Interview ist Teil des Adventskalenders 2022. Mehr starke Frauen gibt es dort.