Interview mit Andreas Dreitz: “2020 ist ein neues Jahr und eine neue Chance – vor allem eine neue Chance auf Hawaii”

Nach 7:59:02 Stunden war es so weit: Am ersten Juli-Sonntag 2019 lief Andreas Dreitz als erster fränkischer Sieger im Rother Stadtgarten über die Ziellinie des Challenge Roth. Der gebürtige Lichtenfelser hatte sich gegen den Schweden Jesper Svensson und den Australier Cameron Wurf durchgesetzt und durfte einen furiosen Sieg bei dem Traditionsrennen feiern. Dabei war der Wettbewerb hochkarätig besetzt: Sechs der besten zehn Männer des Ironman Hawaii 2018 waren am Start. Mit ihnen bestritten 3.500 Einzelstarter und Teilnehmer von 650 Staffeln die Herausforderung.

Besonders im Leistungssport muss selbst der erfolgreichste Athlet mit gelegentlichen Rückschlägen umgehen. Die großen und berechtigten Ambitionen für weitere Weltklasseleistungen sowohl bei der Ironman 70.3 WM in Nizza, als auch beim Ironman Hawaii, musste der Michelauer nach einem Radsturz beim Ironman 70.3 Nizza begraben. Doch schon kurz nach dem Sturz verkündete er “Ich komme zurück.”

Wir haben uns mit ihm über ein Jahr mit Höhen und Tiefen unterhalten.

Hallo Andreas,
die wohl wichtigste Frage vorweg: Wie geht es dir? Konntest Du die Folgen des Sturz bei der Ironman 70.3 WM in den Griff bekommen?

Danke, sehr gut. Die äußerlichen Wunden sind zum Glück alle wieder gut verheilt und auch die Schulter ist wieder voll belastbar. Es bleiben natürlich die unbefriedigenden Rennresultate mit meinen DNFs in Nizza und Hawaii.

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2019 hast Du Höhen und Tiefen erlebt: Der Triumph vor heimischem Publikum in Roth, dann Sturz-Pech und der verletzungsbedingte Ausstieg auf Hawaii. Welche Momente auch abseits der Rennstrecke diesen Jahres werden dir besonders in Erinnerung bleiben?

Roth war gigantisch – da bin ich zu Hause und da fühl ich mich wohl. Auch schon die Tage vor dem Rennen sind Gänsehautfeeling pur und mit meinem Sieg habe ich mir einen Traum erfüllen können. Doch besonders in schweren Momenten, wie bei und nach meinem Sturz in Nizza, kommt es darauf an ein starkes Team um einen zu haben, die auch in schweren Zeiten für einen da sind. Zunächst war ich sehr optimistisch, dass ich es nach Hawaii wieder rechtzeitig in einen vernünftigen Zustand schaffe, doch weitere Rückschläge brachten mich an meine Grenzen.

Nach dem Sieg beim Ironman Italien bei deiner Langdistanz-Premiere 2017 war Roth dein zweiter Sturm auf das oberste Podiums-Treppchen. Was ist das Schwierigste daran, im Rennen ganz vorne zu sein und wie gehst Du damit um?

Ein Rennen anzuführen ist ein unglaublich schönes Gefühl – doch leider wollen das viele. Ich gestalte gerne meine Rennen aktiv und versuche meine Konkurrenten unter Druck zu setzen. In Roth war mein Ziel den Solarer Berg als Erster hochzufahren. Da muss man dann aber auch aufpassen, dass man nicht komplett durchdreht und nicht alle seine Körner verschießt. Eine große Hilfe sind die Zwischenzeiten auf meine Konkurrenten, damit man eine kleine Übersicht vom Rennen hat, denn als Athlet selbst hat man nur sehr limitierte Informationen über das  Renngeschehen, besonders wenn man in Führung liegt.

Andreas Dreitz

Als Spitzensportler ist man häufig auch Vorbild für Breitensportler und Motivationsquelle. Bei den Erdinger Team Tagen trainierst Du mit ihnen. Welche Fragen werden Dir am häufigsten gestellt?

Diesmal war es über mein allgemeines Wohlbefinden nach dem Sturz in Nizza und wie ich mich danach noch für Hawaii motivieren konnte.

Wer oder was motiviert dich?

Die großartigen Leistungen meiner Konkurrenten und dass ich mitspielen darf.

Der Jahreswechsel ist für Viele ein Zeitpunkt um Fazit zu ziehen, aber auch voraus zu blicken. Was stellst Du dir für 2020 vor?

2020 ist ein neues Jahr und eine neue Chance – vor allem eine neue Chance auf Hawaii. Doch bis dahin wird es sicher noch das ein oder andere Highlight geben 😉


Vielen Dank für das Interview!

© Text: Christine Waitz; [18.12.2019]; Fotos: privat