Motivation im Kinder- und Jugendtriathlon: Sport zwischen Spaß und Wettkampf

Kinder, die sich kaum bewegen, und andere, die schon im Grundschulalter hart trainieren – beide Extreme sind im Sportalltag Realität. Wie schaffen es Trainerinnen, Trainer und Vereine, junge Athletinnen und Athleten langfristig für den Triathlon zu begeistern, ohne den Spaß aus den Augen zu verlieren? Beim Verbands- und Thementag des Bayerischen Triathlon-Verbandes e.V. widmet sich Hanna Krauss dieser zentralen Frage. Die Trainerin und Inhaberin eines Kinder-Sport-Clubs berichtet aus jahrelanger Erfahrung, wie der Spagat zwischen Freude, Motivation und Leistungsorientierung im Kinder- und Jugendtriathlon gelingen kann.

Im Vortrag zeigt sie, wie Trainings- und Wettkampfgestaltung kindgerecht, motivierend und entwicklungsfördernd gelingen kann. Zum Mitnehmen gibt es viele praktischen Beispiele und Ideen für den Umgang mit Kindern und Eltern. Denn Motivation entsteht nicht durch Druck, sondern durch Erfolgserlebnisse, Gemeinschaft und Begeisterung. Ziel ist es, Kinder dort abzuholen, wo sie stehen – egal, ob sie einfach Spaß an Bewegung haben oder ambitioniert Ziele verfolgen.

Hanna, was hat dich dazu gebracht, dich mit Motivation im Kinder- und Jugendtriathlon zu beschäftigen?

Sportwissenschaftlerin Hanna Krauß

Ich habe über die Jahre gemerkt, dass Kinder eine ganz andere Motivation haben als Erwachsene. Sie trainieren nicht, um fit zu bleiben oder gesund zu leben – sie trainieren, um sich zu messen, etwas zu erleben, sich zu beweisen. Kinder lieben Wettkämpfe, und das gilt nicht nur für die Schnellsten. Auch Kinder, die vielleicht nicht die sportlich Besten sind, messen sich gern – wenn sie die Chance bekommen, auch mal Erfolg zu erleben. Genau das liegt in der Verantwortung der Trainer: das Training so zu gestalten, dass jedes Kind seine Erfolgsmomente hat. Es geht nicht darum, wer der oder die Schnellste ist, sondern darum, dass jedes Kind merkt: Ich kann etwas schaffen. Diese Mischung aus Freude, Ziel und Erlebnis hat mich dazu gebracht, mich intensiver mit kindlicher Motivation im Triathlon zu beschäftigen.

Welche typischen Fehler passieren im Umgang mit kindlicher Motivation und wie kann man sie vermeiden?

Ein häufiger Fehler ist, kindliche Wettkampflust entweder zu unterdrücken oder zu übertreiben. Viele Erwachsene haben Angst, dass Kinder zu sehr unter Druck geraten – andere wiederum legen zu viel Gewicht auf Ergebnisse. Beides ist schädlich. Kinder brauchen Herausforderungen, die erreichbar sind, und die Erfahrung, dass Anstrengung sich lohnt. Motivation entsteht, wenn Kinder sich gesehen fühlen, Fortschritte wahrnehmen und Erfolge feiern dürfen – ganz egal, ob sie auf dem Podest stehen oder einfach eine persönliche Hürde gemeistert haben. Wenn wir das schaffen, bleibt der Spaß erhalten und die Motivation wächst von innen heraus.

Warum ist das Thema gerade heute so wichtig?

In einer Zeit, in der Bewegung oft zu kurz kommt und viele Kinder Schwierigkeiten haben, sich langfristig für Sport zu begeistern, ist Motivation entscheidend. Leistungssport hat für viele Eltern einen negativen Beigeschmack bekommen – zu Unrecht, finde ich. Denn richtig gestaltet, kann leistungsorientiertes Training Kindern unglaublich viel geben: Disziplin, Teamgeist, Selbstvertrauen, Umgang mit Rückschlägen und das Erleben, dass Anstrengung sich lohnt. Diese Werte sind heute wichtiger denn je und gehen im Alltag oft verloren. Kindgerechter Leistungssport ist also nicht das Problem – er ist ein Teil der Lösung.

Vielen Dank! Mehr zu dem Thema gibt es am 8. November in Ingolstadt.

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Foto: Guntram Rudolph