Gerhard Müller: Ich freue mich schon auf 2026!
Gerhard Müller startet seit Jahrzehnten bei Ausdauerwettkämpfen. In der vergangenen Saison feierte er ein ganz besonderes Jubiläum: Er finishte seinen 500. Wettkampf mit Erfolg. Allein diese Zahlen sind beeindruckend. Auch in der nächsten Saison hat der 77-Jährige natürlich noch einige Ziele. Aber kann man sich nach so vielen Rennen noch an sein Rookie Race erinnern? Wir haben ihn gefragt.
Hallo Gerhard,
was hast Du im nächsten Jahr geplant?
Ich mache jetzt – ununterbrochen – seit 36 Jahren Wettkämpfe. Durchschnittlich habe ich 14 DTU-Wettkämpfe absolviert. Insgesamt waren es meistens 18 bis 21 Stück pro Jahr. Wenn man das zusammenzählt kommen fast 27.523 Wettkampf-Kilometer zusammen. Meine Trainings-Kilometer werden allerdings nicht bekannt gegeben. Deshalb habe ich meiner Frau versprochen die nächsten beiden Jahre ein „bisschen“ kürzerzutreten und höchstens zehn Triathlons bzw. Duathlons zu bestreiten.
Du bist seit über 55 Jahren Ausdauersportler mit Leib und Seele. Wie kamst Du dazu und kannst Du Dich noch an Dein erstes Rennen erinnern?
Natürlich kann ich mich erinnern. Das war 1965. Ich habe mit 19 Jahren einen 2.000m Crosslauf in Ansbach gemacht. In 7:07 Minuten und habe den Lauf gewonnen. Nachdem ich aber seit 1957 auch Handball spiele, war mir die Ausdauer wichtiger. Nach einigen Halbmarathons und 30-35 Kilometer-Läufen habe ich in Nürnberg 1969 in 2:44:46 Std. mein bestes Rennen an 3. Stelle gefinisht. Es kamen dann noch über 50 Marathons dazu – auch Marathon–Athen. Da gab’s natürlich auch Siege und gute Platzierungen in den jeweiligen Altersklassen.
Bei über 500 Rennen kann man sich sicher nicht an jedes einzelne erinnern. Bestimmt aber an einige Highlights. Was war das Besonderste, was das kurioseste und was das schlimmste Rennen?
Fangen wir mit dem schlimmsten an: die Mitteldistanz in Ingolstadt 2022. Um 08:00 Uhr war es warm, sonnig, 19 Grad im Baggersee. Erst für 12:00 Uhr war Regen gemeldet. Aber am Ende des Schwimmens gab es einen Wetterumsturz mit Regen und einem Temperatursturz auf 8 Grad. Trotzdem ging es in die nassen Strümpfe und Schuhe und aufs Rad. Niemand hatte Regensachen oder warme Kleidung parat. Viele Athleten haben gleich oder nach einigen Kilometern mit Unterkühlung aufgegeben. THW und Feuerwehr gaben ihre Mäntel an die Teilnehmer und Einwohner der Dörfer ließen Athleten ins Haus, um sich aufzuwärmen und gaben heiße Getränke. Ich fuhr nach 40 von 80 Kilometern in die Wechselzone und gab auf, da ich nicht mehr schalten und bremsen konnte. Meine erste Aufgabe im 34. Jahr. Selbst in der warmen Kleidung habe ich dann noch eine halbe Stunde gezittert.
Die besonderen Rennen: Seit 1988 war ich am Schliersee dabei. Klares Wasser, eine traumhafte Rad- und Laufstrecke und der legendäre Kaiserschmarrn im Ziel. Auf gleicher Ebene ordne ich den Allgäu Triathlon in Immenstadt ein. Die Versorgung vor und nach dem Wettkampf sind unbeschreiblich super. Und natürlich sind alle meine 17 Langdistanzen etwas Besonderes. Ich war u.a. in Roth, Zofingen, Frankfurt, Köln…
Der Kurioseste: Das war die DM Duathlon 2002, glaube ich, in Neustadt a.d.A. Beim Radfahren mussten zehn (!) Runden mit je vier Kilometern absolviert werden. Seitdem weiß ich, dass außer mir und einigen wenigen Athleten, viele nicht bis zehn zählen können. Sie sind nur acht oder neun Runden und einer sogar elf Runden gefahren. Da es keine elektronische Rundenzählung gab, gab es im Anschluss Proteste der Teilnehmer: „Der war dauernd vor mir – und ist schon in der achten oder neunten Runde ins Ziel gefahren!“ Einige gaben das dann auch zu, andere nicht. Die Siegerehrung musste wegen der Tumulte abgebrochen werden. Auch nach zwei Stunden sah sich die Orga nicht imstande eine Siegerehrung durchzuführen.
Gut, Du musst Dich ja auch nicht an jedes Rennen erinnern, denn Du hast in Deinem Keller die wohl umfangreichste Dokumentation, die man finden kann. Urkunden, Ergebnislisten, T-Shirts, Medaillen… wie viel Platz brauchen 45 Jahre individuelle Sportgeschichte?
Die Hängeregister (142 Stück) in den Schränken aneinander gereiht, nehmen 3,15 Meter ein. Der dickste ist Schliersee. Im Arbeitszimmer stehen nur die Pokale der ersten Plätze. Die Pokale der anderen Plätze werden für unseren „Weiherlauf“ umgestaltet. Die T-Shirts sind im Sportkeller in den Schränken verstaut. Für jedes Jahr gibt es ein eigenes Fach – es sind mittlerweile also 36 Fächer. Ich war aber auch qualitativ erfolgreich: Ich habe 46 Medaillen bei WMs, EMs, DMs und BMs mit nach Hause gebracht. Auch aus Italien, der Schweiz (5x), Österreich (4x) und Holland.
Wird der Sport nicht irgendwann langweilig? Wie hast Du für Dich immer wieder neue Ziele gefunden?
Seit 65 Jahren spiele ich im Tor Handball. Früher höherklassig und auch jetzt nicht in der „AH“, sondern „BK“ oder „BL“. Das bedeutet, dass ich auch trainieren muss. Dann gehe ich regelmäßig zu „Kieser-Training“, um körperlich fit zu bleiben. 45 Mal habe ich das bayerische und deutsche Sportabzeichen gemacht. 2017 habe ich den Möhrendorfer Karpfenweiherlauf ins Leben gerufen – ein wunderschöner Landschaftlauf von 7 bis 21,1 km. Ein bisschen Zeit brauche ich noch für meine anderen Ehrenämter. Ich bin 1. Vorstand im Verein, Schriftführer im Bezirk Mittelfranken und auch ein bisschen bei der DTU aktiv. Langweilig wird das auf jeden Fll nicht. Ich freue mich schon auf 2026! Warum? Dann komme ich in die neue Altersklasse!
Danke für das Interview und viel Erfolg für Deine neuen Ziele.
Alles rund um Triathlon und „erste Male“ gibt es in der Übersicht unseres Adventskalenders.
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Fotos: privat