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Dominik Löhlein ist routinierter Triathlet. Seit 2019 widmet er sich in seiner Freizeit dem Ausdauersport, war schon auf allen Distanzen unterwegs. In diesem Jahr gab es aber auch für den Wendelsteiner eine Premiere: Er hatte in der Lotterie einen der begehrten Startplätze für den Norseman ergattert. Eines der wohl anspruchsvollsten Langdistanzrennen überhaupt. Los geht es noch in Dunkelheit mit einem Sprung von einer Fähre in den Atlantil an der südwestlichen Küste Norwegens. Auf dem Rad wartet bei unterschiedlichsten Wetterbedingungen der Ansttieg auf das Hardangervidda Bergplateau. Die abschließenden 42 Kilometer führen auf den Gipfel des Gaustatoppen in 1850 Metern Höhe.

Hallo Dominik,
Du hast ja schon ein paar Triathlons erlebt – was war Dein bisheriges Highlight?

Nach Beginn meiner Triathlonlaufbahn hatte sich relativ schnell herauskristallisiert, dass ich mich einmal einer Langdistanz stellen möchte. Diesen Traum habe ich mir in meinem dritten Triathlon-Jahr mit dem Challenge Roth dann auch erfüllt. Während meines Wintertrainings auf der Rolle, habe ich mir viele Berichte und Videos über internationale Events angesehen. Am meisten fasziniert war ich von diesem einen, knallharten Triathlon in Norwegen, bei dem es nicht um Bestzeiten geht, sondern vielmehr darum, sich selbst an die Grenze zu bringen und anzukommen. Der Reiz einer der Auserwählten zu sein, die dabei sein dürfen. Von daher muss ich sagen, mein absolutes Highlight war selbstredend der Norseman in Eidfjord Norwegen.Vor allem auch, weil ich schon immer einmal Norwegen bereisen wollte. Auch, um das Land und die Leute kennenzulernen.

Der Norseman gilt als eines der extremsten Rennen der Welt. Wie kamst Du dazu, Dich für die raren Startplätze, die in einer Tombola vergeben werden, zu bewerben?

Ich wusste, dass die Startplätze sehr rar sind. Es bewerben sich ca. 8.000 Menschen auf 250 Startplätze. Von diesen ist die Hälfte Norwegern vorenthalten, sowie ein weiterer Teil den Besten Finishern von Triathlons der Extrem-Triathlon-Serie. Blieben also noch etwa 100 Startplätze übrig. Beworben habe ich mich aus verschiedenen Gründen. Nach meiner ersten Langdistanz und dem unterschreiten meiner Zielzeit bin ich in ein Motivationsloch gefallen. Ich hatte die mir selbst gesteckten Ziele erreicht: eine Langdistanz finishen und die 10 Stunden Marke knacken. Das hatte ich 2021 geschafft. Nach der Euphorie und dem Zieleinlauf kam schnell die Ernüchterung, „Ziel erreicht, was jetzt?“. Ich hatte danach keinen Plan und kein klares Ziel vor Augen. So dachte ich mir, „versuchen wir es doch einfach mal.“ Ich hatte in dem Moment gar nicht daran geglaubt, gezogen zu werden.

Läufer nimmt etwas zu sich

Eine „normale“ Langdistanz erfordert schon viel Vorbereitung. Was war im Vorfeld Deines ersten Extrem-Rennens noch besonders?

Besonders war der geänderte Fokus des Trainings. Weniger Intervalle, noch mehr Grundlage und Höhenmeter sammeln, wo ich nur konnte. Ich hatte zu meinem jährlich geplanten Radtrainingslager in Riccione eine weitere Woche am Gardasee geplant, um dort Berge zu fahren. Die Woche war wahrscheinlich ausschlaggebend, mich auch mental auf das Rennen noch besser vorzubereiten: Ich war alleine, bin bei schlechtem Wetter jeden Berg gefahren, den ich finden konnte. In Summe waren es 400km und 14.000 Höhenmeter in sechs Tagen. Wichtig war auch das Alleinesein. Bei dem Wettkampf sollte man dann größtenteils mit dir selbst beschäftigt sein.

Dazu kam noch das zu erwartende kalte Wasser des Fjords. Ich war regelmäßig Freiwasserschwimmen. Egal bei welchem Wetter. Teilweise bin ich bei 6 Grad Wassertemperatur im Brombachsee schwimmen gewesen, um mich an die Bedingungen in Norwegen zu gewöhnen.

Wie schaffst Du es das nötige Training in Deinen Alltag zu integrieren?

Das ist eine gute Frage. Ich glaube, das war eine Kombination aus mehreren Dingen: Selbstdisziplin, wie zum Beispiel auch einmal morgens um drei aufzustehen, um Radfahren zu gehen. Verständnis, Rückhalt und Unterstützung durch die Familie. Aber auch mein Trainer Tim Feuerlein, der mich zur richtig Zeit, mit den richtigen Worten motivieren konnte und mir meine Einheiten rund um den Alltag als Vater, Führungskraft und Freund zu planen.

Du hast Erfahrung auf den langen Distanzen. Gab es dennoch Momente in der Vorbereitung oder auch während des Rennens, in denen Du an Deinem Ziel gezweifelt hast?

Ja, definitiv. Ich hatte während der Vorbereitung mit einer Corona Infektion zu kämpfen und direkt nach der Genesung habe ich mir bei einem Traillauf die Aussenbänder gerissen. Ich dachte einen Moment, es wäre aus und das wäre es jetzt gewesen. Allerdings war auch hier wieder meine Familie, mein Trainer und mein Physio Gold wert. Die haben mich von dem Selbstzweifel befreit.

Während des Rennens gab es einen kurzen Moment, wo ich mir dachte, „ich kann nicht mehr“. Das war am letzten großen Anstieg auf dem Rad. Mir war kalt, ich war nass und hatte einfach keine Kraft mehr. Nach 3.200 Höhenmetern und 150 Kilometern war ich kurzzeitig leer. Gerettet hat mich ein Norweger, der am Strassenrand stand und mir auf Englisch zugerufen hat, „auf geht’s du bist gleich oben“. Das hat geholfen. Auch wenn er mich nur motivieren wollte, und ich später gemerkt habe, dass es immer noch knapp sechs Kilometer Bergauf bei 12% Steigung waren.

Sportler lächelt im Ziel

Gibt es noch eine Steigerung zum Norseman? Was ist Dein neues Ziel?

Für 2024 ist erst einmal „weniger“ geplant. Ein Ultra-Traillauf mit knapp 70km, ein bis zwei Mitteldistanzen, sowie ein Marathon. Bewerben werde ich mich auch um einen Platz beim Ötztaler Radmarathon. Aber ich möchte im nächsten Jahr auf jeden Fall mehr Zeit mit der Familie und meinem Sohn verbringen. Die haben in der Vorbereitungszeit zum Norseman schon sehr auf mich verzichten müssen.

Für 2025 habe ich wieder größere Pläne. Evtl. ein weiterer Extrem-Triathlon, eine doppelte Langdistanz, eine Teilnahme beim Transkontinental Race, vielleicht sogar mehr als eins der aufgezählten Events – wir werden sehen.

Vielen Dank für das Interview!

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Foto: privat