Unter dem Motto „schau ‚ma mal, was geht“ fuhr die Triathlon-Jugend des 1. FC Deining am vergangenen Wochenende zur Xterra Europameisterschaft 2024 im Cross Triathlon nach Prachatice in Tschechien. Nach dem Wochenende steht für den oberpfälzer Verein sehr erfolgreiches Abschneiden im Cross Triathlon fest. Auch weitere Cross-Sportler feierten Erfolge. Seine erste Top-Fünf-Platzierung bei einem Weltcuprennen feierte zudem Sebastian Neef im Profi-Feld.
„Schwimmen in der Spitzengruppe, auf dem Rad hab ich meine Karten gut gespielt und am Ende gab’s noch einen soliden Lauf“, fasst der Triathlon-Profi Sebastian Neef sein Rennen zusammen. Trotz einer Zeitstrafe freute er sich über die Platzierung als bester Deutscher. Auf Platz 25 lief Philipp Meyer (TG Viktoria Augsburg) über die Ziellinie, Platz 51 ging an Manuel Baum (TSV 1862 Bad Reichenhall), auf Platz 98 landete Thomas Voit (Team Icehouse e.V.).
Paula Leupold vom TV Burglengenfeld war zweitschnellste Deutsche und kam als 18. ins Ziel. Nur wenig hinter ihr, auf Platz 21, lief Nina Koller vom TSV 1862 Bad Reichenhall ein. Mit dabei waren auch Johanna Schmitt (Platz 34; SV Würzburg 05), Emma Roidl (Platz 40; TrumerTriTeam/TV Burglengenfeld) und Tina Holscher (Platz 63; MRRC München).
1. FC Deining mit großem Nachwuchs-Team am Start
Als erstes gingen die Schüler A (12-13 Jahre) an den Start – wenn auch nicht in der EM-Wertung. Für Theodor Haußner vom 1. FC Deining machte das aber keinen Unterschied. Er erkämpfte den fünften Platz. Der um ein Jahr jüngere Paul Weingärtner schaffte es auf den elften Platz. In der nächsten Altersklasse der Jugend B ging es bereits um die Europameisterschaft und die Qualifikation zur Xterra Weltmeisterschaft der 14 bis 15-Jährigen. Charlotte Schacherer holte einen starken fünften Platz und qualifizierte sich damit für die Weltmeisterschaft. Sophie Dierl kam nach einem Sturz beim Radfahren auf einen hervorragenden siebten Platz. Bei der Jugend A (16-17 Jahre) startete Moritz Kaunz, nach fünfwöchiger krankheitsbedingter Zwangspause. Trotz Raddefekt erreichte er den 12. Platz als schnellster Deutscher in einem sehr harten Rennen. Den größten Erfolg erreichte Theresa Beraus. Die junge Athletin wurde Vize-Junioren-Europameisterin im Cross Triathlon und qualifizierte sich somit ebenfalls für die Weltmeisterschaft.
Die bayerischen Starter*innen sind Spitze im Cross-Triathlon. Den Beweis dafür lieferten sie bei der Deutschen Meisterschaft am O-See in Zittau. Überragende 12 aus 21 Titeln gingen in den Süden. Alleine drei davon zum TV Burglengenfeld und je zwei zum TSV Katzwang 05 und SC Delfin Ingolstadt. Wir haben in den vermeintlichen Cross-Hochburgen nachgefragt: Was macht die Triathlon-Variante über Stock und Stein so attraktiv?
Vielschichtige Anforderungen machen den Sport interessant
„Die Ausübung des Triathlonsports in den schönen, interessanten Landschaften sowie die ungezwungene, ja fast schon familiäre, Stimmung vor und nach dem Wettkampf. Dazu kommt die technische Komponente mit der Abstimmung des Bikes auf die unterschiedlichen Strecken z.B. loser oder fester Untergrund oder die technischen Abfahrten über große Steinblöcke“, erklärt Winfried Forster vom SC Delfin Ingolstadt den Reiz des Crosstriathlons. In Ingolstadt sind die Medaillenträger derzeit die Einzigen, die sich der Ausdauersportvariante widmen. „Das Interesse steigt aber“, berichtet Forster.
„Man muß Radfahren und Laufen können bergauf und ab – und das auf Trails. Da herrscht Adrenalin pur und man muss immer zu 100 Prozent bei der Sache sein“, fasst man in Burglengenfeld die Faszination zusammen.
Auch für Silvia und Martin Gebhard ist es die Vielschichtigkeit, die Cross-Triathlon interessant macht: „Es gibt ja nur wenige Crosstriathlon-Veranstaltungen und häufig verbindet man die Wettkämpfe – auch außerhalb Deutschlands – mit einem Kurzurlaub. Des Weiteren finden die Rennen meist in einzigartiger Naturkulisse statt und man ist durch das Format viel mehr mit den Elementen konfrontiert und ihnen ausgesetzt. Im Gegensatz zum Straßentriathlon, bei dem man sich vornehmlich auf sich und sein eigenes Rennen konzentriert, ist beim Crosstriathlon mehr Taktik und Strategie gefragt. Es ist nicht damit getan nur zu treten oder zu laufen, sondern man muss sich permanent zu 100% konzentrieren u.a. bei der Linienwahl. Schon der kleinste Fehler kann zum Sturz oder Platten führen. Das macht die Rennen und die direkten Zweikämpfe spannender. Das Schöne ist aber auch, dass man sich innerhalb der überschaubaren Crosstriathlon-Szene kennt und die gemeinsamen Feiern nach den Wettkämpfen sind ein fester Bestandteil.“ Dabei sind die beiden auch in ihrem Verein noch die Exoten: „Es gibt beim TSV Katzwang 05 Kameradinnen und Kameraden, die ebenfalls auf „Abwegen“ unterwegs sind, sprich gerne mal Trail-Läufe oder auch ein Mountainbike- Rennen bestreiten. Allerdings sind wir –bisher – die Einzigen, die dies in Kombination tun.“
Team-Erlebnis für den TV Burglengenfeld
Beim TV Burglengenfeld feiert man dieses Jahr das 10-Jährige in Sachen Triathlon. Seit Coach Franz Pretzl, selbst ehemaliger Crosstriathlet, mit zwei Athleten die Sache ins Rollen brachte, wuchs die Abteilung beständig. Schwerpunkte sind Crosstriathlon und Wintertriathlon. „Vor allem liegt der Fokus aber auf dem Motto ‚Gemeinsam geht alles besser'“, sagt Trainer Franz Prezl. „Sei es im Training oder im Wettkampf oder auch bei der eigenen Veranstaltung, dem Crossduathlon Jag de Wuidsau am 8. Oktober dieses Jahres.“
Die Reise zur DM nach Zittau oder auch nach Schalkenmehren letztes Jahr, ist beim TV Burglengenfeld mittlerweile ein Ausflug der ganzen Truppe und somit ein echtes Teamerlebnis. So starteten dieses Jahr 18 Athletinnen und Athleten in Zittau. Neun davon bei der DM. Insgesamt umfasste die TV-Gemeinschaft 35 Personen von Jung bis Alt, die in einer riesigen Zelt -bzw. Wagenburg am Campingplatz weilte.
Mit wenigen spezifischen Einheiten zum Crosstriathlon
Wie aber bereitet man sich am besten auf ein Cross-Format vor? Winfried Forster meint: „Die Grundlagenarbeit entspricht der der längeren Triathlon-Distanzen – die machen wir auch auf dem Renn- und Triathlonrad. Ansonsten eignet sich unsere Heimat im Altmühltal mit den vielen Trails und Schotterwegen sehr gut für das Training mit den MTBs, sowie für das Trail-Laufen. Für die intensiveren und technischen Einheiten trainieren wir in den bekannten MTB-Revieren wie z.B. dem nördliche Gardasee. Außerdem ist zum Kennenlernen der doch sehr unterschiedlichen Kurse eine frühe Anreise von Vorteil.“
Die Gebhards standen auch eher spontan, mit unspezifischer Vorbereitung am Start – geklappt hat es dennoch: „Eigentlich hatten wir für dieses Jahr keine XTERRA-Teilnahme geplant. Nachdem wir das Event in guter Erinnerung hatten, haben wir uns erst zwei Wochen vorher angemeldet, mit dem Vorhaben, einfach Mal zu schauen und Spaß zu haben.“
Silvia und Martin Gebhard
Durch Schlamm und Matsch zur Medaille
Als es für die Frauen auf die Radstrecke ging, hatte bereits heftiger Regen eingesetzt und die Strecke war von Anfang an rutschig, schlammig und nass von allen Seiten. Für Silvia Gebhard, die einen schweren Auftakt beim Schwimmen hatte, war schnell klar, dass sie auf dem MTB nicht volles Risiko fahren möchte. Zurückhaltend absolvierte sie die 37 km und 1100 Höhenmeter bei ca. 15 Grad. Dabei sah sie die ein oder andere Konkurrentin bereits aus dem Rennen aussteigen. Ehe es auf den 10km Trailrun ging, musste zunächst das Wasser aus den überfluteten Laufschuhen gekippt werden. Trotz Krämpfen beim Lauf kämpfte sie sich durch und wurde mit dem 1. Platz in ihrer AK belohnt.
Martin Gebhard ging nervös und voller Erwartungen auf die Strecke. Als Gewinner der Altersklassen-EM auf diesem Kurs im Vorjahr, hatte er sich entsprechende Zeiten gesetzt. Auf der technischen MTB Strecke war er in seinem Element, jedoch spielten von Beginn an die Beine nicht wie gewollt mit. Trotz Rückstand im Bezug auf seine geplanten Zeiten kam er auf einer guten Position liegend auf die Laufstrecke. Nach einigen Stürzen auf dem rutschigen Boden und einem verlorenen Schuh in einem überfluteten Bach kam er überraschend als Sieger der AK30 der Deutschen Meisterschaft ins Ziel. „Durch die gute Platzierung im XTERRA Gesamtfeld haben wir beide uns für die Weltmeisterschaft im Oktober in Italien qualifiziert“, freuen sich die beiden.
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