Breiten- trifft auf Spitzensport: 500 Triathletinnen und Triathleten beim Alpentriathlon Schliersee

Knapp 350 Altersklassen-Triathletinnen und -Triathleten hauchten dem Mythos Alpentriathlon Schliersee am 17. Juli 2022 neues Leben ein. Nachdem die Traditionsveranstaltung in den letzten Jahren aufgrund der Coronaeinschränkungen nicht durchgeführt werden konnte, fand die 33. Auflage bei besten Triathlon-Bedingungen endlich wieder statt. 

Sprint- statt Kurzdistanz

Allerdings anders als geplant. Trotz intensiver Bemühungen aller beteiligten Organisationen hatten nicht ausreichend Streckenposten zur Absicherung der Rad-Route der Kurzdistanz akquiriert werden können, woraufhin die Veranstalter schweren Herzens die beliebte Streckenführung über 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen absagen mussten.

Da aber mehr als 200 der gemeldeten Altersklassensportlerinnen und –sportler von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hatten, auf die erstmals angebotene Sprintdistanz zu wechseln, stürmten am Sonntag kurz nach 12:00 Uhr mehr als 350 Menschen in den Schliersee, um den 500 Meter langen Schwimmkurs unweit der Vitalwelt in Angriff zu nehmen.

Nach dem ersten Wechsel folgte die 15,5 Kilometer lange Rad-Strecke. Zunächst entlang des Schliersees und weiter durch Neuhaus bis zum Wendepunkt nach Aurach, war die Route noch wenig anspruchsvoll. Das änderte sich aber mit dem Herzstück des Events: dem knapp vier Kilometer langen und mit einer Durchschnittsteigung von 9 % garnierte Aufstieg zum Spitzingsattel (1.127m).

Der sorgt nicht nur regelmäßig für ein Ausscheidungsfahren wie kurz zuvor bereits beim dritten Stopp der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga, die sich im Rahmen der Veranstaltung nach 2013 mit knapp 150 Profis wieder ein Stelldichein in der oberbayerischen Voralpenwelt gegeben hatte, sondern taugt als einer der herausforderndsten Teilstücke eines Triathlons durchaus zur Legendenbildung.

Nach der kurzen aber nicht wenig rasanten Abfahrt zur Wechselzone am Ufer des Spitzingsees bildete der fünf Kilometer lange Laufabschnitt vor einzigartiger Bergkulisse den krönenden Abschluss des Altersklassenrennens.

René Höchenberger siegt

Am schnellsten meisterte René Höchenberger die herausfordernde Strecke des Altersklassenrennens. Der Triathlet des RSC Auto Brosch Kempten überquerte die Ziellinie am Spitzingsee auch dank einer erstklassigen Radperformance, dank der er die deutlich stärkeren Schwimmer Simon Nicolaas Den Barber und Lukas Juranek noch einfing, in 58:40 Minuten.

Zweiter wurde Ben Böhm vom 1. TTC Innsbruck, der in 59:55 Minuten ebenfalls noch unter der Stundenschallmauer blieb. Der Niederländer Den Barber rundete das Podium der Männer als Dritter ab (1:00:24). Vierter wurde der Tscheche Juranek (1:00:48).

„Es hat mir in die Karten gespielt, dass wir mit Neoprenanzug schwimmen durften. Ich bin mit der Spitzengruppe aus dem Wasser gekommen. Dann habe ich abgewartet bis zum Anstieg, weil ich die Entscheidung auf dem Rad suchen wollte. Ich hatte dann genügend Körner und einen guten Vorsprung am Wendepunkt. Ich bin die ersten Kilometer hart angelaufen und bin dann relativ kontrolliert in Ziel gelaufen“, sagte Höchenberger.

Gerechnet hatte der Sieger mit seinem Triumph aber nicht. Allerdings: „Ich habe schon damit geliebäugelt, weil die Strecke mir vom Athletenprofil recht gut liegt. Dass es dann geklappt hat, ist umso schöner. Es gibt in jeder Region gute Triathleten, von daher ist gewinnen nie selbstverständlich. Hier ist es etwas Besonderes. Wenn eine halbe Stunde vor einem die Bundesligaathleten ins Wasser gehen und man die dann auf der gleichen Strecke jagen und nachempfinden darf, wie es ihnen ergangen ist. Der Sieg bedeutet mir sehr, sehr viel.“

Spannung bei den Damen

Einen deutlich knapperen Zieleinlauf gab es bei den Frauen zu verfolgen. Schon beim Schwimmen hatten sich Renate Forstner (BaderMainzl TriTeam TSV1860 Rosenheim), Lea Cagol (SV Würzburg 05) und Kirsi Schmidt (Triteam ein Freiburg) ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert.

Auf dem Rad konnte sich dann Forstner deutlich im Anstieg zum Spitzingsattel, der vor allem auf den letzten Metern von zahlreichen lautstarken Zusehenden frequentiert worden war, absetzen.

Allerdings holte das Verfolgerduo auf den abschließenden fünf Kilometern entlang des Spitzingsees wieder auf und hätte Forstner fast noch kassiert, die am Ende aber einen knappen Vorsprung von gerade einmal 14 Sekunden ins Ziel rettete (1:09:44). Platz zwei ging an Cagol (1:09:58), die bereits Bundesligaerfahrung gesammelt hat, Rang drei an Schmidt (1:10:22).

„Ich freue mich jedes Mal auf das Rennen hier, weil ich aus der Nähe komme. Ich habe mich so gefreut, dass es endlich wieder stattfindet. Das Sprintformat war heute einfach bombig“, sagte die aus Großholzhausen bei Rosenheim stammende Forstner.

„Ich wusste, dass man bei dem Sprintformat alles geben muss“, so die 45-Jährige. Dann war ich nach dem Radfahren erste Frau, weil ich vielleicht den Vorteil hatte, die Strecke zu kennen. Beim Laufen habe ich mir nur gedacht: ‚Renn! Entweder es kommt jemand oder du kommst durch.‘“

Bundesliga: Ejot Team TV Buschhütten übernimmt Führungsposition der Männer

Die beiden Mannschaften des EJOT Team TV Buschhütten haben am Sonntag (17. Juli) das dritte Rennen der Saison der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga am Schliersee gewonnen. Die Männer aus dem Siegerland übernahmen damit auch die Tabellenführung. Bei den Frauen bleibt Triathlon Potsdam an der Spitze.

Alle Ergebnislisten zur Veranstaltung sind online einzusehen.

Text:  Deutsche Triathlon gGmbH
Fotos: Foto: Oliver Kraus