Franca Henseleit ist Eliteschülerin des Sports 2019

2019 war ein erfolgreiches Jahr für Franca Henseleit: In Grimma konnte sie ihren Deutschen Meistertitel verteidigen und empfahl sich für die Junioren-EM in Wert. Dort wurde sie Achte im Einzel und holte in der Mixed Team Relay Gold. Auch die erste WM-Teilnahme der 17-jährigen verlief erfolgreich. Trotz einer Verletzung im Vorfeld wurde sie im August in Lausanne 17. Eine ganz besondere Auszeichnung wird die Sportlerin des Tri-Team Schongau aber beim Neujahresempfang des DOSB entgegennehmen: Die Auszeichnung zur Eliteschülerin des Jahres der Bertolt-Brecht-Schule.

Nicht nur sportliche Leistungen, sondern auch Zielstrebigkeit, ein professionelles Engagement und gute schulische Leistungen sind Kriterien für die Auszeichnung “Eliteschüler des Sports”. Für andere Schülerinnen und Schüler sollen die Eliteschüler des Sports vor allem Vorbilder sein.

2018 wechselte Franca Henseleit an die Bertolt-Brecht-Schule Nürnberg. In kürzester Zeit fand sie sich dort ein und lernt seither in direkter Nähe zu den Trainingsstätten des Bundesstützpunkt Triathlon. Dort wird sie von den Landestrainern Roland Knoll und Stephen Bibow betreut.
Doch wie fühlt es sich an, mit 16 weit weg vom heimischen Steingaden zu leben? Wie geht man mit der Vorbildfunktion um? Wir haben Franca Henseleit gefragt.

Hallo Franca,
als Internatsschülerin und Triathletin bist du viel unterwegs. Konntest Du Weihnachten mit Deiner Familie zu Hause verbringen? Hat sich, seitdem du in Nürnberg lebst, die Wertschätzung für diese Stunden mit der Familie verändert?

Das stimmt, durch den Sport bin ich das ganze Jahr über sehr viel unterwegs. Wirklich ruhige Tage mit der Familie zu Hause gibt es sehr wenige. Deswegen freue ich mich sehr auf Weihnachten. Dann wird das auf jeden Fall nachgeholt, denn die Feiertage verbringe ich natürlich mit der Familie. Insgesamt schätze ich die Zeit mit meiner Familie sehr und die Unterstützung das Jahr über bedeutet mir extrem viel. Seit ich in Nürnberg im Internat wohne, ist mir bewusst geworden, wie wichtig Familie ist und wie bedeutend es ist, wenn sie uns Sportlern zur Seite steht.

Du konntest 2019 zahlreiche Erfolge erringen. Wie schaust du selbst auf das vergangene Jahr zurück? Was war für dich ein großes, was ein kleines Highlight?

Insgesamt bin ich wirklich sehr zufrieden und glücklich über meinen Saisonverlauf 2019. Gerade mein Start bei der JEM in Weert (Niederlande) mit meinem achten Platz und der  Goldmedaille in der Mixed Team Relay waren sicherlich eine meiner Lieblingsmomente.

Besonders war jedoch die Deutsche Jugend- und Juniorenmeisterschaft in Grimma. Das Rennen hat leider mit einem eher schlechten Schwimmen angefangen, lief dann aber immer besser. Gerade das Durchkämpfen von einer anfangs eher schlechteren Ausgangsposition, bis hin zu einem Top-Rennen hat mich sehr motiviert und mir viel Erfahrung eingebracht.

Franca Henseleit während einer Aquajogging-Einheit. Foto: privat

Sicherlich auch ein großes Highlight der Saison war mein erster Start bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Lausanne. Leider war ich in der Vorbereitungsphase verletzt und musste ganze sechs Wochen mit dem Laufen pausieren. Somit blieben mir nur noch zwei Wochen Vorbereitungszeit auf die WM. Die Zwangspause war anfangs nicht leicht zu akzeptieren. Doch ich hatte keine Wahl und musste meinem Körper die nötige Zeit geben, um sich zu regenerieren. Also habe ich meinen Fokus in der Vorbereitungsphase vermehrt aufs Schwimmen gelegt, da ich anfangs auch nicht Radfahren durfte. Die viele Schwimmerei hat sich bei der WM zum Glück bezahlt gemacht und auch meine vielen Athletik- und Aquajoggingeinheiten haben sicherlich dazu beigetragen, ein ganz gutes Rennen in Lausanne anzuliefern. Natürlich lief es durch meinen großen Trainingsrückstand nicht perfekt. Aber die Erfahrung gemacht zu haben, dort starten zu dürfen, war sehr wertvoll für mich und mit meinem Rennen bin ich auch zufrieden.

Im Januar wirst du die Auszeichnung als Eliteschülerin des Sports erhalten. Der DOSB vergibt diesen Titel an Junge Menschen, die für Andere auch ein Vorbild sein sollen. Wer sind deine eigenen Vorbilder und was möchtest Du anderen gerne vorleben?

Um ehrlich zu sein habe ich nicht ein „großes Vorbild“. Vielmehr inspirieren mich viele Weltklasseathleten verschiedener Sportarten. Hinter jedem Erfolg steht ein langer Weg, der bei vielen sicherlich nicht ganz einfach war. Trotzdem haben sie es bis an die Spitze geschafft und das zeigt, dass es möglich ist. Das motiviert mich.
Mir ist es wichtig anderen zu vermitteln, dass man den Sport und seine Leidenschaft an aller erster Stelle für sich selbst macht, und nicht irgendjemand anderem zu Liebe. Natürlich ist es nicht immer einfach und alles macht Spaß. Aber es gehört einfach dazu, zu lernen sich durchzubeißen und für seine Ziele zu kämpfen.

Franca und Simon Henseleit. Foto: Jo Kleindl

Dein Bruder Simon hat in diesem Jahr ebenso zahlreiche nationale und internationale Erfolge gefeiert. Ist er Vorbild, Rivale oder beides? 

Ganz klar Vorbild. Simon hatte in den vergangenen vier Jahren immer wieder mit schweren Verletzungen zu kämpfen und hatte nie die Möglichkeit wirklich zu zeigen, was er drauf hat. Dieses Jahr lief es das erste Mal wieder richtig gut, also ohne jegliche Verletzungen. Simon hat einen sehr großen Kampfgeist. Für seine Motivation, all die Jahre nicht aufzugeben, sondern immer weiter zu kämpfen, bewundere ich ihn sehr.

Auch 2020 wirst du am Bundesleistungsstützpunkt Triathlon in Nürnberg trainieren. Worauf freust du dich besonders? Was sind Deine Ziele für das neue Jahr? 

Jetzt, in der Vorbereitungsphase, freue ich mich immer besonders auf all unsere Trainingslager. Ich finde es einfach schön, Zeit mit dem Team zu verbringen, sich gemeinsam zu pushen und etwas zu erleben. Und ganz ehrlich, es hat schon manchmal seine Vorzüge im Februar auf Mallorca im Warmen trainieren zu dürfen, während hier in Deutschland nicht einmal dran zu denken, ist in kurzer Hose vor die Haustüre zu gehen.
Dann fangen auch schon ziemlich schnell die Wettkämpfe an und darauf freue ich mich auf jeden Fall. Nicht nur auf die Wettkämpfe selbst, sondern auch auf die ganzen Erfahrungen und Erlebnisse, die damit verbunden sind. In den letzten beiden Jahren bin ich durch die Rennen schon ganz gut herumgekommen und darf so auch neben dem Sport sehr viel mitnehmen und erleben.

Mein größtes Ziel für die kommende Saison ist es, unverletzt zu bleiben und mich richtig gut auf die Wettkämpfe vorbereiten zu können. Eine Verletzung vor einem großen Wettkampf ist einfach super-ärgerlich und schade. Deswegen wünsche ich mir eine möglichst verletzungsfreie Saison. Wenn dabei dann auch wieder eine Qualifikation für die JEM und die JWM, die nächstes Jahr in Edmonton (Kanada) stattfindet, rausspringt und ich dort fit  an den Start gehen könnte, wäre das natürlich richtig toll!

Vielen Dank für das Interview! Der BTV ist stolz auf die herausragenden Leistungen der Athleten.

 

© Text: Christine Waitz; [17.12.2019]; Fotos: Jo Kleindl