Teresa Knoll: “Ich sehe kaum Unterschiede”

Teresa Knoll betreut den Landeskader 2 im Bayerischen Triathlon-Verband. Sie führt die Kinder und Jugendlichen an ambitioniertere Ziele heran und vermittelt dabei vor allem die Freude am Sport. Wir haben uns mit ihr unterhalten.

Hallo Teresa,
Du bist seit Jahren im Nachwuchssport aktiv. Was ist deine Aufgabe beim Bayerischen Triathlon-Verband und wie kamst du dazu?  

Ich bin als Landestrainerin für den Landeskader 2 zuständig. Das heißt, für die meist jüngeren Kids der Schüler A und Jugend B sowie ältere Quereinsteiger. Neben der Durchführung von regelmäßigen Lehrgängen mit dem Landekader 2, gehört die Sichtung von neuen Talenten zu meinen Hauptaufgaben.
Ich bin durch dazu gekommen, als klar wurde, dass es eine Gruppe zwischen dem LK1 und dem Jugendsport geben muss, um die jüngeren Kids etwas früher aber mit viel Spaß an den Leistungssport heranzuführen. Da ich zu dem Zeitpunkt gerade nach einer neuen Herausforderung als Triathlontrainerin im Nachwuchsbereich suchte – ohne mich dabei fix an einen Ort oder Verein zu binden – war das vor über sechs Jahren ein wirklich glücklicher Zufall.

Als Trainerin des LK2 bekommst du viel von den Kindern mit. Was ist besonders bei den Mädchen die Motivation zum Sport, warum steigen dennoch viele im Jugendalter aus? 

Ich glaube, dass es in der Motivation grundsätzlich keinen Unterschied zwischen Jungs und Mädchen gibt. Beide Geschlechter haben einfach den Ehrgeiz sich sportlich zu vergleichen und sich durch Training soweit zu verbessern, dass sie eben der Beste/ die Beste werden. Diese intrinisische Motivation ist auch das Wichtigste, um langfristig dabei zu bleiben.

Allerdings ist es ebenso so, dass ab der Jugend A die Distanzen länger werden, und damit das Training deutlich gesteigert werden muss. Das trifft bei den Mädchen meist auf die Zeit, wo durch die Pubertät die meisten körperlichen Änderungen geschehen und das macht das Training komplexer und erfordert nochmal ein ganz anderes Maß an Durchhaltevermögen. Dieses Durchhaltevermögen macht dann am Ende meist den Unterschied zu denen, die diesen Aufwand (durchaus verständlicherweise) nicht mehr betreiben wollen oder können. Es gibt aber auch immer einige Jungs, die zu diesem Zeitpunkt andere Prioritäten setzten. Das heißt, so groß ist der Unterschied dann am Ende gar nicht.

Vor fünf Jahren war es z.B. so, dass im Juniorinnenbereich die nationalen Wettkämpfe sehr schwach mit 15 Starterinnen besetzt waren – wohingegen die Junioren Starterfelder von 40 oder mehr Athleten hatten. Im Jahr 2022 ist dieser Unterschied schon deutlich geringer: bis zu 30 Starterinnen zeichnen sich im Juniorinnen-Bereich ab. Es freut mich, dass also die Unterschiede deutlich abnehmen.

Trotzdem gebe ich den Jugendlichen immer mit auf den Weg, dass es eben nicht jede/r zum Leistungssportler schaffen kann, sondern es einfach wichtig ist, dass sie Spaß an Bewegung haben und dies ihr Leben lang behalten sollen. Und die Tür zum Leistungssport schließt sich ja vielleicht auch nicht für immer, sondern man kann ja später immer noch einen Versuch starten, ob man nicht einen Fuß in die Tür bekommt. Viele ermuntere ich auch, sich als Trainer auszuprobieren – hier hoffe ich, dass wir in den nächsten Jahren auch noch mehr weibliche Triathlontrainer in den Vereinen und im Verband bekommen.

Bist du selbst auch sportlich aktiv?  

Ich mache noch alle drei Sportarten – also Schwimmen, Radfahren, aber v.a. eher Offroad mit dem Gravelbike sowie natürlich Laufen. Ich bin aber auch viel Outdoor unterwegs z.B. beim Langlaufen oder Wandern. Nur auf Wettkämpfe habe ich, zumindest derzeit, wenig Lust – auch weil ich dann das Ganze mit mehr Ernsthaftigkeit verfolgen müsste 🙂

Oft vermittelst du zwischen Breiten- und Leistungssport: Kinder kommen aus den Vereinen zu dir und wachsen in den Leistungssport hinein. Welche Unterstützung brauchen Kinder und Jugendliche dann?

Ich passe das Training individuell an die entsprechenden Fähigkeiten und/oder die erforderliche Wettkampfdistanz an – dadurch habe ich während des Trainings oftmals Geschlecht-gemischte Untergruppen. Auch zwischen Leistungs- und Breitensport sehe ich im Bereich der Schüler A und ersten Jugend Jahre noch einen großen fließenden Übergang. D.h. der Sprung vom Breitensport zum Leistungssport ist relativ klein – das ist ja auch im Vereinstraining gar nicht anders zu handhaben. Dort haben die Trainer ja selten eine so homogene Trainingsgruppe oder eben 3-4 Untergruppen wie ich bei meinen Lehrgängen.

Wichtig ist mir hier nochmal zu betonen, dass man keinesfalls das Erwachsenentraining auf Kinder- und Jugendtraining runter brechen kann, sondern vielseitiges, altersgerechtes Training mit einem hohen Spaßfaktor anbieten sollte – Ernst wird es früh genug ;). Dabei sollte v.a. das Schwimmen fokussiert werden, da das Schwimmen später einfach schwieriger zu erlernen ist, aber gleichzeitig die Grundvoraussetzung für eine solide Leistung im Triathlon ist.

Was macht dir an der Arbeit besonders Spaß?

Ich finde es einfach schön, die Kids am Anfang ihrer sportlichen Entwicklung zu begleiten und verfolge sie und ihre Entwicklung dann natürlich auch weiterhin. Das schönste ist für mich, wenn sich Sportler Jahre später an mich wenden und sich bedanken, dass ich sie eben auf ihrem Weg motiviert und unterstützt habe. 

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview ist Teil des Adventskalenders 2022. Mehr starke Frauen gibt es dort.

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Foto: Carla Nagel