Ramon Gomez-Islinger: „Triathlonsport ist ein ideales Lernfeld für Schüler“
Kinder und Jugendliche für Sport begeistern, ist schon immer Ramon Gomez-Islingers großes Anliegen. Als Lehrer, aber auch als unermüdliche Kraft in Vereinen und im Bayerischen Triathlon-Verband schafft er das seit Jahrzehnten. Eines seiner großen Ziele, Triathlon in die Schule zu bringen, ist eine echte Erfolgsgeschichte: Über 500 Schülerinnen und Schüler – ein neuer Rekord – nahmen in diesem Jahr beispielsweise an den Wettkämpfen zu „Jugend trainiert für Olympia“ teil. Die Grundlagen dafür hat der Weidener maßgeblich gelegt.
Schon 1991 wurde Ramon Gomez-Islinger im BTV erstmalig zum Jugendwart ernannt. Über lange Jahre engagiert er sich an weiteren unterschiedlichsten Stellen: als Sportwart, als Vizepräsident, als Landestrainer. Heute arbeitet der Lehrer für Biologie und Sport besonders im Schul-Alltag an der Verknüpfung von Sport und Schule.
Dafür erhielt er 2019 sogar die Schulsport-Verdienstmedaille des bayerischen Kultusministeriums, die seine außergewöhnlichen Beiträge zur Schülerbewegung und -motivation würdigt. Seine Leidenschaft für Sport beeinflusst Schüler und Lehrer gleichermaßen, und er ist eine treibende Kraft für innovative Projekte. So sorgte er nicht nur dafür, dass Triathlon zu den Schülern kam, auch Kollegen begeistert er dafür und bringt sich als Lehrgangsleiter und Referent in der Lehrer-Fortbildung mit dem Schwerpunkt Ausdauersport im Sommer und Winter ein.
Seit 2016 ist Ramon Gomez-Islinger Konrektor an der Lobkowitz-Realschule in Neustadt an der Waldnaab. Mit Projekten wie Wintersporttagen, der Förderung von Skilanglauf und Mountainbiking und weiteren innovativen Ideen hat er die Schulkultur nachhaltig geprägt. Auch für das regelmäßig in Weiden stattfindende Nordbayern-Finale für „Jugend trainiert für Olympia“ gewährleistet er mit seinem Team alle notwendigen organisatorischen Arbeiten und bietet regelmäßig einen motivierenden Rahmen.
Hallo Ramon,
Sport in der Schule hat sich in den letzten 30 Jahren ganz schön verändert. Was ist positiv, was ist negativ?
Insgesamt zielt der Schulsport nicht mehr unmittelbar auf standardisierte Bewegungsabläufe und Technikoptimierung in ausgewählten Sportarten ab, sondern er ist breiter und vielfältiger geworden. Die Freude an der Bewegung rückt deutlicher in der Vordergrund, die Motivation unserer Schülerinnen und Schüler für Gesundheit und Fitness sowie eine solide motorische, koordinative und konditionelle Basis für „Lifetime Sportarten“ sind ein wesentliches Anliegen des Schulsports. Genau mit dieser Zielsetzung bietet der Triathlonsport ein ideales Lernfeld.
Bei den Wettbewerben „Jugend trainiert für Olympia“ gab es im Triathlon in diesem Jahr einen Teilnehmer-Rekord. Darüber hinaus gibt es in ganz Bayern zahlreiche Schultriathlons, die es mit sehr niedrigschwelligen Angeboten schaffen, viele Kids an den Start zu bringen. Wo gibt’s noch Verbesserungspotenzial?
Triathlon wird in der öffentlichen Wahrnehmung regelmäßig mit einem „eisernen Image“ und dem kaum Machbaren, Außergewöhnlichen und Extremen assoziiert. Meines Erachtens wird diese fordernde Option mit „Survival Charakter“ nicht dem Potenzial der Sportart gerecht. Kurze Formate bieten machbare Ziele für grundsätzlich sportlich Ambitionierte, alleine die Kombination aus drei Sportarten ohne Pausen bietet ausreichend Anreiz sich im Triathlonsport zu versuchen. Ebenso die Möglichkeit in einer Staffel seine individuelle Stärke in einem Team einzubringen und gemeinsam ein Ziel zu erreichen, das man im Alleingang sich möglicherweise nicht zugetraut hätte. Dieser soziale Aspekt weckt auch den Team-Spirit bei niederschwelligen Schulsportwettkämpfen ungemein, man hat in der Gemeinschaft eine Leistung erzielt und sich die Verantwortlichkeit für das erfolgreiche Gelingen aufgeteilt. Nicht zuletzt kann man zudem seinen Stolz und seine Freude im Team miteinander teilen.
Was motiviert Kinder und Jugendliche damals und heute aus deiner Sicht am meisten?
Die Motivation kommt stets über die Bestätigung des eigenen Tuns und der persönlichen Leistung. Damit dies gelingt, sind einfühlsame Begleiter, Förderer und Berater notwendig. Dies können Eltern sein, die mit Augenmaß fördern, aber auch Lehrkräfte, die im Rahmen schulsportlicher Aktivitäten einfach neue Ziele und Möglichkeiten aufzeigen und prozessbegleitend eröffnen. Eine der wichtigsten Positionen und Verantwortlichkeiten würde ich dem Vereinsübungsleiter und Trainer zubilligen. Hier gilt es, grundsätzlich an der Sportart interessierten Jugendlichen, mit einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen und unter Berücksichtigung der persönlichen Entwicklung des Schützlings einen behutsamen und sukzessiven Einstieg in ein zielgerichtetes Training zu ermöglichen. Dieser vorausschauende und fürsorgliche Umgang mit den entsprechend interessierten Kindern und Jugendlichen schafft eine Vertrauensbasis zwischenTrainer und jungem Athleten, der Sicherheit sowie Akzeptanz vermittelt und damit den Nachwuchssportler auf seinem Weg bestätigt.
Vielen Dank für dein Engagement, Ramon!
Der Beitrag erschien im Rahmen der Serie „40 Jahre Triathlon in Bayern“. Alle Beiträge finden Sie hier.
Fotos: private Aufnahmen