Über 40 Kinder und Jugendliche toben durch die Sporthalle. Springen über Hindernisse, klettern, balancieren, schwingen an Seilen. Am Rande des bunten Sport-Parcours steht Hanna Kraus. Die Bambergerin ist seit einem Jahr für die Nachwuchsarbeit in der Breite zuständig. Sie geht in Vereine und Schulen und bietet dort niedrigschwellige Sportangebote für jeden Leistungsstand an.
Wir haben uns mit ihr unterhalten. Was macht ein gutes Nachwuchstraining aus? Warum macht es Freude seine Energie dort zu investieren und was erhofft man sich?
Hallo Hanna,
Du bereist vom BTV aus Vereine und Schulen. Wie kamst Du zu dieser Arbeit?
Ich komme selbst aus dem Schwimmsport und habe dann ab 2014 neben meinem eigenen Sport als Trainerin gearbeitet. 2016 bin ich dann selbst zum Triathlon gewechselt und habe auch Triathleten trainiert – vor allem im Erwachsenenbereich. Zusätzlich habe ich ein Sportwissenschaftsstudium absolviert. Durch die unterschiedlichen Erfahrungen habe ich gemerkt, dass mich die Arbeit mit Kindern erfüllt. Als der BTV 2021 die Stelle für das Projekt Coach the Coach ausgeschrieben hat, dachte ich mir, dass das etwas für mich sein könnte, und habe mich beworben. Mittlerweile bin ich gut in meiner Stelle angekommen und ich denke für haben bereits gute Fortschritte in der Nachwuchsarbeit im Triathlon in Bayern gemacht und können auch weiterhin viel bewirken.
Was macht Dir an der Arbeit besonders Freude?
Mir macht es vor allem Freude, den Kids die schönen Seiten des Sports zu zeigen und auch den ehrenamtlichen Trainern und Vereinsvertretern unter die Arme greifen zu können. Denn diese leisten alle tolle Arbeit aber oft fehlt eben die Zeit, um neben einem Vollzeitjob und Familie, alles umsetzen zu können. Genau hier können wir mit unserem Projekt „Coach the Coach“ helfen.
„Kinder bewegen sich nicht mehr“, hört man oft. Was ist Deine Einschätzung? Wie bringt man Kinder und Jugendliche zum Spaß an der Bewegung?
Leider sehe ich genau diese Entwicklung auch! Als Verband und Verein kann man vieles anbieten und ich denke in Triathlon-Bayern fehlt es nicht an tollen Veranstaltungen für Kids. Erste Anlaufstelle sind natürlich die Eltern. Wenn Bewegung zuhause kein Thema ist, dann können viele Angebote geschaffen werden, diese werden aber nicht genutzt werden. Deshalb müsste, meiner Meinung nach, Sport in den Schulen ein noch größeres Thema sein. In den Grundschulen könnten viele Dinge zum Beispiel in Verbindung mit Bewegung gelehrt werden. Hier müsste ganz oben an den Lehrplänen bzw dem Schulsystem in Deutschland angesetzt werden. Das ist aber ein langes Thema, das hier den Rahmen sprengen würde.
Was sind die Ziele Deiner Arbeit?
Förderung von engagierten Triathlon Vereinen in Bayern, die Nachwuchsarbeit betreiben. Schaffung einer Art Gemeinschaft in Bayern bereits bei den Kindern ab 10 Jahren. Außerdem bildet meine Arbeit auch sowas wie die Schnittstelle zwischen Breiten- und Leistungssport.
Was ist Dein schönstes Erlebnis im Rahmen Deines Engagements?
Ich habe keine bestimmte Situation im Kopf, aber das Schönste ist eigentlich zu sehen, wie sich die Kinder zwischen den einzelnen Trainingsangeboten weiterentwickeln und auch von den Eltern zu hören, dass die BTV-Trainingstage für die Kids einen großen Motivationsbooster darstellen. Das ist super, denn das ist auch unser Ziel.
Wenn es nach Dir ginge, wie müsste gezielte Nachwuchsförderung aussehen?
Gezielte Nachwuchsförderung müsste meiner Meinung nach in der Schule ansetzen, also eine Zusammenarbeit aus Schule und Verein. So kann am besten Nachwuchs gewonnen werden. Im Verein selbst wäre dann die Zusammenarbeit mit Schwimm- und Leichtathletikvereinen perfekt, denn eine Spezialisierung auf Triathlon im Kindesalter macht keinen Sinn. Gute Grundausbildungen im Schwimmen und Laufen sind die perfekte Grundlage für den Triathlon. Zusätzlich können auf dem Mountainbike die Sicherheit und Technik trainiert werden. Ballsportarten können als Ergänzung auch super sein, um die koordinative Fähigkeiten und Schnelligkeit gut zu entwickeln. Alles sollte im Kinderbereich spielerisch gestaltet werden und niemals anhand von Stunden/Strecke oder Ähnliches gemessen werden. Spiel, Spaß und Technik sollten im Nachwuchsbereich absolut im Vordergrund stehen.
Vielen Dank!
Fotos: Hanna Kraus, Andreas Müller