Niclas Bock war Nachwuchssportler, Profi-Athlet und als Age Grouper unterwegs. Als Aktiver konnte er Titel, wie Altersklassen-Europameister oder Deutscher Meister in der U23 feiern. Heute hat er Triathlon zu seinem Beruf gemacht. Nicht als Athlet, dafür aber als Medienschaffender, als Berater und Influencer. Wer so lange dabei ist, hat sicher ein paar „erste Male“ erlebt. Ob es immer noch Neues für ihn gibt, das haben wir ihn gefragt.
Hallo Niclas,
wie bist Du eigentlich zum Triathlon gekommen und wie war Dein erstes Rennen?
Der Grund war eine Wette mit meinem Vater. Es ging darum, wer bei einem 10-Kilometer-Lauf schneller ist. Der Lauf hat nicht nur viel Spaß gemacht, sondern hat ohne große Vorbereitung auch überraschend gut geklappt. Ich wurde von einem lokalen Triathlontrainer angesprochen, ob ich nicht mal zum Training vorbeikommen möchte. Da die Fußball-Saison noch Winterpause hatte, habe ich dort einfach mal vorbeigeschaut. Es war toll, eine neue Sportart kennenzulernen, und so bin ich im Triathlon, über den Einstieg im lokalen Verein, kleben geblieben.
Als Jugendlicher und junger Erwachsener hast Du einige Erfolge gefeiert. Was macht das mit einem? Vor allem aber, wie geht es einem, wenn es mal nicht mehr so rund läuft?
In dem Moment war das natürlich toll und eine schöne Motivation, um am Ball zu bleiben. Wenn es gut läuft, willst Du ja normalerweise, dass es immer noch besser wird. Im Rückblick kann ich sagen, dass es eine richtig schöne und besondere Zeit war. Ich weiß zu schätzen, was ich erleben durfte. Außer den schönen Erinnerungen bleibt davon unter’m Strich aber nicht viel übrig.
Wann hast Du Dich dazu entschlossen, als Triathlon-Profi zu starten und wie kam die Entscheidung zustande?
Ich glaube, das hat sich in meinem Fall mehr oder weniger so ergeben. Nach dem Abitur habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert, in dem ich bereits viel Zeit fürs Training hatte und es keine weiteren Verpflichtungen gab. Im Anschluss hatte ich mich für ein Fernstudium entschieden, damit ich weiterhin möglichst viele Freiheiten genießen konnte, um mich flexibel auf den Triathlon konzentrieren zu können. Dadurch, dass es sich dann sportlich gut entwickelt hat, bin ich ins Profitum immer weiter hineingestolpert.
„Triathlon-Profi“ – das klingt für viele traumhaft. Den ganzen Tag trainieren und erholen, in der Welt herumreisen und so seinen Lebensunterhalt verdienen. Ist das wirklich so?
Je jünger man ist, desto eher ist das so. Vor allem, wenn man selbst noch kaum Verpflichtungen hat, denen man nachkommen muss oder in Sachen Familie und Kindern unabhängig ist. Wahrscheinlich ist es heute in den allermeisten Fällen noch genauso, wie es damals bei mir war: Man lebt in dieser Zeit von der Hand in den Mund. Das Geld, was durch kleine Sponsorings, Finanzspritzen der Eltern oder vielleicht sogar mal Siegprämien reinkommt, ist schnell wieder weg, um alle laufenden Kosten zu decken. Wie unbeschwert man das genießen kann, ist dann vermutlich Typsache.
Zwar nicht mehr als Triathlon-Profi, aber Du hast Triathlon dennoch zu Deinem Beruf gemacht. Gab es eine Situation, in der Du Dich dazu entschlossen hast, oder wuchs die Entscheidung langsamer heran?
So, wie ich in den Profisport reingestolpert bin, so bin ich auch wieder rausgestolpert. Als Sportler war ich ja nie einer der Besten, ich war immer nur einer von vielen. Mit Ende 20 und der Gewissheit, dass es sportlich keine großen Sprünge mehr zu erwarten geben würde, musste ich zwangsläufig an die Zukunft denken. Da ich parallel zum Sport immer schon ein großes Interesse für Medien hatte, gerne Texte schrieb oder von meinen Erlebnissen berichtete, entschloss ich mich dazu, die Seiten zu tauschen. Ich wollte nicht mehr Profi sein, sondern in unterschiedlichen Formen über Profis, Events und Szene berichten.
Nun bist Du in vielen Bereichen unterwegs und erfindest Dich und Deine Arbeit nicht selten neu. Dabei sind „Erste Male“ immer aufreibend, strapaziös, anstrengend. Wie behältst Du da einen kühlen Kopf?
Gute Frage. Mir hilft es, einen Plan zu schmieden, bevor ich etwas Neues beginne. Durch die Erfahrungen der letzten Jahre, Bauchgefühl und den Austausch mit Leuten, die mich und meine Arbeit gut kennen, bringe ich die Vorhaben dann meistens an einen Punkt, ab dem ich das Gefühl habe, zu wissen, was zu tun ist, um damit – auf gut Deutsch – nicht auf die Schnauze zu fallen. Gleichzeitig setze ich nie voraus, dass alles, was ausprobiert wird, auch funktionieren muss. Es ist immer wichtig, nicht zu stolz zu sein, um Ideen über Bord zu schmeißen. Ich bin froh, dass ich mit dieser Herangehensweise bisher gut gefahren bin.
Danke für das Interview und viel Erfolg für Deine neuen Ziele.
Alles rund um Triathlon und „erste Male“ gibt es in der Übersicht unseres Adventskalenders.
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Foto: Nancy Otto