Interview mit Landestrainerin Teresa Knoll
Teresa Knoll leitet den LK-2-Nachwuchskader des Bayerischen Triathlon-Verbands. Athletinnen und Athleten zwischen 13 und 16 Jahren werden dort auf den weiterführenden LK1-Kader vorbereitet. 22 Talente betreut die 28-Jährige Landestrainerin derzeit. Darunter 15 Sportlerinnen. Wir haben uns mit der Triathlon A-Trainerin über Motivation, Nachwuchssport und ihre Arbeit als Trainerin unterhalten.
Hallo Teresa,
als Leiterin des LK-2 Nachwuchskaders bist du, gemeinsam mit dem leitenden Landestrainer Roland Knoll und Landestrainer Stephen Bibow, für die Sichtung talentierter Athletinnen und Athleten und später deren sportliche Entwicklung verantwortlich. Wie sieht deine Arbeit aus? Welche Aufgaben beschäftigen dich überwiegend?
Zum einen bin ich für die Sichtung von Nachwuchstalenten und Quereinsteigern verantwortlich. Das passiert vor allem bei Wettkämpfen des BTV Nachwuchscups und bei den Swim&Runs. Sichten bedeutet nicht nur, dass ich auf die Ergebnisse schaue, sondern dass ich das konkrete Wettkampfverhalten betrachte. Aus diesem Grund bin ich immer im engen Austausch mit der BTV-Jugend, um Formate und Regelungen im BTV Nachwuchscup abzusprechen.
Zum anderen betreue ich die Sportlerinnen und Sportler in Lehrgängen und berate sie, Eltern und Trainer, um das Heimtraining zu optimieren und die Saison zu planen.
Welche Förderung erhalten die Talente im LK2 und wer ist dabei?
In unserem Kadersystem sind wir in den jüngeren Jahrgängen relativ offen, was mir die Möglichkeit gibt, spontan neue Talente zu den LK2-Lehrgängen einzuladen. Ich versuche einmal im Monat einen eintägigen Lehrgang mit dem LK2 durchzuführen. In diesem Jahr gibt es sogar erstmals drei mehrtägige Trainingslager in Ingolstadt oder Nürnberg.
Ich versuche eine vielseitige sportliche Ausbildung zu fokussieren. Aktuell habe ich zum Beispiel viele Athletinnen und Athleten im Kader, die noch in anderen Sportarten neben Triathlon trainieren. Von Langlauf, über Handball, Hockey, Turnen, Ski Alpin und Eiskunstlauf habe ich wirklich sportlich multibegabte Jugendliche in der Gruppe. Die Beratung rund um die sportliche Laufbahn gehört dazu, auch wenn es um einen Wechsel an den Bundesstützpunkt Triathlon in Nürnberg geht.
Bayern ist einer der wenigen Landesverbände, der mit einer Landestrainerin auch jungen Sportlerinnen eine Ansprechpartnerin gibt. Der DOSB definierte 2016 in einem Diskussionspapier das Ziel, Trainer sollten „Lernbegleiter, Mentoren, Ermöglicher, Berater für selbstbestimmte Sportlerpersönlichkeiten“ sein. Wie wichtig findest Du es, dafür eine weibliche Ansprechpartnerin im Team zu haben?
Grundsätzlich ist das Geschlecht des Trainers nicht relevant für die Qualität der Arbeit. Allerdings ist es im Nachwuchssport sicherlich unabdingbar eine weibliche Ansprechperson, vor allem während Trainingslager, zu bieten. Von Frau zu Frau lassen sich manche Themen – besonders während der Pubertät – einfacher besprechen.
Auch im Sinne einer Vorbildfunktion finde ich es wichtig, dass die jungen Sportlerinnen und Sportler sowohl männliche als auch weibliche Trainer haben.
Du kommst selbst aus dem Schwimmsport und hast Nachwuchsleistungssport erfahren. Damit kannst Du Dich in die Situation der Heranwachsenden bestens hineinversetzen. Was sind häufige Herausforderungen, was sind auf der anderen Seite Chancen und schöne Seiten?
Sport hat, wie das Leben selbst, immer schöne, aber auch viele anstrengende Zeiten. Meiner Meinung nach kann man vom Leistungssport für das spätere Leben nur lernen. Lektionen, wie für seine Ziele zu kämpfen bzw. zu trainieren und zu arbeiten, um sich zu entwickeln, oder auch die Fähigkeit sich im (Schul-)Alltag zu organisieren. In den jungen Jahrgängen lässt sich mit etwas Struktur im Training sehr viel entwickeln. Das ist schön zu sehen.
Schwierig kann es werden, wenn Jugendliche von hochmotivierten Eltern zum Sport getrimmt werden. Oft wird dann auch ein Training von Erwachsenen auf Kinder umgedichtet. Mit viel Feingefühl muss man den Heranwachsenden dann den Spaß und die Freude an Bewegung erst wieder nahe bringen. Bitte nicht falsch verstehen: Unterstützung von zu Hause ist ungemein wichtig, daran besteht kein Zweifel. Aber der elterliche Ehrgeiz sollte ausschließlich die eigenen Leistungen betreffen. Der sportliche Ehrgeiz der Kids kommt von ganz allein.
Das wichtigste für mich als Trainer ist, dass die Kinder und Jugendlichen Spaß am Sport haben und ihm ein Leben lang verbunden bleiben – egal ob im Triathlon, egal ob leistungssportlich oder nicht. Dazu gehört auch zu vermitteln, dass es manchmal auch nicht reicht, um auf höchstem Niveau Sport zu machen. Individuell kann man dann schauen, wohin der Weg noch gehen kann.
Auf welche Ziele arbeiten Du und Dein Kader 2020 hin?
Gute Ergebnisse im BTV Nachwuchscup und eine individuelle (sportliche) Weiterentwicklung der Athletinnen und Athleten. Für die Jugend B wird die Deutsche Meisterschaft im eigenen Bundesland ein Highlight und ein großes Ziel sein. Dort können sie sich auch für den höheren LK1-Kader qualifizieren.
Vielen Dank für das Interview und Dein Engagement!
© Text: Christine Waitz; [09.03.2020]; Fotos: BTV Nachwuchscup/ BTV